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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Pfarrer angeführt, war die Trauergemeinde nun zum Stehen gekommen. Honey stand ganz bequemda und überlegte, was für eine gute Wahl die Stiefel mit den flachen Absätzen gewesen waren.
    Das offene Grab und die aufgeworfenen Erdhügel zu beiden Seiten lagen am unteren Ende eines kleinen Hangs. Wäre der Boden trocken gewesen, so hätte das nicht viel ausgemacht. Aber er war nun einmal nass und glitschig. Die meisten Trauernden blieben oben stehen. Nur wenige wagten sich hinunter, zuerst der Pfarrer, dem die Träger mit dem Sarg auf dem Fuße folgten.
    Da rutschte der Sargträger vorn rechts aus. Der Sarg kippte vor und schoss hinten in die Höhe.
    Der kleinste Sargträger war einer von den hinteren. Er tat sein Möglichstes, um sein Ende des kippenden Sargs festzuhalten. Doch schon bald war es ihm entglitten und außerhalb seiner Reichweite.
    Der Mann vorn rechts rutschte noch einmal auf dem nassen Gras aus. Nun stand der Sarg beinahe hochkant, machte sich selbständig und schlitterte den Abhang hinunter.
    Die Sargträger hinterher.
    Die Trauergemeinde japste entsetzt. Die Witwe kreischte.
    »Der hat’s aber eilig«, murmelte Honey vor sich hin.
    Der Sarg landete da, wo er hätte landen sollen, im Grab. Nur leider kopfüber, sodass er nun hochkant in der Grube stand.
    Laut prasselte der Regen auf die vielen Schirme, wurde aber noch von den entsetzten Ausrufen der versammelten Trauergäste übertönt.
    Um genau sehen zu können, was geschehen war, drängten sich alle vor und schoben die vorderste Reihe den Hang hinunter. Manche schlitterten auf unsicheren Beinen hinab, andere landeten auf dem Hinterteil und rutschten abwärts, bis sie schließlich mit baumelnden Beinen am Rand der Grube saßen.
    Die Sargträger drängten sich mit Gewalt vor und packten das obere Ende des Sargs.
    »Jetzt alle zusammen«, rief der massigste von ihnen, der wohl auch die lauteste Stimme hatte. »Zu-gleich!«
    Die vier zogen den Sarg wieder heraus und setzten ihn auf dem Rasen ab. Alle Anwesenden nutzten noch einmal die Gelegenheit, sich die aufgedruckten Superman-Darstellungen anzusehen.
    Dora schüttelte den Kopf.
    Amber brabbelte schon wieder etwas von ihren Erfahrungen mit Pappkartons aus dem Supermarkt vor sich hin. »Wenn das Zeug nass wird ... plumps! Schon fällt der Boden raus!«
    Es wäre alles gutgegangen. Da war sich Honey sicher. Wenn es nur nicht geregnet hätte, wenn der Sarg nicht in die Lehmgrube gekippt wäre, die Sean O’Brians letzte Ruhestatt werden sollte, wenn das Gras, auf dem man den Sarg abgesetzt hatte, nicht triefnass gewesen wäre. Unter diesen Umständen verhielt sich der Sarg jedoch tatsächlich wie Ambers Weinkarton aus dem Supermarkt. Die Feuchtigkeit hatte ihn aufgeweicht.
    Nun hoben sich die Sargträger die Pappkiste auf die Schultern, um die Gurte leichter darunter hindurchführen zu können, an denen Sean zu seiner letzten Ruhestatt heruntergelassen werden sollte. Noch ein lautes »Zu-gleich!«, und die Gurte waren unter dem Sarg angespannt. Da gab der Boden der Pappkiste in der Mitte nach. Sean O’Brians Hinterteil, in leuchtend roter Unterhose, kam zum Vorschein.
    Weitere Schreckensausrufe schallten aus der versammelten Menge, dass die Krähen in den umliegenden Bäumen erschraken und krächzend aufstoben.
    Der Diakon, ein beherzter junger Mann in schwarzerRobe, versuchte Seans grellrotes Hinterteil wieder zurückzuschieben.
    »Macht, dass ihr ihn schnell in die Grube kriegt«, sagte der junge Mann, mit dem sich Honey unterhalten hatte. Er wirkte nun wirklich besorgt, denn es sah aus, als seien all seine Marketingbemühungen völlig vergebens gewesen.
    Der Pfarrer hatte seinen Platz am Fuß des Grabes eingenommen und schaute himmelwärts. Sicherlich betet er darum, dass dieses Schauspiel bald vorüber ist, dachte Honey.
    Der Pfarrer räusperte sich, schlug sein Gebetbuch auf und schaute ins Grab hinunter. Er wartete ungeduldig darauf, dass die Sargträger und der Bestatter nun endlich in die Gänge kommen und die Trauergäste aufhören würden, auf den Sarg zu glotzen, und sich wie noch vor wenigen Minuten wieder oben am Abhang versammeln würden.
    Honey bekam einen Schluckauf. Sie hielt die Luft an, sie zwickte sich in die Nase, sie schloss die Augen, aber nichts half.
    »Hannah, bitte beherrsche dich!«, blaffte ihre Mutter mit stahlhartem Blick. »Ich wünschte, ich hätte dich nicht gebeten, mitzukommen.«
    »Oh, aber ich bin so froh, dass ich hier bin.« Hicks. »Nicht um alles in der Welt

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