Der Tod ist kein Gourmet
sagte sie.
»Nicht ganz. Vielleicht haben sie den Brief bei uns im Revier zu den Akten getan, falls mal was auftaucht.«
»Aber garantieren kannst du es nicht.«
»Kein Kommentar.«
»Es wäre doch möglich, dass das Schreiben erst in jüngster Zeit eingegangen ist.«
Doherty seufzte und wischte sich demonstrativ mit einer Hand den Schweiß von der Stirn. Sie saßen inzwischen wieder im Auto. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Briefe wir täglich von wohlmeinenden Bürgern bekommen.«
Sie stieß zischend die Luft aus, als schmerzte sie diese Nachricht. »Man lernt doch nie aus.«
»Dein Jogger muss eigentlich bekannt sein wie ein bunter Hund – wenn er so aussieht, wie du ihn beschrieben hast.«
»Enge Shorts. Schmale Gestalt. Der muss einfach auffallen.«
»Dann müssen die Jungs in Uniform ihn auch schon mal gesehen haben. Ich frage nach.«
Sie fuhren über Land in Richtung Bath zurück. Dohertys Magen knurrte erneut.
»Ich habe nicht gefrühstückt«, erklärte er.
»So sollte man seinen Tag aber nicht anfangen«, erwiderte Honey im Brustton der Überzeugung. Sie hatte heute das Frühstück serviert und gleich mitgegessen. Es blieben ja immer ein paar Scheiben Toast und das eine oder andere Stückchen Speck übrig.
»Hast du Lust auf ein Baguette mit Schinken?«, fragte Steve.
»Hm. Klingt gut.«
Sie machten im Poacher Pause und aßen dort zu Mittag. Honey musste zugeben, dass ihr das Gasthaus gefiel.
Doherty stand vor dem Glaskasten, in dem die Speisekarte und die Informationen zu den Gästezimmern ausgehängt waren.
»Die haben hier ein Zimmer mit Himmelbett.«
»So was hat das Green River auch.«
Dohertys Augen funkelten, als er sie an die Tombola erinnerte, bei der sie einen Preis gewonnen hatten: ein Luxuswochenende im St. Margaret’s Court Hotel.
»Kapiert«, sagte sie und nickte, während sie sich die Mittagsgäste anschaute. »Auswärtsspiele sind immer interessanter als Heimspiele.«
Sie verzehrten ein einfaches Mittagessen, das aus dicken Schinkenscheiben mit Salat auf einem warmen Baguette bestand. Während sie aßen und redeten, wanderten Honeys Gedanken zu dem Luxuswochenende zurück. Die Erinnerung war so übermächtig, dass sie nicht alles hörte, was Steve sagte, bis er aufstand und verkündete, er müsse noch kurz auf die Toilette.
»Ja. Klar. Ich seh dich gleich.«
Er blickte sie belustigt an. »Das will ich doch hoffen.«
Sie schaute ihm nach, wie er durch den Gastraum ging, und merkte, dass sie nicht die Einzige war, deren Augen ihm folgten. Frauen fühlten sich von Doherty einfach angezogen. Er wirkte irgendwie, als sei er noch zu haben. Aus unerklärlichen Gründen machte ihr das nichts aus. Außerdem hatte sie gerade einen Entschluss gefasst.
Die Kellnerin kam, um die Teller abzuräumen.
»Ich möchte das Zimmer mit dem Himmelbett reservieren«, sagte Honey. »In drei Tagen. Donnerstag. Können Sie nachsehen, ob es da frei ist? Und es dann bitte für mich reservieren? Hier ist meine Karte.«
Die Kellnerin versprach es und kam gleichzeitig mit Doherty zurück.
»Bitte sehr, Mrs. Driver. Ein besonderer Anlass?«
Doherty schaute sie an, lächelte, zog die Broschüre mit den Zimmerpreisen aus der Tasche und legte sie vor Honeyhin. Sie war auf der Seite mit dem Himmelbett aufgeschlagen.
»Zwei Dumme, ein Gedanke.«
»Donnerstag«, sagte Honey.
»Wenn ich es schaffe.«
Honey warf ihm einen drohenden Blick zu. »Du wirst es schaffen.«
Er grinste. »Ich werde es schaffen.«
Auf der Rückfahrt in die Stadt war er sehr schweigsam. Das war in letzter Zeit öfter der Fall gewesen. Irgendetwas schien ihn sehr zu beschäftigen.
»Du musst mich nicht bis vor die Tür bringen«, sagte Honey.
»Kein Problem. Aber ich komme nicht mit rein. Ich habe noch so viel zu tun. Schreibarbeit. Du weißt schon.«
»Natürlich. Ich habe selbst noch jede Menge Papierkram zu erledigen. Zum Glück habe ich eine Tochter, die das besser kann als ich.«
»Hab ich schon bemerkt. In deiner Familie gibt es die verschiedensten Talente. Ich habe mir sagen lassen, dass deine Mutter inzwischen an Mary Annes spiritistischen Sitzungen teilnimmt.«
»Bitte jetzt keine Witze über die drei Hexen aus Macbeth «, sagte Honey spitz. »Viele Freunde meiner Mutter sind verstorben. Ich nehme an, die letzte Séance hatte was mit Dora, Bobos verblichenem Frauchen, zu tun.«
»Wenn nicht mit eurem gemeinsamen Freund Sean O’Brian«, entgegnete Doherty. Seine Belustigung über ihre
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