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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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weiß – alles ziemlich mysteriös, aber es wird später erklärt werden. Wir fuhren anderthalb Kilometer oder noch länger an einem hohen Drahtzaun entlang, hinter dem ich unzählige Reihen von Betongebäuden erkennen konnte, die den Charme eines KZ s hatten. Schließlich erreichten wir den Haupteingang zur Farm – versehen mit einem riesigen Doppeltor & einem Schild, auf dem stand
Hollis’ Schinken – der Geschmack von Yorkshire
 – nur hatte sich jemand daran mit einer Spraydose zu schaffen gemacht – & jetzt las man dort –
der Geschmack des Todes.
    Ein Mann mit einem Eimer & einer Scheuerbürste stand auf einer Leiter. Als wir vorbeifuhren, hielt er in seiner Arbeit inne & winkte uns zu. Tom ließ das Fenster herunter & rief hinaus – Morgen, Ollie! Wieder Probleme, was? – aber Mary bremste nicht ab, so dass der Mann keine Zeit für eine Erwiderung hatte – Tom schloss das Fenster, zuvor jedoch bekamen wir erneut eine nahezu tödliche Dosis des schweinischen Gestanks ab.
    Ein paar Minuten darauf, als wir ein Schild mit der Aufschrift Sandytown via Nordkliff erreichten, setzte Mary den Blinker in Richtung Meer.
    – Meine Liebe – sagte Tom – dreh doch die Runde über das Südkliff & durch die Stadt – dann kann Charlotte uns gleich mitteilen, was sie so aufnimmt – erste Eindrücke sind so wichtig –
    Gehorsam schaltete Mary den Blinker aus & fuhr geradeaus weiter.
    Ich verbesserte Tom nicht, was die ersten Eindrücke anbelangte. Von unserer berühmten Exkursion hatte ich – Diplomatin, die ich bin – nichts erzählt. Jetzt sah ich selbst, was Tom – wie konnte es anders sein? – mir bereits erzählt hatte – dass Sandytown – ursprünglich nur ein Fischerdorf – in einer breiten Bucht zwischen zwei einsamen, hohen Landvorsprüngen lag – dem Nordkliff & dem Südkliff.
    Eine gewundene Straße führte vom Nordkliff hinunter zum Meer – durch das Dorf & dann über das Südkliff wieder hinauf zur Küstenstraße.
    Kapiert? – oder soll ich’s dir aufmalen? –
    Als wir uns der Abzweigung zum Südkliff näherten, konnte ich erkennen, dass der Landvorsprung dort von einem Komplex mehrerer Gebäude beherrscht wurde. Eines davon sah wie ein altes Herrenhaus aus – grün vor Efeu – mit einem langen Anbau, im Stil passend zum alten Haus, aber definitiv jüngeren Ursprungs. Knapp zweihundert Meter weiter lag ein modernes zweigeschossiges Gebäude – aus leuchtend weißem Mauerwerk – breiten Spiegelglasfenstern, in denen die vorbeitreibenden weißen Wölkchen am blauen Himmel zu sehen waren. Längsseits davon ein langes eingeschossiges Gebäude im gleichen Stil.
    Als wir von der Küstenstraße bogen – & noch vor dem eigentlichen Abstieg – hielt Mary auf Toms Bitte an einem vergoldeten Eingangstor an – es saß in einer dichten Dornenhecke, die die Grenze des Grundstücks markierte – ein wenig wie der Eingang zum Himmel in der »Pilgerreise«, die du damals als Preis in der Sonntagsschule bekommen hast – du erinnerst dich? – & aus der wir immer die Blätter rissen, um uns Kippen zu drehen!
    Eine große, geschmackvolle Tafel begrüßte uns mit den Worten
Willkommen bei der
AVALON
-
STIFTUNG
.
Aus dem kleinen Torwächterhaus erschien ein Mann – seine Miene entspannte sich zu einem Lächeln, als er den Wagen erkannte.
    – Morgen, Mrs. Parker – Mr. Parker – rief er.
    – Morgen, Stan – erwiderte Parker – wie geht’s so? Die Familie gesund? –
    – Ja, danke – alle wohlauf. & Sie? –
    – Bestens, Stan – sagte Parker – was entweder ein wenig übertrieben war – oder Mr. Godleys heilende Hände hatten wirklich ihren Zweck erfüllt.
    Während sie sich unterhielten, studierte ich den Lageplan unterhalb des Willkommensschilds. Daraus ging hervor, dass der moderne zweigeschossige Block die Avalon-Klinik war – der lange eingeschossige Bau war das Avalon-Pflegeheim – & das alte Haus war die Avalon-Reha-Klinik.
    Das Handy, das der Torwächter am Gürtel befestigt hatte, klingelte. Er entschuldigte sich, wandte sich ab & nahm das Gespräch an.
    – Was halten denn die Einheimischen von der Klinik vor ihrer Haustür? – fragte ich Tom.
    – Waren anfänglich nicht sonderlich erfreut – es gab einiges Gerede über Verrückte & Aussätzige – erwiderte Tom – die Leute auf dem Land sind immer schnell bei der Hand, von Fremden nur das Schlimmste zu denken – aber sie besitzen auch ein natürliches Vertrauen

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