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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erwischt und stattdessen einen Sträfling aus dir gemacht haben.«
    »Noch immer so unverblümt wie früher«, sagt er lächelnd. »Als Nächstes fragen Sie mich wahrscheinlich, was ich hier treibe.«
    »Nicht nötig, meinen Atem zu verschwenden«, antworte ich.
    »Was natürlich nichts anderes heißt, als dass Sie selbst dahinterkommen können«, sagt er.
    Wie viele, die einem Spielchen nicht abgeneigt sind, geht auch Roote immer davon aus, dass andere ebenfalls ihre Spielchen treiben. Habe auch selbst nichts gegen ein Spielchen einzuwenden, solange ich die Regeln aufstelle.
    »Nein«, sage ich. »Es heißt nur, dass ich dir kein Wort abnehme! Aber ich kann sagen, du bist schon lange genug hier, damit unser Wirt weiß, dass du Papageienpisse trinkst.«
    »Eigentlich Cranberry-Saft«, sagt er. »Voller Vitamine, sollten Sie wirklich mal probieren.«
    »Davor werde ich Moriskentänzer«, antworte ich. »Und was die Gründe für deinen Aufenthalt hier anbelangt, interessiert mich das nicht. Es sei denn, sie sind krimineller Natur, was mich nicht überraschen würde.«
    »O Gott. Immer noch das alte Misstrauen.«
    »Nein, nur alter Realismus«, sage ich.
    Dann fahre ich fort, weil ich es ihm nie offen gesagt habe und es ausgesprochen gehört: »Hör zu, Bursche, ich bin dir ewig dankbar, was du für die kleine Rosie Pascoe getan hast. Das solltest du wissen. Das heißt nicht, dass ich die Augen vor schweren Verbrechen verschließen werde, glaub das ja nicht. Aber wenn du mal irgendwo in Mid-Yorkshire deinen Stuhl im absoluten Halteverbot parken willst, dann bist du herzlich dazu eingeladen.«
    Seine Augen füllen sich mit Tränen. Ich weiß nicht, wie er das hinkriegt, aber der Kerl kann das aus dem Stegreif.
    »Ich glaube, das ist das Netteste, was Sie mir jemals gesagt haben, Mr. Dalziel. Wie geht es dem Mädchen? Muss doch schon groß geworden sein. Und der freundliche Mr. Pascoe und seine liebenswerte Frau, wie geht es denen?«
    »Allen gut. Er war ein wenig durcheinander, als er den Kontakt zu dir verloren hat. Was war da los?«
    Er nippt an seinem Getränk. Ich muss den Blick abwenden. Wenn man schon das Rauchen verbietet, dann sollte man doch wenigstens auch Wandschirme aufstellen für Leute, die Zeug mit einer solchen Farbe trinken.
    Dann sagt er: »Ich war tief gerührt von Mr. Pascoes mir entgegengebrachter Besorgnis. Ich bewundere ihn sehr. Nichts wäre mir lieber, als ihn als meinen Freund bezeichnen zu können. Doch genau deswegen vielleicht fürchtete ich, nachdem es mir allmählich wieder besserging, dass die Dankbarkeit, falls er sie irgendwann als Last empfinden sollte, nur allzu leicht in Groll umschlagen könnte. Mr. Pascoe ist ein Mensch mit intensiven Gefühlen. Manchmal vielleicht zu intensiven Gefühlen. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, trotzdem hielt ich es für angebracht, die Dinge zwischen uns etwas abkühlen zu lassen. Als ich zu dem Entschluss kam, die medizinischen Kapazitäten im Königreich hätten alles in ihrer Macht Stehende getan, und ich auf der Suche nach anderen Behandlungsmethoden ins Ausland ging, schien mir das eine gute Gelegenheit zu sein. Tut mir leid, wenn das für Sie zu altruistisch klingt, Mr. Dalziel, aber es ist die Wahrheit.«
    Ich muss zugeben, ich hab es ihm geglaubt.
    »Na«, sage ich, »da hast du wohl einmal in deinem Leben was richtig gemacht.«
    Die Bartür geht auf, und eine junge Frau, mit Tragetaschen beladen, kommt herein. Sie ist groß und dürr wie eine Bogensehne. Schlank, so nennt man das in den Frauenmagazinen, oder rank oder grazil, irgend so einen Blödsinn, für mich ist sie nur dürr. Ich mag Mädels, an denen was ist, woran man sich festhalten kann. Aber Bettler können es sich nicht immer aussuchen, ich habe viele Bogensehnen gekannt, die eine ganze Menge Wumms hatten, im Allgemeinen hab ich mich von den Dünnen und Ausgehungerten aber immer ferngehalten. Nicht dass dieses Mädel auf ihre hohlwangige Model-Art nicht schlecht aussehen würde, sie hat lockiges braunes Haar, einen schönen vollen Mund, ein entschlossenes kleines Kinn und sanfte blaue Augen, die sie auf Roote richtet.
    »Franny, hallo«, sagt sie.
    »Clara«, sagt Roote. »Hallo! Komm, ich möchte dir meinen alten Freund Andrew Dalziel vorstellen. Mr. Dalziel, das ist Clara Brereton.«
    Sie kommt auf uns zu. Trotz der Taschen bewegt sie sich ganz großartig. Muss zugeben, dass ihr dürres Gestell ihr dabei zugutekommt, muss aber auch sagen, dass sich an meiner Cap auf dem

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