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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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in Autorität. Die hier Lady D. & – in geringerem Maß – ich selbst darstellen. Nachdem wir den Weg vorgegeben hatten, folgten sie uns alle – & ihr Misstrauen ist einigem Stolz gewichen –
    – Die Arbeitsplätze & das zusätzliche Einkommen haben das Ihrige dazu beigetragen – bemerkte Mary trocken.
    – Nein, definitiv nicht – sprach der Torwächter in sein Handy – keiner in der letzten Stunde – ja – ich halte die Augen offen – kann mir nicht vorstellen, das er in diesem Aufzug weit kommt! –
    Er schaltete es ab – drehte sich zum Wagen um & sagte – Tut mir leid, Mr. Parker – einer unserer Rehis ist ausgebüchst – ein älterer Herr – ist vielleicht ein bisschen neben der Kappe – ich rufe mal am besten sein Foto auf dem Computer auf. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder –
    – Das hoffe ich auch, Stan – sagte Parker.
    Mary fuhr los. Vor uns fiel die Straße zum Dorf hinunter ab.
    – 
Rehis?
 – sagte ich.
    – Was? – Ach, so nennt das Personal die Reha-Patienten. Patienten der Klinik sind
Klinis
 – & die im Pflegeheim sind
Pflegis.
Wie
die
das Personal nennen, weiß ich nicht –
Mary – pass auf!
 –
    Mary Parker fuhr – wie gesagt – sehr vorsichtig & blieb im niedrigsten Gang – wir hatten daher kaum mehr als dreißig Sachen drauf, als sie abrupt auf die Bremse trat.
    Dennoch wurde ich durch den plötzlich Halt nach vorn geschleudert & war froh, dass ich mich wenigstens einmal an die Vorschriften gehalten & hinten den Sicherheitsgurt angelegt hatte.
    Wie sagt man so schön? – alles geschah blitzschnell – trotzdem erhaschte ich noch einen Mann, der auf der linken Seite den steilen Hang zur Hecke der Klinik herunterkullerte.
    Dann prallte er auf die Straße & verschwand unter unseren Rädern.
    Alles stand still. Der Wagen – die Zeit – unsere Herzen. Wir waren allesamt überzeugt, ihn überfahren zu haben. Aber dann hätte es doch holpern müssen? – sagte ich mir.
    & dann kam das Holpern. Zumindest wurde der Wagen erschüttert.
    Einen Augenblick lang fühlte es sich wie die zeitverzögerte Bestätigung unserer schlimmsten Befürchtungen an.
    Aber das ergab doch keinen Sinn. Man kann doch nicht jemanden überfahren, nachdem man angehalten hatte!
    Als sogar ich zu dieser logischen Schlussfolgerung kam, erhob sich ein breiter, fast kahler Schädel wie der aufgehende Mond am Horizont der Kühlerhaube – & mir wurde bewusst, dass die Erschütterung von dem Mann verursacht wurde, der sich vorn in den Wagen gekrallt hatte, um sich daran hochzuhieven.
    Er beugte sich über die Kühlerhaube. Er war massig gebaut – & zumindest so viel war von ihm zu sehen, dass man sich ausmalen konnte, wie gewaltig es geholpert hätte, wäre es zum Schlimmsten gekommen.
    Er stierte uns an – mit einer Miene, die sich Kinoanimateure für Oger ausdenken.
    Sein Mund verzog & verknotete sich – & er redete.
    Ich brauchte eine Weile, bis mir bewusst wurde, dass seine verknotete Grimasse ein Lächeln sein sollte – & die Worte, die er sprach, keine Bedrohung, sondern eine Begrüßung waren.
    – Wie geht’s, Leute, wie steht’s? – sagte er.
    Er tastete sich um den Wagen herum – langsam, wie ein Bär, dem es lieber gewesen wäre, hätte er auf allen vieren laufen können. Er nickte Tom & Mary – die beiden immer noch schreckensstarr – freundlich zu, als er an ihnen vorbeikam. Dann griff er nach der Hintertür – & riss sie auf – & sah mich an.
    – Wie geht’s, Mädel – sagte er – auf dem Weg ins Dorf? –
    Ich nickte & wagte es nicht, etwas zu sagen.
    Wunderbar – sagte er – ist noch Platz für einen kleinen Mitfahrer? –
    & ohne auf eine Antwort zu warten, wuchtete er sich rein & pflanzte sich neben mich.
    Bis dahin hatte ich gedacht, er hätte ein grell gestreiftes Sommerhemd & eine Freizeitjacke aus Wolle an – erst jetzt sah ich ihn deutlich vor mir – & ich dachte mir – o Scheiße!
    Er trug Pyjama & Morgenmantel. An seinem linken Fuß einen Lederpantoffel, der rechte Fuß war nackt. Laub & Dornen hatten sich im Stoff verhakt, im Gesicht hatte er einige blutende Kratzer abbekommen.
    Bei näherer Betrachtung – was blieb mir anderes übrig? – wurde mir aber klar, dass er schwerwiegende körperliche Schäden erlitten haben musste, die nicht darauf zurückgeführt werden konnten, dass er durch eine Hecke gekracht & den Abhang zur Straße hinuntergerollt war.
    Er war ein ziemlicher Brocken –

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