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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Auf der Straße war viel los, und es wurde immer wärmer. Die Leute genossen den Sonnenschein und gingen auf Schnäppchenjagd. C. A. mochte weder warme Sonne noch Einkaufen. Er machtesich auf zum Schatten des Römischen Bades, wo er sicherlich ein wenig Zuflucht vor der Geschäftigkeit hier draußen finden würde.
    Er war lange nicht mehr durch die berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt spaziert. Er erinnerte sich noch an die Dunkelheit und den Anblick des Wasser, das rostrot und dampfend hervorströmte und die Luft ein wenig mit Schwefelduft erfüllte. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Hölle, wenn es die gab, was er aber nicht glaubte. Er hatte eine gute Zeit gewählt und hoffte, das Bad mehr oder weniger für sich allein zu haben.
    Drinnen im Römischen Bad herrschte eine gespenstische Atmosphäre. Das Licht war gedämpft, und die Dunkelheit regte die Phantasie an. Ein Hauch von Geschichte hing in der Luft. Das Wasser der Quelle kam tief aus einem Berg in den nahe gelegenen Mendip Hills.
    Das Wasser stand hier in kleinen Glasbechern zum Verkauf. C. A. Wright rümpfte die Nase. Er hatte dieses Wasser einmal gekostet, und einmal war wirklich genug. Na gut, angeblich war es voller Mineralien, die einem nur guttun konnten, aber seiner Meinung nach roch und schmeckte es lediglich nach faulen Eiern. Er würde doch bei seinem Highland Malt bleiben, herzlichen Dank.
    »Die Führung hat schon angefangen«, erklärte ihm eine Dame. Sie fügte noch hinzu, dass er nun entweder auf die nächste Führung warten oder allein losziehen konnte.
    »Darauf wäre ich auch selbst gekommen. Und ich brauche niemanden, der mir erzählt, was ich ohnehin schon weiß«, antwortete er herrisch.
    Er schnappte sich eine der Broschüren aus einem Ständer in der Nähe der Kasse und las sie genau durch, ehe er eine Eintrittskarte für einen Rundgang kaufte.
    Die Broschüre war so weit in Ordnung, für hiesige Verhältnisse,entschied er, nachdem er nachgesehen hatte, wer das Design und den Druck gemacht hatte. Eine Top-Agentur in London hätte es sicherlich weitaus besser hinbekommen. Niemand konnte es besser als die Leute, die er in London kannte. In Stilfragen konnten seiner Meinung nach diese Provinzstädte London einfach nicht das Wasser reichen.
    Er trödelte ein wenig, damit die Führung auch wirklich einen ausreichenden Vorsprung hatte. Die allgemeine Öffentlichkeit las seine vernichtenden Kritiken vielleicht voller Vertrauen und Begeisterung, aber er erwiderte diese Gefühle keineswegs. Er ging jedenfalls lieber allein durch die alten Gemäuer und ließ sich nicht hetzen. Er wollte nicht geschubst werden. Er wollte nicht, dass irgendjemand sein Vergnügen trübte.
    Das Glück war ihm hold. Die meisten Leute, die in das Römische Bad kamen, wollten nur zum Pump Room weitergehen und dort zu Mittag essen. Er hätte sich keine bessere Zeit aussuchen können.
    Drinnen war es kühl. Eigenwillig, wie er sein Leben lang war, folgte er natürlich nicht den Schildern, die ihn auf einen Rundgang schickten, sondern ging in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem er mit einigen Leuten zusammengerempelt war, die ihm entgegenkamen, spazierte er gemächlich an der Stelle vorbei, wo das Wasser langsam aus einer Öffnung im Gestein floss. Es roch stark nach Eisen. Er atmete tief ein. Das war wesentlich besser, als das Zeug zu trinken.
    Dicht neben der Stelle, wo das Wasser dampfend und rostrot hervorgesprudelt kam, blieb er beim Grabmal eines Kindes stehen. Laut Inschrift war es ein britannisches Mädchen gewesen, das von einem römischen Ehepaar adoptiert worden war. Es war mit drei Jahren gestorben. Wie seltsam,überlegte er. Was würde ein Ehepaar dazu bewegen, so etwas zu tun? Er dachte an ein verwahrlostes Gör, das nach Schlamm und Schweinen stank und dann bei einer kultivierten römischen Familie lebte. Er selbst konnte Kinder nicht ausstehen. Wenn ihn jemand fragte, ob er Kinder mochte, erwiderte er gereizt, ja, schon, aber nur gut gebraten. Das war sein kleiner Witz, so gemein wie er eben war.
    Er machte neben den Überresten einer römischen Zentralheizung (erklärte die Inschrift) eine Pause und stand stramm, als wäre er ein Centurion. Ihm gefiel der Gedanke, diese Rolle zu spielen. Da könnte er andere befehligen, den einen oder anderen fehlgeleiteten Legionär auspeitschen oder es mit weiblichen Sklaven treiben.
    Er fand eine gemütliche Ecke mit einem passenden Stein, auf den er sich niederlassen konnte, zog seine Limonadenflasche hervor und

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