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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Den hatte er immer mit.
    Die Touristen waren in Scharen unterwegs und leicht zu erkennen. Sie standen ihm im Weg. Er überlegte, wie wunderbar es sein müsste, die Stadt ganz für sich allein zu haben – außer den dienstbaren Geistern, die ihm das Leben bequem machen würden, natürlich.
    Ein oder zwei Besucher rumpelten mit ihm zusammen. Diese Touristen schauten nie, wohin sie gingen. Sie spazierten in aller Gemütsruhe durch die Stadt, als wäre das kein lebendes, atmendes Gemeinwesen, in dem Menschen zur Arbeit, in die Schule oder zum Einkaufen gingen und allgemein ihren Geschäften nachkamen. Für Touristen war die Stadt ein Museum oder ein Themenpark, so eine Art historischesDisneyland, das man allein zu ihrem Vergnügen errichtet hatte.
    Wright war ein außerordentlich egoistischer Mann und wünschte sich, dass sie alle miteinander tot umfallen und ihm nicht weiter im Weg herumstehen würden. Jetzt, da so viele Leute mit ihm zusammenstießen und die Sonne immer heißer vom Himmel schien, hatte er mächtig Durst bekommen.
    Er bog unvermittelt rechts ab und fand wohltuenden Schatten im allerdings leider keineswegs menschenleeren Corridor, einer beliebten Einkaufspassage, wo Spezialgeschäfte, Cafés und die eine oder andere Bausparkasse angesiedelt waren.
    Als er das Ende der Passage erreicht hatte, blieb er stehen und überlegte, was er jetzt tun könnte. Einkaufen war nicht sein Ding. Das konnte er überall machen.
    Er nahm einen Schluck aus seiner Limonadenflasche – der Whisky, den er eingefüllt hatte, sah ein wenig wie Apfelsaft aus – und erwog die Möglichkeiten. Er ging in Gedanken die Liste der Sehenswürdigkeiten durch. Jeder Tourist in Bath würde doch zuerst in das Römische Bad gehen.
    Hier sprudelten schon seit ewigen Zeiten die heißen Quellen aus der Erde. Die Kelten hatten an dieser Stelle der Göttin des dampfenden Wassers Opfer gebracht. Die Römer hatten das warme Nass in ein Becken geleitet, Thermen, in die sie ihre schmerzenden italienischen Glieder eintauchen konnten, die nicht an das kühlere, feuchte Klima des Landes gewöhnt waren, das sie damals Britannia nannten.
    Die Stadt hatte sich zu einem Ferien- und Badeort entwickelt, wo sich Zivilisten und Soldaten auf Urlaub erholen konnten. Im ganzen römisch besetzten Europa waren dieseThermen einzigartig. Und außerdem gab es dort genügend dunkle Ecken, wo man sich hinsetzen und sich ein Schlückchen hinter die Binde gießen konnte.
    C. A. mochte die Römer. Pragmatische Kerle, die mit eiserner Hand herrschten und sich alles nahmen, wonach ihnen der Sinn stand – ein bisschen wie er selbst.
    O ja, dachte er mit einem Abflug von selbstsüchtiger Nostalgie, das Alte Rom und die Römer, mit denen wäre er gut zurechtgekommen.
    Wright spazierte mit der Limonadenflasche in der Hand durch die Straßen und dachte über seinen Aufenthalt im Laurel Tree Hotel nach. Sein Verriss würde gedruckt werden. Es hatte keine Gelegenheit für Kompromisse gegeben. Wenn er Mrs. Dodd auch nur halbwegs attraktiv gefunden hätte, hätte er ihr geradeheraus sagen können, er würde ihr einen Gefallen tun, wenn auch sie ihm einen täte. Aber leider war sie eine jener »Küchengöttinnen«, deren Attraktivität in keiner Weise an ihre Kochkünste heranreichte. Denn es war erstaunlich, wozu Leute bereit waren, damit er seine Meinung über ihr Hotel änderte. Es war nicht einmal eine hübsche Tochter irgendwo zu sehen gewesen. Schade, dachte er, während er sich die Schönheiten anschaute, die ihm auf den geschäftigen Einkaufsstraßen der Stadt begegneten. Jede Menge attraktive junge Damen. Auch gut angezogen, in allen Stilrichtungen von schrill über Durchschnitt bis Designer.
    In Bath trafen sich Menschen aus allen Bereichen des Lebens, der Kultur und der Gesellschaft. Junge Frauen trugen Sommerkleider, manche waren schulterfrei und alle kurz und zeigten viel Bein. Trotz seines reichlichen Alkoholkonsums entfachte der bloße Gedanke daran, diese Schönheiten näher kennenzulernen, das Feuer in seinen Lenden.
    Das Trinken hatte bisher weder seinen sexuellen Appetitnoch seine Leistungen in dieser Hinsicht beeinträchtigt. Jedenfalls hatte sich noch keine beschwert.
    Der Sonnenschein und die Atmosphäre ringsum trugen noch ein Übriges dazu bei, dass ihm ganz heiß wurde. Er würde einfach mal sein Glück probieren. Er musste nur die Richtige auswählen.
    Seine Augen huschten von einer der jungen Damen zur anderen. Er versuchte, einen Blick von ihnen zu

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