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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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auf die Wagen zu legen. Diese fuhren dann an einem Kommando vorbei, das die Ringe einsammelte, einem Kommando von Friseuren, die das Haar abschnitten, und einem Kommando von Zahnärzten, welche die Goldzähne ausrissen. Ein viertes Kommando warf die Leichen in die Öfen. Himmler beobachtete den ganzen Vorgang in jeder Phase, ohne ein Wort zu sagen. Er hielt sich etwas länger bei den Zahnärzten auf. Ihre Geschicklichkeit war bemerkenswert. Ich führte Himmler dann in die Sezier-und Forschungsräume des Krematoriums I. Das lebhafte Interesse des Reichsführers für die Wissenschaft war mir bekannt, ich hatte darauf die höchste Sorgfalt verwandt, und die Gesamtheit der Räume und Laboratorien hätte in der Tat der modernsten Universität Ehre gemacht. Der Reichsführer besichtigte alles sehr eingehend, hörte aufmerksam meine Erklärungen an, aber er machte keine Bemerkung, und sein Gesicht verriet nichts. Als wir das Krematorium verließen, beschleunigte der Reichsführer seinen Schritt, und ich verstand, daß er nicht die Absicht hatte, das Lager zu besichtigen. Er ging so schnell, daß sein Stab nicht mitkam, und ich hatte selbst einige Mühe, ihm zu folgen. An seinem Wagen angekommen, blieb er stehen, drehte sich zu mir um, seine Augen hefteten sich über meinen Kopf hinweg auf einen Punkt irgendwo im Raum, und er sagte langsam und wie automatisch: "Es ist eine harte Aufgabe, aber wir müssen sie erfüllen."
    Ich straffte mich und sagte: "Jawohl, Reichsführer."
    Ich grüßte, er erwiderte meinen Gruß und stieg in seinen Wagen. Nach zwölf Tagen, genau am 30. Juli, erhielt ich aus Berlin das folgende Schreiben:
    "Nach Mitteilung des Chefs der Amtsgruppe D hat der Reichsführer SS im Nachgang seines Besuches vom 18. Juli 1942 im KZ Auschwitz den Lagerkommandanten, SS-Sturmbannführer Rudolf Lang, mit Wirkung vom 18. Juli zum Obersturmbannführer befördert."

    Ich begann unverzüglich die Bauarbeiten an den beiden anderen Krematorien. Dank den erworbenen Erfahrungen beim Bau ihrer Vorgänger war ich sicher, sie vor dem vorgeschriebenen Datum fertigzustellen. Das Bedürfnis dafür war übrigens spürbar, denn sofort nach dem Besuch des Reichsführers begann das RSHA, mir in einem so beschleunigten Tempo Transporte zu schicken, daß die Zwillingskrematorien ihrer Aufgabe kaum gewachsen waren. Da nur die Untauglichen vergast wurden, vergrößerte der Rest den schon zu hohen Bestand des Lagers, der Gesundheitszustand und die Ernähng wurden mit jedem Tag kläglicher, und Epidemien -besonders Scharlach, Diphtherie und Typhus -folgten einander unaufhörlich. Die Lage war hoffnungslos, weil die Fabriken, die im Bezirk wie Pilze aus der Erde zu schießen begannen -angelockt durch die reichlichen und billigen Arbeitskräfte, die für sie die Häftlinge darstellten -, damals im Vergleich zu der riesigen Bevölkerung der Lager nur einen geringen Teil des Bestands verbrauchten. Ich bat also von neuem und wiederholt das RSHA, man solle mir weniger Transporte schicken, aber alle meine Vorstellungen blieben erfolglos, und ich erfuhr durch Indiskretion eines Büros, daß nach dem förmlichen Befehl des Reichsführers jeder SS-Führer, der willentlich oder unwillentlich das Programm der Ausrottung verlangsame, sei es auch noch so geringfügig, erschossen werden würde. Tatsächlich mußten die Judentransporte überall als vorrangig behandelt werden und sogar den Waffen-und Truppentransporten an die russische Front vorangehen. Es blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Doch nicht ohne Mißbehagen sah ich die Lager, die ich zu Anfang musterhaft organisiert hatte, von Woche zu Woche mehr in ein unbeschreibliches Chaos geraten. Die Häftlinge starben wie die Fliegen, Epidemien töteten fast ebensoviel Menschen wie die Gaskammern, und vor den Baracken häuften sich die Leichen so schnell, daß die Sondermannschaften, die sie in die Krematorien schafften, überlastet waren. Am 16. August unterrichtete mich ein Telefonanruf aus Berlin, daß Standartenführer Kellner ermächtigt worden sei, informationshalber die Einrichtungen von Birkenau zu besichtigen, und am nächsten Tag kam Kellner tatsächlich ganz früh am Morgen im Auto an, ich machte ihm die Honneurs, er zeigte sich sehr interessiert für die Sonderaktion und die Einrichtung der Krematorien, und zu Mittag nahm ich ihn zum Essen mit nach Hause. Wir nahmen im Salon Platz und warteten darauf, daß das Mädchen uns ankündigte, das Essen sei aufgetragen. Nach einer Weile

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