Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Packen Rechnungen, der vor ihr lag.
    »Ich hab mir schon gedacht, daß Sie danach fragen würden«, sagte sie. »Am Samstag abend haben sie an Tisch 26 gegessen, in der hinteren Ecke des Restaurants. Er hatte als Vorspeise das Rindercarpaccio, getrüffelte Nudeln und Parmesan, als Hauptgericht den Seebarsch mit Selleriesahne und Fenchellikör, als Nachtisch Passionsfrucht. Sie war weniger experimentierfreudig: Consommé, als Hauptgang gebackene Scholle und grünen Salat, hinterher Crackers und Edamer. Der Ober erinnert sich, daß sie ausdrücklich den Edamer verlangt hat.«
    »Fettarm, aber sehr genießbar«, bestätigte Morse und dachte leise lächelnd an die Philippika seiner gestrengen Diätberaterin, während Sara Hickman fortfuhr:
    »Wir kommen zum Sonntag. Mr. Storrs hatte am Vorabend für beide das Frühstück bestellt. Es war schon elf oder halb zwölf, er sagte auch, er sei wohl etwas spät dran, hatte aber den Bestellzettel offenbar vor sich, der Nachtportier erinnert sich daran. Er bestellte für sich ein English Breakfast, aber ohne Nierchen, die Tomate gut durchgegrillt, und zwei Setzeier. Seine Frau wolle das Continental Breakfast mit Frühstücksflocken haben, sagte er, nach Möglichkeit Ricicles – bei uns finden Sie eine größere Auswahl an Frühstücksflocken als bei Sainsbury! –, braunen Toast und Honig, frischen Obstsalat und Orangensaft. Ach ja …« – Sara hatte noch einmal auf den Bestellzettel gesehen – »… und heiße Schokolade.«
    »Wann war das?« fragte Morse.
    »Gegen halb acht oder acht. Das English Breakfast gibt es erst ab halb acht, und sie haben beides zusammen aufs Zimmer bekommen.«
    »Und gestern abend?«
    »Da haben sie nicht im Hotel gegessen.«
    »Heute früh?«
    »Haben sie wieder auf dem Zimmer gefrühstückt. Diesmal hatten sie den Vordruck sehr zeitig ausgefüllt und an den Türknauf gehängt. Für Mr. Storrs wieder dasselbe …«
    »Woher wollen Sie wissen, daß es nicht für sie war?«
    »Die Bestellung war unverändert. Sehen Sie selbst.«
    Sie reichte ihm den Bestellzettel für den Zimmerservice über den Schreibtisch, und Morse las den Vermerk »gut durchgegrillt« bei »Tomate«, stellte fest, daß »Niere« nicht angekreuzt und bei »Eier (Setzei)« die Zahl 2 eingetragen war.
    »Verstehe«, bemerkte er. »Nicht mal Ehepaare haben wohl genau den gleichen Geschmack.«
    »Ehepaare am allerwenigsten«, bestätigte Sara Hickman trocken.
    Morse ließ den Blick weiterwandern. Unter »Continental Breakfast« waren angekreuzt »Weetabix« (daneben der Vermerk »Fettarme Milch«), »Joghurt natur«, »Toast (braun)«, »Kaffee (koffeinfrei)«. Die gleiche schwarze Kugelschreiberschrift wie auf der Anmeldekarte. Angela Storrs’ Schrift. Kein Zweifel.
    »Von den Bestellzetteln brauche ich Kopien«, sagte Morse.
    »Aber gern.« Sara stand auf. »Ich erledige das gleich. Gehen wir in die Bar?«
    Es hatte sich aufgeheitert.
    Morse aber empfand den Tag schon seit dem Beginn seines Gesprächs mit Sara Hickman als erfreulich heiter.
     

62
     
    Queen Elizabeth I schlief hier.
    (Hinweis, der sich laut Aussage des British Tourist Board
an etwa 2400 Häusern im Vereinigten Königreich findet)
     
    Sie gingen durch die liebevoll gepflegten Gartenanlagen hinter dem Hauptgebäude zum Dower House, einem eleganten Anbau, in dem sich der größte Teil der Suiten und Gästezimmer sowie das Restaurant, die Haupthalle und die Bar befanden.
    Gleich hinter dem Eingang entdeckte Morse eine jener (in Bath praktisch obligatorischen) Plaketten, die auf besonders bedeutende Mitglieder des Königshauses hinweisen:
     
     
    George IV
    1820-1830
    wohnte hier im Jahre
    1799
    als Prince of Wales
     
     
    Morse nahm im Salon Platz und freute sich an dem schamlosen Luxus kunstvoller Wandleuchten, Marmorbüsten und einer schnellen, höflichen Bedienung.
    »Was möchten Sie trinken, Sir?«
    Eine der schönsten Fragen der Welt.
    Morse bestellte ein Bier, sah sich um und musterte besonders eingehend das Porträt über dem Kamin, das laut Aufschrift »Lord Ellmore, 1765-1817« darstellte, einen Mann mit dicken Backen, fadem Gesicht und vorgeschobener Unterlippe, bei dessen Anblick Morse unerfreuliche Erinnerungen an Sir Clixby Bream beschlichen.
    Die Toiletten waren auf dem Gang, der vom Salon abging, Damen- und Herrentoilette nebeneinander, die Piktogramme an den beiden Türen deutlich zu erkennen.
     

     
    Selbst die kurzsichtige Mrs. Adams hätte sie kaum verwechseln können, dachte Morse

Weitere Kostenlose Bücher