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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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erhaschen, einen Funken von Interesse ihrerseits wahrzunehmen.
    Aber der Tag war ja noch jung. Er würde schon eine finden. Irgendwann.
    Er ging durch die Säulenarkade, die den Abbey Churchyard von der Stall Street trennt, als ihm jemand scheppernd einen gelben Plastikeimer mit Münzen vor die Nase hielt.
    Eine junge Frau mit fingerlosen Handschuhen reckte ihm das Kinn entgegen und bat ihn um eine großzügige Spende. »Ein Pfund wäre prima. Fünf, wenn Sie die Spendierhosen anhaben.«
    Sie war hübsch, lässig in Jeans und eine grüne Weste mit Pelzbesatz über einem langärmligen roten T-Shirt gekleidet. Sie hatte blaue Augen und einen frischen Teint. Ihr langes Haar glänzte dunkelbraun. Die Figur war knackig und das T-Shirt weit genug ausgeschnitten, um ihm einen Blick auf ein schönes Dekolleté zu gestatten.
    Wright blieb wie angewurzelt stehen. »Ach wirklich, Schätzchen? Und wofür soll ich das Geld spenden?«, fragte er und gab sich alle Mühe, seine Augen von ihrem Busen loszureißen.
    »Für die Devlin-Stiftung. Die kümmert sich im Wesentlichen um Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen.« Seinen lüsternen Blick hatte sie nicht bemerkt. Vorerst nicht.
    »Und was habe ich davon?«, fragte er und schaffte es endlich, seine glasigen Augen von ihrem Ausschnitt auf ihr Gesichtzu richten. »Na los. Machen Sie mir ein verlockendes Angebot.«
    Sie zögerte keine Sekunde. Aufrichtiger Eifer stand auf ihrem Gesicht. Sie leistete ihren Beitrag zum Kampf gegen die Armut, und sie fühlte sich gut dabei. Was tat es da zur Sache, dass er eine Whiskyfahne hatte und wie ein schwindsüchtiger Gartenzwerg aussah? Er hatte Geld, oder nicht?
    Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf. »Die Befriedigung, dass Sie den Ärmsten der Armen etwas Gutes tun. Aber wenn Ihnen das nicht reicht, können Sie sich auch noch mit Teddy Devlin fotografieren lassen.« Sie deutete mit dem Kopf auf einen riesigen Teddybären, der zwischen zwei Säulen lehnte.
    C. A. Wright war alles andere als barmherzig. Er hasste die Rundschreiben, die ihn um Geld für alle möglichen guten Zwecke anbettelten. Er hasste es überhaupt, um Geld gebeten zu werden. Außerdem war er nicht gerade scharf auf Teddybären.
    Seine Unterlippe verzog sich verächtlich, während er versuchte, charmant zu bleiben. »Nicht mein Ding. Ich verspüre Befriedigung weder, wenn ich den Ärmsten der Armen helfe, noch wenn ich neben einem Teddybär stehe. In der Nähe einer sehr hübschen jungen Dame zu sein ... na, das ist eine völlig andere Sache.«
    Kleine Falten bildeten sich um seinen lächelnden Mund, während ein Mundwinkel sich nach unten, der andere nach oben verzog.
    Die junge Frau war nicht von gestern. Sie begriff die Anspielung und wusste, was nun kommen würde. Aber sie unternahm tapfer noch einen letzten Versuch.
    »Es ist wirklich befriedigend, Menschen zu helfen, die in Not sind«, beteuerte sie. Bei ihrer Ausbildung hatte man ihr beigebracht, genau die richtigen Worte zu wählen.
    Triefend vor widerlichem Charme beugte sich C. A. Wright vor, bis seine Lippen beinahe an ihrem Ohr waren.
    »Ich wette, du könntest mich befriedigen, Schätzchen. Dafür würde ich dir sogar mehr als einen Fünfer geben.«
    Er leckte an ihrem Ohr.
    Die junge Frau fuhr zurück. »Verpiss dich!«
    »Das ist aber gar nicht sehr barmherzig. Und warum Anstoß nehmen, junge Frau? Die Armen dieser Stadt wären Ihnen sicher sehr dankbar für Ihren ehrlich verdienten Beitrag.«
    Sie streckte ihm den Mittelfinger hin und sprach tonlos Worte, die eine rechtschaffene Spendensammlerin eigentlich nicht über die Lippen bringen sollte.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte fort, klapperte mit den Münzen in ihrem gelben Eimer, sprach andere Leute an und bot denen an, sich mit Teddy Devlin fotografieren zu lassen.
    C. A. fühlte sich ein wenig beleidigt, aber keineswegs abgeschreckt. Er schaute zu, wie großzügige Menschen in Börsen und Jackentaschen griffen, einige tiefer als andere.
    »Verdammte Idioten«, murmelte er vor sich hin. Was hatte es für einen Sinn, Geld wegzugeben und nichts dafür zu kriegen?
    Er leckte sich die trockenen Lippen, zog seine Limonadenflasche hervor und nahm einen großen Schluck.
    Macht nichts, die Kleine war zwar hübsch gewesen, aber andere Mütter hatten auch schöne Töchter. Er würde sicherlich eine leichtgläubigere Tussi finden, die nach seinem berüchtigten Charme und seiner sexuellen Standfestigkeit gierte. Inzwischen war es Mittagszeit.

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