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Der Tod im Eis

Der Tod im Eis

Titel: Der Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hergefallen war? Tranken sie alles Blut, egal, von welcher Farbe es war?
    Landru mochte die Möglichkeit nicht ausschließen, auch wenn er sie für unwahrscheinlich hielt. Schon deshalb, weil, wäre es so gewesen, der überlebende Vampir wohl auch über ihn hergefallen wäre.
    Minuten verstrichen, in denen Landru nichts anderes tat, als seine Umgebung aufmerksam zu beobachten. Aber er fand nichts, was sein Mißtrauen erregt hätte. Und es fiel ihm nichts ein, womit er das Rätsel hätte lösen können.
    Und so blieb ihm nur eines zu tun.
    Jener anderen Fährte zu folgen, um weiteren Schaden zu verhindern. Schaden, der in seiner Tragweite den völligen Untergang der Alten Rasse bedeuten konnte.
    Wenig später hetzte ein grauer Wolf hinaus in die verschneite Tundra.
    Und hoch über ihm und in sicherer Entfernung folgte ein dunkles, kleines Etwas seinem Weg.
    *
    Niemand im Dorf hatte sich darüber gewundert, daß sich die Alten alle zugleich auf den Weg zur Hütte des Angatkuq gemacht hatten. Sie trafen sich häufig dort, und es war auch nichts Ungewohntes daran, daß Benji Hosteen in ihrer Mitte war.
    Nur gelächelt hatten jene, die Zeuge des prozessionsartigen Zuges geworden waren. Spöttisch die einen, bedauernd die anderen. Verständnis hatte keiner für diese Ewiggestrigen, die sich verzweifelt an nutz- und sinnlos gewordene Traditionen und Werte klammerten, als wäre ein Leben im Heute nicht möglich.
    Schade nur, dachten einige, daß sie den Jungen mit ihren Spinnereien schon angesteckt hatten. So schwand die Chance, daß mit dem Tod der Alten die Vergangenheit endgültig zu Grabe getragen werden konnte .
    In der Hütte des Schamanen hatten sich - den Jungen und Ma-niilaq selbst nicht gezählt - zwölf Menschen versammelt. In weitem Kreis saßen sie um das Feuer herum, und in der Mitte der Runde stand der Nackte.
    Tattu ...
    Jeden einzelnen hatte der Weltenschöpfer persönlich willkommen geheißen, und sein glosender Blick hatte jeden Zweifel in ihnen erstickt, daß er nicht jenes zweigeschlechtliche Wesen sein könnte, von dem die Geschichten der Ahnen berichteten.
    Der Grund seiner Wiederkehr lag auf der Hand. Die Welt, die Tat-tu einst geschaffen hatte, war nicht länger gut. Die Alten hatten es seit jener Zeit gewußt, da die Naluaqmius, die weißen Männer, in ihr Land gekommen waren. Sie hatten es geplündert und geschändet, Tattus Schöpfung verhöhnt. Daß er sie ihnen fortnahm, um sie mit seinem eigenen Volk neu zu beleben, war nur verständlich.
    Und daß sie selbst zu Dienern dieses neuen Volkes erhoben wurden, war den Alten nicht nur eine Ehre, sondern zugleich eine Bestätigung dafür, daß es richtig gewesen war, all die langen Jahre an der Vergangenheit festzuhalten.
    Wenn man es recht bedachte, wurden sie sogar zu mehr als Dienern - zu Brüdern. Denn Tattu nahm vom Blut eines jeden, und damit verband sie etwas mit dem Weltenschöpfer, das nichts zu trennen vermochte. Nur der Tod. Aber der Gedanke an Tod war etwas, das fast augenblicklich, nachdem Tattu von ihnen getrunken hatte, verblaßte.
    Starr und gebannt lauschten sie seinen Worten. Er erzählte von einer Zukunft, die nur jenen düster erscheinen konnte, die Schuld auf sich geladen hatten und die nun mit ihrem Leben für den Frevel wider aller Tradition büßen mußten.
    Die Alten sahen, daß es gut war, und nickten. Sie erfuhren, was Tattu von ihnen verlangte, und sie waren bereit dazu.
    Stunden verrannen.
    Stunden, in denen Tattu weitere Brüder gebar. Sie lagen noch im Schutz von Kokons, und ein jeder der Alten hatte einen dieser Kokons mitzunehmen, um ihn zu hüten und darauf zu achten, daß nichts und niemand ihm zu nahe kam.
    Während Tattu müde von seinem Schöpfungswerk in der Hütte des Schamanen ruhte, nahmen die Alten ihre Geschenke auf und gingen. Die Nacht, die sich fast schon ihrem Ende zuneigte, verbarg sie vor den Blicken jener, die als erste sterben würden.
    Nur Maniilaq und Benji blieben zurück.
    Sie wachten über Tattus Schlaf.
    Sorgten dafür, daß er zu neuen Kräften kam.
    Gaben ihm zu trinken, wenn den Vampir danach verlangte.
    *
    In einem fort änderte der Wind seine Stärke. In der einen Sekunde strich er als sanfte Brise über die Tundra, in der nächsten war er der stürmische Atem eines unsichtbaren Riesen, um dann übergangslos fast vollends einzuschlafen.
    Der pelzige Körper flatterte deswegen wie taumelnd durch die Luft, und das ewige Auf und Ab zehrte zusätzlich zu der weiten Strecke an den Kräften der

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