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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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ruhten auf dem Küster und sprachen Bände. Nun gut, die Grabstelle war für Sean O’Brian reserviert, und der Teddybär hatte wirklich dort nichts zu suchen.
    Der Küster wusste, was er jetzt zu tun hatte. Er hatte keine Arbeitsplatzbeschreibung. Er machte einfach alles, was sonst niemand in Angriff nehmen wollte. Mit einem abgrundtiefen Seufzer zog der Mann Schuhe und Socken aus, rollte die Hosenbeine hoch und klemmte sich die schwarze Robe zwischen die Beine.
    Die Menschenmenge, die sich inzwischen vor Neugier kaum noch halten konnte, achtete nicht mehr darauf, wie die Sargträger den armen Sean wieder in seinen Sarg packten. Alle glotzten in die Grube.
    Man half dem Küster nach unten, damit er dort den Teddybär näher untersuchen konnte. Er schaute ihn sich an und blickte dann nach oben.
    »Sie hat recht. Es ist ein Teddybär.«
    Honey beugte sich weiter hinunter. Am Boden der Grube war knöcheltief weicher Schlamm. Es würde sicher nicht einfach werden, den großen Teddy herauszubugsieren. Daraufwies sie die Beteiligten hin. »Er wird ziemlich schwer sein. Vielleicht braucht man mehr als einen Mann, um ihn hochzuhieven.«
    »Na ja. Wir sollten ihn aber auf jeden Fall rausholen«, meinte Joss, der Vertreter des Unternehmens, das die Pappsärge anfertigte. »Kann mir jemand helfen?«
    Eine kräftig aussehende junge Frau in Grün sprang mit Joss hinunter zum Küster. Zum Glück trug sie unter ihrem knöchellangen wallenden Gewand ein Paar solide Doc Marten-Stiefel.
    Alle drei beugten sich hinunter und packten den Teddybär. Sie konnten ihn kaum einmal einen Zentimeter anheben und richteten sich schweigend wieder auf. Sie waren sich nicht sicher, was sie da vor sich hatten und was als Nächstes zu tun wäre.
    Der Küster blickte hoch, und sein Gesicht war noch bleicher als zuvor. Der Regen klatschte ihm auf die Brillengläser. Wasser rann ihm übers Gesicht, und ein Tröpfchen hing ihm an der Nasenspitze.
    In Honey stieg erneut eine ungute Vorahnung auf.
    »Herr Pfarrer, wir können den Kerl nicht bewegen.« Die Stimme des Küsters bebte. »Ich glaube, wir sollten besser die Polizei rufen.«
    Honey richtete sich auf. »Kerl« hatte der Küster gesagt. Nicht »Bär«, wie sie erwartet hatte. Da unten war ein Mensch. Eine Leiche.
    Honey klappte ihr Mobiltelefon auf und tippte eine Kurzwahl ein. Beim dritten Klingen meldete sich Doherty.
    »Honey! Na, amüsierst du dich gut auf der Beerdigung?«
    Sie unterbrach ihn abrupt.
    »Steve. Ich glaube, wir haben gerade Teddy Devlin gefunden, und er ist nicht allein.«

Sechs
    Honey zog sich den Hut vom Kopf. Die Krempe war so durchweicht, dass sie ihr um den Kopf herumschlappte wie ein nasser Lappen. Hätte sie ihn aufbehalten, sie hätte Sehschlitze hineinschneiden müssen.
    Sie stand im Regen. Der junge Mann von der Sargfabrik hatte sich unter einen uralten Baum verzogen, der zwischen den Gräbern auf dem alten Friedhof jenseits der Mauer wuchs und dessen Zweige sich über die Grabstätten auf der Friedwiese wölbten.
    Der junge Mann rauchte. Der Pfarrer und der Küster hatten sich entschieden, im Schutz des Kirchenportals zu warten. Honey hatte ihnen erklärt, dass sie über den Hotelfachverband mit der Polizei in Verbindung stand.
    »Sie könnten mich als Amateurdetektivin bezeichnen«, hatte sie kühn gesagt und war ziemlich stolz auf diese Beschreibung gewesen.
    Der Pfarrer hatte erleichtert gewirkt. »Gut. Wenn Sie eine Kriminaldame sind, dann können Sie hier das Kommando übernehmen und der Polizei sagen, wo wir sind, falls sie uns befragen muss. Ich möchte mit Leichen nichts zu tun haben, außer natürlich in offizieller Funktion.« Er hatte auf die Uhr geblickt. »Die sollten sich beeilen. Ich habe um vier eine Taufe.«
    Honey war lieber oben am Abhang beim Grab stehengeblieben. Erstens hielt sie es für ihre Pflicht und zweitens hätte die Eiche, unter der Joss stand, sie zwar vor den Elementen geschützt, aber dann hätte sie seinen Zigarettenrauch in der Nase gehabt.
    Die Trauergäste einschließlich der Witwe hatten sich zum Poacher begeben, wo der Leichenschmaus abgehalten werden sollte.
    Honey hatte eigentlich erwartet, dass Arlene, Seans Witwe, bestürzt sein würde. Die sah die ganze Angelegenheit aber sehr pragmatisch.
    »Da ist eine Grube, die für Sean reserviert ist. Er wird irgendwann hineinkommen. Und ich kann meine Gäste nicht vernachlässigen. Das wäre nicht recht.« Also begab sie sich zum Poacher, wo sie den Vorsitz beim Leichenschmaus ihres

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