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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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hatte sich das Transportproblem von der Polstead Road nach Kidlington recht einfach lösen lassen, da zwei Wagen zur Verfügung standen. Um das Ziel stand es nicht ganz so einfach, es war sogar denkbar, daß Rachel James aufgrund einer Verwechslung von Hausnummern und einer Silhouette mit Pferdeschwanz versehentlich ermordet worden war.
    Für den zweiten Mord war eine sehr viel sorgfältigere und raffiniertere Planung erforderlich gewesen. Das »Miteinander im Bett«-Alibi war möglicherweise beim zweitenmal ein bißchen abgegriffen. Nicht aber, wenn dieses Bett an einem anderen Ort gestanden hatte. Nicht aber, wenn Storrs zur Tatzeit an diesem anderen Ort gesehen worden war. Kein Mensch kann an zwei Orten gleichzeitig sein, das wäre ein Verstoß gegen die Regeln, nach denen der Allmächtige das Universum geschaffen hat. Aber von Oxford nach Bath sind es nur etwas über achtzig Meilen, dazu braucht man in einem schnellen Wagen sehr früh am Sonntag auf der Autobahn … eine Stunde vielleicht? Zuwenig? Gut, dann einein-viertel Stunden. Zweieinhalb Stunden Fahrt. Dazu noch der Mord. Aufgerundet also drei Stunden.
     
    Während der letzten Minuten von Morses Darlegungen war Storrs ans Fenster getreten und sah in den Garten hinaus. Der Himmel hatte sich wieder bezogen, hin und wieder schlugen Regentropfen einen kurzen Trommelwirbel an die Scheiben. Storrs summte leise vor sich hin, und Morse erkannte die Melodie von »September« aus den Vier letzten Liedern von Richard Strauss:
    Der Garten trauert
    Kühl sinkt in die Blumen der Regen …
    Unvermittelt wandte Storrs sich um.
    »Sie wissen, was Sie da sagen?« fragte er leise.
    »Ich denke schon.«
    »Dann wollen wir doch zunächst mal einiges klarstellen. Am Sonntag haben meine Frau Angela und ich in diesem Zimmer gegen Viertel vor acht gefrühstückt, die junge Frau, die uns zufällig auch heute das Frühstück gebracht hat, kann das bestätigen.«
    Morse nickte. »Sie ist sich nicht ganz sicher, daß Sie es am letzten Sonntag waren. Sie hätten sich gerade im Badezimmer rasiert, sagt sie.«
    »Wer zum Teufel soll es sonst gewesen sein?«
    »Vielleicht waren Sie inzwischen schon zurück.«
    »Aus Oxford? Und wie soll ich das angestellt haben? Drei Stunden, sagen Sie, da müßte ich ja um halb fünf losgefahren sein.«
    »Sie hatten einen Wagen …«
    »Haben Sie das alles überprüft? Mein Wagen stand nämlich in der Hotelgarage, und ich habe keine Ahnung, wo die ist. Ich habe ihn, während wir uns anmeldeten, draußen stehenlassen und die Schlüssel dem Portier gegeben. Deshalb zahlt man nämlich in diesen Luxusschuppen so viel Geld, falls Sie das noch nicht wußten …«
    Morse nickte. »Das stimmt. Die Garage ist an jenem Morgen erst zehn vor neun aufgemacht worden.«
    »Ja, dann …« Storrs sah ihn erstaunt an.
    »Sie könnten einen anderen Wagen genommen haben.«
    »Und welchen?«
    »Den von Ihrer Frau vielleicht.«
    Storrs schnaubte. »Der zufällig vor dem Hotel stand, wie? Per Hubschrauber von der Polstead Road eingeflogen, was?«
    »Das weiß ich nicht«, räumte Morse ein.
    »Also schön. Angelas Wagen steht draußen für mich bereit. Wie bin ich aus dem Hotel gekommen? Es gibt nur den einen Ausgang, ich muß mich unbemerkt an einem schlafenden Nachtportier vorbeigeschlichen haben …« Er unterbrach sich. »Haben Sie geprüft, ob die Eingangstür nach Mitternacht abgeschlossen wird?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Sie wird abgeschlossen.«
    »Ja, dann …«, wiederholte Storrs einigermaßen ratlos.
    »Dann ist die einzige Erklärung, daß Sie in jener Nacht nicht im Hotel waren«, sagte Morse mit einigem Nachdruck.
    »Das wird ja immer schöner! Und wer hat am Sonntag um zehn oder Viertel nach zehn die verdammte Rechnung unterschrieben?«
    »Zwanzig nach zehn. Wir haben uns bemüht, alles zu überprüfen. Sie haben die Rechnung unterschrieben und mit Ihrer Lloyds Visa Card bezahlt.«
    Storrs drehte den beiden Kriminalbeamten unvermittelt den Rücken zu und sah wieder in den Garten hinaus.
    »Ich habe Sie hinters Licht geführt, bitte seien Sie mir nicht böse. Aber Ihre Geschichte war wirklich sehr fesselnd. Links von uns – von hier aus kann man es nicht richtig sehen – ist der ›beheizte Fitnesspool‹, wie es in dem aufwendigen Prospekt des Hauses heißt. Dort war ich an dem bewußten Morgen kurz nach dem Frühstück, gegen halb neun. Und zwar nicht allein, sondern zusammen mit einem reichen amerikanischen Ehepaar, das die Beau Nash-Suite hatte. Sie kamen

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