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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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aus North Carolina, wenn ich mich recht erinnere, waren wir mindestens zwanzig Minuten zusammen im Wasser. Möchten Sie wissen, worüber wir gesprochen haben? Über dieses verdammte Bosnien. Zufrieden? Sie haben sich bemüht, alles zu überprüfen, sagen Sie. Dann nehmen Sie das gefälligst auch in Ihre Liste auf. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich glaube, meine liebe Frau ist wieder da, ich hoffe, sie hat nicht alles ausgegeben, was – Grundgütiger! Sie hat noch einen Mantel gekauft!«
    Lewis, der sich das Gespräch schweigend angehört hatte, trat jetzt ebenfalls an das regennasse Fenster. Unter dem Portal jenseits des Gartens stand Mrs. Storrs mit Kopftuch, dunkler Brille und einem langen weißen, ersichtlich teuren Regenmantel und mühte sich, einen der großen bunten Schirme aufzuspannen, die von einer fürsorglichen Hotelleitung bündelweise im Gelände verteilt worden waren und sich jetzt regen Zuspruchs erfreuten, denn der Regen war stärker geworden.
    Auch Morse stand auf und stellte sich neben Lewis. Storrs summte wieder:
    Der Garten trauert …
    »Darf ich Sie und Ihre liebe Frau auf einen Drink einladen? Unten an der Bar?«
     

64
     
    Hypoglykämie: Abnorme Verminderung des Blutzuckers, ein Zustand, der für Diabetiker schwieriger zu schreiben als zu erkennen ist.
    (Small ’ s Enlarged English Dictionary, 11 th. Edition)
     
    »Worüber die da oben wohl jetzt reden, Sir?«
    »Wahrscheinlich gibt er ihr Anweisungen, was sie sagen soll.«
    Morse und Lewis saßen nebeneinander im Salon. Diesmal hatten sie Lord Ellmore den Rücken zugedreht, weil zwei Herren in dunklen Anzügen vor dem Kamin saßen und Kaffee tranken.
    Julian Storrs und ein befrackter Ober tauchten fast gleichzeitig auf.
    »Angela kommt gleich. Sie will sich nur umziehen. Ist beim Einkaufen ein bißchen naß geworden.«
    »Hoffentlich bevor sie den Mantel gekauft hat, Sir«, sagte Lewis.
    Storrs lächelte leise gequält, und der Ober nahm ihre Bestellung auf.
    »Großen Glenfiddich für mich«, sagte Storrs. »Zwei Eiswürfel.«
    »Dasselbe für mich«, sagte Morse beifällig. »Und Sie, Lewis?«
    »Ob im Budget noch ein Orangensaft drin ist?«
    Morse wandte sich an Storrs. »Und für Ihre Frau?«
    »Einen großen Gin Tonic Light. Setzen Sie es auf meine Rechnung. Zimmer sechsunddreißig.«
    Morse erhob keinen Einspruch, und Lewis lächelte vor sich hin. Heute war er ausnahmsweise mal gut weggekommen. »Tonic Light«, wiederholte Morse. »Das ist ohne Zucker, nicht?«
    Storrs gab keine Antwort, und Morse fuhr fort: »Ich weiß, daß Ihre Frau Diabetikerin ist, Sir, wir haben es überprüft. Wir haben sogar überprüft, was Sie am letzten Wochenende gegessen haben.«
    »Glückwunsch.«
    »Nur mit einer Sache komme ich nicht zurecht – mit dem Frühstück Ihrer Frau am Sonntag morgen.« Er machte Lewis ein Zeichen, und der las aus seinem Notizbuch vor:
    »Ricicles – eine Art Reisflocken mit Zuckerkruste, meine Kinder aßen das Zeug unheimlich gern –, Toast und Honig, Obstsalat, Orangensaft, heiße Schokolade.«
    »Nicht gerade das, was sich Diabetiker normalerweise zum Frühstück bestellen würden, nicht? So viel Zucker … Alles andere, was sie hier gegessen hat, war wie aus dem neuesten Diabetikerkochbuch.«
    »Kennen Sie sich denn mit Diabetes aus, Chief Inspector?« fragte eine neue, strenge und ziemlich rauhe Stimme. Angela Storrs, wie immer im Hosenanzug, diesmal in Kiwigrün, aber ausnahmsweise ohne dunkle Brille, hatte offenbar einiges (das meiste?) von dem Gespräch mitbekommen.
    »Nicht sehr«, gestand Morse und versuchte, aus dem tiefen Sessel hochzukommen. »Bei mir ist sie erst vor einer Woche festgestellt worden.«
    »Bitte stehen Sie nicht auf.« Das war mehr ein Befehl als ein Ersuchen.
    Sie setzte sich zu ihrem Mann auf das Sofa. »Ich bin seit zehn Jahren zuckerkrank. Aber Sie kommen bestimmt sehr schnell dahinter. Eine der größten Gefahren für insulinabhängige Diabetiker ist nicht, wie man denken könnte, ein zu hoher, sondern ein zu niedriger Blutzuckerspiegel. Hypoglykämie nennt man das. Müssen Sie auch spritzen?«
    »Ja, und man hat versucht, mir beizubringen …«
    »Sie fragten nach dem letzten Wochenende. Ich will es Ihnen erklären. Am Samstag abend war mein Blutzuckerspiegel sehr niedrig, und ich wollte deshalb auf Nummer Sicher gehen, als Julian mich wegen des Frühstücks fragte. Ich hatte zwar Traubenzucker mit, aber am Sonntag morgen war es immer noch nicht so, wie es sein sollte. Und

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