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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Pappsarg ruhte auf den Schultern von drei massig gebauten und einem beinahe zehn Zentimeter kleineren Mann. Die Seiten beulten sich ein wenig nach außen. Als die Träger das bemerkten, verschränkten sie die Arme unter dem Sarg.
    Honey machte sich Gedanken über die unterschiedliche Größe der vier Sargträger und flüsterte ihrer Mutter zu, sie hoffe, dass niemand stolpern würde.
    »Wieder mal typisch Arlene. Die hat einfach keinen Sinn für Proportionen«, gab Gloria zurück.
    Honey hatte keine Ahnung, was das heißen sollte, und betete wie alle anderen, dass die Beerdigung problemlos über die Bühne gehen würde. Das Gras war jedoch glitschig, und der kleinere Sargträger kam ins Rutschen. Eine Ecke des Sarges kratzte an der Friedhofsmauer entlang.
    »Das ist ein schlechtes Omen«, flüsterte Honeys Mutter.
    »Ich denke, Sean macht das nicht mehr viel aus«, antwortete Honey.
    Doch die Ecke des Sargs war jetzt ein wenig beschädigt und zerknickt. Es würde wahrscheinlich hereinregnen.
    »Einen Schirm braucht er zumindest nicht mehr«, murmelte Honey vor sich hin.
    Zunächst schien alles gutzugehen. Ringsum wurden Schirme über den Köpfen der Trauergesellschaft aufgespannt, während der Regen munter auf den Sargdeckel prasselte und an der beschädigten Ecke hineinrann.
    Honeys Mutter hakte sich bei ihr unter. »Hier ist es wirklichglitschig.« Sie grummelte wütend vor sich hin, weil ihre wunderschönen Kitten Heels im Schlamm versanken. Sie packte Honeys Arm noch fester. »Halt mich bitte.«
    Dora übergab Bobo an Edith und benutzte ihre beiden Krücken. Amber fasste Honeys anderen Arm. »Ich möchte nicht hinfallen. Am Ende rutsche ich noch aus und lande aus Versehen in einem offenen Grab.«
    Vielleicht wäre die Katastrophe vermeidbar gewesen, wenn sich jetzt nicht alle Himmel geöffnet hätten und der Boden nicht völlig durchnässt gewesen wäre.
    Unter den Füßen der Trauergäste verwandelte sich der Rasen der Friedwiese in ein schlammiges Feld.
    Amber und Gloria vergaßen plötzlich, wie glitschig der Boden war, ließen Honeys Arm los und schlitterten auf das Grab zu. »Ich muss einfach noch einmal einen Blick auf diesen Sarg werfen«, murmelte Amber.
    Sogar Dora legte einen Zwischenspurt ein.
    Honey seufzte. Sie war froh, ihre Last los zu sein, und hegte nicht den Wunsch, das Superman-Bild noch einmal aus nächster Nähe zu betrachten.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und schloss sich den Nachzüglern am hinteren Ende der Trauergesellschaft an.
    »Hi. Kannten Sie den Verstorbenen?« Der junge Mann, der neben ihr herschlenderte, sah mit seinem langen Haar, dem zerknitterten grünen Hemd und den Jeans wie ein Hippie aus.
    »Nicht näher«, antwortete Honey. »Die Verzierung auf dem Sarg war eine ziemliche Überraschung.«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Cool, finden Sie nicht? Wir machen nicht nur Standard-Designs. Wir arbeiten nach Kundenwünschen.«
    »Sie machen die?«
    »Na klar. Innovativ, was?«
    »Besser hätte ich es nicht formulieren können.«
    »Hier, meine Visitenkarte. Ich bin Joss Jackson. Und nicht vergessen: wir können auf Ihren Sarg drucken, was Sie wollen. Alles, was Sie wollen.«
    »Das werde ich mir merken«, meinte Honey. Sie musste an den Verweis auf das Recycling denken. »Könnten Sie bei mir draufdrucken: Bitte wiederbeleben?«
    »Wenn Sie das wünschen.«
    »Na ja, ich brauche ja fürs Erste noch keinen«, sagte sie. Das war natürlich ihre ganz persönliche Sicht der Dinge.
    »Keine Eltern im vorgerückten Alter?«, fragte Joss hoffnungsfroh.
    »Großer Gott, alles, nur das nicht! Wenn ich meine Mutter nicht in edlem Hartholz beerdige, kommt sie zurück und spukt bei mir.«
    »Na ja, vielleicht wollen Sie für sich was vorbestellen. Man weiß ja nie. Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben. Drum pflücke die Rose und so weiter ...«
    »Ich werde es mir merken.«
    Der junge Mann war recht redselig, und obwohl er sein Geschäft sehr ernst nahm, ging es ihm doch um Zahlen und Gewinne und nicht um die Angst vor dem Tod. Der schien ihm wahrscheinlich in weiter Ferne zu liegen, von einem Unfall einmal abgesehen.
    Da die Friedwiese noch eine ziemlich neue Einrichtung war, machte er sich auf den Weg und sprach die anderen Trauernden an, holte sich ihre Meinung ein und verteilte seine Visitenkarten, wobei er offensichtlich den Gästen mehr Aufmerksamkeit widmete, die auf Stöcken einherwankten und seiner Meinung nach wohl bereits mit einem Fuß im Grab standen.
    Vom Sarg und dem

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