Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
misstraut – sondern weil sie sich vor den Kalamitäten fürchtet, die sein Enthusiasmus mal wieder heraufbeschwören könnte. So wie seine Fahrt in die Panzerfalle – nehme ich an.
Er sprach – sehr liebevoll – von seinem Bruder Sidney, dem Finanzfachmann – der jünger ist – & seiner invaliden Schwester Diana – die älter ist. Ohne viel zu sagen, vermittelte Mary den Eindruck, das sie gegen Sid in der City nicht viel einzuwenden hat – aber gegen Schwester Di eine Menge Vorbehalte hegt!
In Mary steckt mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Als Tom vom Kyoto-Haus zu plappern begann & ihre Zustimmung einforderte, es sei in jeder Hinsicht besser als das alte Haus der Parker-Familie, das sie dagegen eingetauscht hatten – erwiderte sie pflichtschuldig – Da hast du wahrscheinlich recht, mein Lieber – aber das alte Haus hatte so einen hübschen Garten – & war so geschützt –
– Ja – genau – erklärte er – als hätte sie damit alles bestätigt, was er gesagt hatte – es lag wirklich geschützt – vor den Wohltaten der Meeresluft & vor dem Ausblick – nichts zu sehen außer Felder & Bäume! Aber jetzt – vom Kyoto oben auf dem Nordkliff – kann man an einem klaren Tag halb nach Holland sehen – & wenn ich mir was für den Entwicklungsplan einfallen lasse, muss ich nicht an meinem Zeichentisch sitzen – ich gehe einfach hinaus in den Garten & sehe hinunter & alles liegt vor mir – so wie es ist! –
– Haben Sie Kyoto selbst entworfen? – fragte ich.
– Natürlich! – ein herrliches Gefühl – keiner, der einem am Zeichentisch über die Schulter schaut – Sie verstehen? Die Gelegenheit, die mir das Konsortium eröffnet – das Planen & Bauen im großen Stil – war nicht der geringste Reiz. Es wird etwas ganz Neues werden – das verspreche ich Ihnen – nichts Zusammengestöppeltes, nichts Zufälliges – jeder Schritt ist sorgfältig durchdacht – jedes Detail zweckdienlich & gewollt! – & ein CO 2 -Fußabdruck wie der einer Katze! –
Das Licht vor uns trug das Versprechen des Meeres in sich. Vor dem tiefblauen Himmel erkannte ich nun die eher finstere Silhouette eines großen Hauses – mehr als eines Hauses – eines herrschaftlichen Anwesens – mit genügend Türmen & Türmchen, um den Eindruck zu erwecken, es hätte in jungen Jahren den Ehrgeiz besessen, sich zu einem Schloss auszuwachsen!
– Denham Park – sagte Tom.
– Wo Lady Denham wohnt? – riet ich.
– O nein. Sie wohnt in Sandytown Hall – erwiderte er – die ihr erster Mann – Hollis – angekauft hat – zusammen mit der Lordschaft der Hundert von Sandytown – ein alter traditioneller Titel – der käuflich erworben werden kann – anders als ihr nachfolgender Titel –
In meinen Ohren klang es, als hätte sie auch diesen käuflich erworben – & ich glaube wahrgenommen zu haben, das Mary dabei leicht zusammenzuckte. Wir Psychologen sind sehr sensibel für so was!
– Das Anwesen Denham – fuhr Tom fort – & natürlich auch der Titel eines Baronets ging an ihren Schwiegerneffen – Edward –
Hier wurde unser Gespräch unterbrochen – wir fuhren mit geöffnetem Schiebedach – um ganz in den Genuss der belebenden Luft von Sandytown zu kommen, nehme ich an – als sich plötzlich – & mit voller Wucht – das Wageninnere mit einem ganz & gar abscheulichen Gestank füllte.
Schweinescheiße! – & nicht zu knapp davon – unsere Güllelagune scheint dagegen ein Rosenteich zu sein!
Mary drückte – unter tausendfacher Entschuldigung – auf den Knopf, um das Schiebedach zu schließen.
– Der Hollis-Schweinehof – sagte sie – nur wäre es eine Beleidigung für jeden anständigen Bauern, wenn man ihn Bauernhof nennt! –
– Aber, aber, meine Liebe – sagte Tom milde – das ist doch ein natürlicher Geruch – & alles Natürliche schadet dem Menschen nicht –
– Aber wie die armen Tiere gehalten werden, daran ist nichts natürlich – sagte Mary.
Intensivlandwirtschaft ist der Preis dafür, dass wir nicht den Preis zahlen wollen, den wir ohne sie zu zahlen hätten – sagte Tom – außerdem kommt es äußerst selten vor, dass der Wind so steht, damit er dieses Aroma nach Sandytown weht –
– In der Tat! – sagte Mary – deswegen verbringt Daphne Brereton ja auch die meiste Zeit im Haus ihres ersten Mannes – selbst nachdem sie ihren zweiten geheiratet hatte! –
Ja – ich
Weitere Kostenlose Bücher