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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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hatte Morse etwas in dieser Art zu ihm gesagt …)
    »Nur handelt es sich hier nicht um einen Zufall, Mrs. Storrs.«
    Julian Storrs brach das unheilschwangere Schweigen, das sich über die Gruppe gelegt hatte.
    »Was soll das heißen? Ich habe nur gesagt, daß ich sie nicht gesehen habe. Vielleicht liebt sie auch Fauré und wollte genau wie wir zu dem Konzert in der Abtei. Am besten fragen Sie sie selbst danach.«
    »Dann wird sich die Wahrheit sehr schnell erweisen«, sagte Morse siegessicher. »Sie lügt nicht so gut wie Sie beide.«
    Die Atmosphäre war jetzt gefährlich aufgeladen. Storrs erhob sich. »Das höre ich mir nicht mehr länger an, ich …«
    »Setz dich«, sagte seine Frau so nachdrücklich, daß einer der Männer von seinem Kaffee kurz zu ihnen hinübersah.
    »Sie leugnen beide, daß Sie Miss Charles gesehen haben, als sie hier war?«
    »Ja.«
    »Ja.«
    »Danke. Sergeant?«
    Lewis schlug erneut sein Notizbuch auf und wandte sich an Mrs. Storrs.
    »Demnach haben nicht Sie an jenem Samstag nachmittag in Burford getankt?«
    »Am letzten Samstag? Natürlich nicht«, fauchte sie den neuen Fragesteller an.
    Lewis fuhr ungerührt fort: »Haben Sie kürzlich Ihre Kreditkarte verloren?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Weil jemand sehr gekonnt Ihre Unterschrift gefälscht hat. Unverbleites Premium an der Tankstelle von Burford auf der A40 im Wert von zwölf Pfund. Am letzten Samstag gegen drei.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Die Stimme klang bedrohlich ruhig.
    »Daß Sie an jenem Tag mit dem eigenen Wagen nach Bath gefahren sind …«
    Jetzt war auch Mrs. Storrs aufgestanden.
    »Du hast recht, Julian, das brauchen wir uns nicht länger anzuhören. Komm!«
    Aber sie kam nur bis zum Ausgang, wo zwei Herren ihr den Weg versperrten. Zwei Herren in dunklen Anzügen, die die ganze Zeit unter dem Porträt des faden Lord Ellmore gesessen hatten.
    Sie fuhr herum. In den weit geöffneten, ungeschützten Augen standen Wut und vielleicht auch ein Stück Haß und Verzweiflung.
    Sie sagte kein Wort, während Lewis gelassen auf sie zuging.
    »Angela Miriam Storrs, es ist meine dienstliche Pflicht, Sie unter Mordanklage zu verhaften. Sie werden des Mordes an Geoffrey Gordon Owens am Sonntag, dem 3. März 1996, beschuldigt. Es ist auch meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, daß alles, was Sie jetzt sagen, schriftlich festgehalten und bei einer späteren Verhandlung gegen Sie verwendet werden kann.«
    Sie blieb stehen, wo sie stand.
    Auch Chief Inspector Morse blieb stehen, wo er stand, und überlegte, ob sein Sergeant den Text richtig hingekriegt hatte, während Detective Inspector Briggs und Detective Constable Bott vom Avon CID Angela Miriam Storrs abführten.
     

TEIL SIEBEN

66
     
    Es war das erste und das letzte Mal, daß ich gesehen hab, wie Frauen ’ne Pistole benutzen. Die meisten haben Angst vor Schüssen, aber nicht Di’monds-an’-Pearls. Die nich.
    (Rudyard Kipling, Love-o ’ -Women )
     
    (Tonbandprotokoll der Aussage von Angela Storrs im Polizeipräsidium Thames Valley in Kidlington, Oxon., am Morgen des 11. März 1996, übertragen von Detective Sergeant Lewis und wegen einiger Abweichungen in Rechtschreibung und Zeichensetzung von Detective Chief Inspector Morse berichtigt.)
     
    Ich habe sie beide umgebracht. Rachel James und Geoffrey Owens. Das mit Rachel tut mir ein bißchen leid.
    Ich war siebzehn, als ich in Soho mit dem Strippen und dann als Prostituierte und in Pornostreifen anfing. Julian Storrs kam hin und wieder in den Club, wo ich sieben- oder achtmal am Abend auftrat, dann haben wir uns verabredet und einige Male im West End zusammen geschlafen. An mich hat er beim Sex nie gedacht, das habe ich gleich gemerkt, aber das war mir nur recht. Auf andere Männer war er wahnsinnig eifersüchtig, so was kannte ich überhaupt nicht. Ich will dich mit Leib und Seele, hat er gesagt, und mir sehr bald einen Heiratsantrag gemacht, und auch das war mir recht.
    Ich kam mehr oder weniger aus dem Nichts, aber er kam aus einer stinkfeinen Familie und hatte jede Menge Geld und war Professor in Oxford, und Mum war unheimlich stolz. Sie hat sich für mich immer was Besseres gewünscht, weil sie das für sich nie hingekriegt hat.
    Nach den ersten Jahren bin ich ein paarmal fremdgegangen, hauptsächlich mit anderen Profs, aber das waren genauso klägliche Typen wie die alten Knacker in Soho, die einem Fünfer in die Höschen steckten.
    An sich gefiel es mir in Oxford, aber richtig warm bin ich dort nie geworden. Ich

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