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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Unterhaltung stockte wieder. Kellner sah Elsie an und meinte: "Ein wunderbares Land, Frankreich, gnädige Frau."
    "Kognak, Standartenführer?"
    sagte Elsie mit ruhiger Stimme. "Nur ein wenig, gnädige Frau, Kognak muß ...", er hob eine Hand, ". ..auf französische Weise genossen werden. Nur ein wenig auf einmal und langsam. Unsere Tölpel drüben müssen immer das ganze Glas auf einmal hinunterstürzen. .."
    Er hatte dabei ein Lachen, das mir gezwungen vorkam, dann warf er mir einen Blick zu, und ich verstand, daß er Lust hatte zu gehen. Elsie bediente ihn, dann füllte sie mein Glas zur Hälfte. Ich sagte: "Danke, Elsie."
    Sie blickte nicht auf. Von neuem entstand Schweigen. "Im ,Maxim", begann Kellner wieder, "trinken sie ihn aus dickbauchigen Gläsern ...so. .."
    Er deutete die Form der Gläser in der Luft mit beiden Händen an. Wieder trat Schweigen ein, und er sagte mit verlegener Miene: "Paris ist wunderbar, gnädige Frau. Ich muß gestehen. ..", er lachte wieder, ". ..daß ich zuweilen Herrn Abetz sehr beneide."
    Er sprach noch ein Weilchen vom "Maxim"
    und von Paris, dann stand er auf und verabschiedete sich. Ich bemerkte, daß er sein Glas nicht einmal ausgetrunken hatte. Wir ließen Elsie im Salon zurück, ich ging mit Kellner die Freitreppe hinunter und brachte ihn zu seinem Wagen. Der Wagen fuhr los, ich bedauerte, daß ich nicht meine Mütze mitgenommen hatte. Ich wäre sonst sofort weggefahren. Ich stieg langsam die Treppe wieder hinauf, stieß die Haustür auf und schritt leise durch die Diele. Mit Erstaunen sah ich, daß meine Mütze nicht mehr auf dem Tischchen lag. Ich öffnete die Tür meines Arbeitszimmers und blieb betroffen stehen. Elsie stand da, aufrecht, blaß, mit der linken Hand auf eine

    Stuhllehne gestützt. Ich schloß mechanisch die Tür hinter mir und wandte den Kopf ab. Die Mütze lag auf meinem Tisch. Eine volle Sekunde verstrich, ich ergriff meine Mütze und wollte gehen. Elsie sagte: "Rudolf!"
    Ich drehte mich um. Ihr Blick erschreckte mich. "So", sagte sie, "das also tust du!"
    Ich wandte den Kopf. "Ich weiß nicht, was du damit sagen willst."
    Ich wollte kehrtmachen, hinausgehen, das Gespräch abbrechen. Aber ich stand da wie erstarrt, wie gelähmt. Ich konnte sie nicht einmal ansehen. "So", sagte sie mit leiser Stimme, "du vergast sie! ...Und dieser entsetzliche Geruch kommt von ihnen her!"
    Ich öffnete den Mund, aber ich konnte nicht sprechen. "Die Schornsteine!"
    fuhr sie fort. "Ich begreife jetzt alles."
    Ich blickte zu Boden und sagte: "Selbstverständlich verbrennen wir die Toten. Man hat in Deutschland schon immer Leichen verbrannt, das weißt du doch. Das ist eine Frage der Hygiene. Dagegen ist nichts zu sagen. Besonders bei Epidemien."
    Sie schrie: "Du lügst! Du vergast sie!"
    Ich hob bestürzt den Kopf. "Ich lüge? Elsie! Wie kannst du wagen. .."
    Sie fuhr fort, ohne auf mich zu hören: "Männer, Frauen, Kinder. ..alle durcheinander. ..nackt. ..und die Kinder sehen aus wie kleine Affen. .."
    Ich richtete mich steif auf. "Ich weiß nicht, was du da redest."
    Ich machte eine heftige Anstrengung, und es gelang mir, mich wieder zu bewegen. Ich drehte mich um und tat einen Schritt auf die Tür zu. Sogleich überholte sie mich mit verblüffender Schnelligkeit, stürzte an die Tür und lehnte sich dagegen. "Du!"
    sagte sie. "Du!"
    Sie zitterte am ganzen Leibe. Mit weit aufgerissenen, funkelnden Augen starrte sie mich an. Ich rief: "Wenn du glaubst, daß ich das gerne tue!"
    Und sofort versank ich in einer Flut von Scham. Ich hatte den Reichsführer verraten. Ich hatte meiner Frau ein Staatsgeheimnis enthüllt. "Es ist also wahr", rief Elsie, "du tötest sie!"
    Sie wiederholte weinend: "Du tötest sie!"
    Blitzschnell ergriff ich sie bei den Schultern, legte ihr meine Hand auf den Mund und sagte: "Leiser, Elsie, ich bitte dich, leiser!"
    Ihre Augen blitzten, sie machte sich los, ich zog meine Hand zurück, sie horchte, und wir lauschten einen Augenblick auf die Geräusche im Haus, regungslos, schweigend, schuldbewußt. Mit leiser, normaler Stimme sagte sie: "Frau Müller ist ausgegangen, glaube ich."

    "Und das Dienstmädchen?"
    "Sie wäscht im Kellergeschoß. Und die Kinder halten Mittagsruhe."
    Wir horchten noch einen Augenblick schweigend, dann wandte sie den Kopf, sah mich an, und es war, als ob sie sich plötzlich darauf besann, wer ich war. Abscheu prägte sich von neuem auf ihren Zügen aus, und sie drückte sich wieder gegen die Tür. Ich sagte mit äußerster

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