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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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erscheint auch auf der detaillierten Telefonrechnung des Anschlußinhabers im Bloxham Drive Nummer 1.«
    »Mit Zeitangabe?«
    »Da bin ich nicht ganz sicher«, sagte Lewis etwas verlegen.
    »Wenn aber die Geschäftsführung unserem Starreporter einen Apparat mit Anrufbeantworter genehmigt hat …«
    Vielleicht war die Theorie des Chief Inspector doch nicht so weit hergeholt. Wenn die beiden tatsächlich unter einer Decke gesteckt hatten …
    »Sie meinen, er hätte gar nicht ins Büro zu gehen brauchen … Wenn dieses elektronische Dingsbums die Kartennummer und die Zeit, aber nicht die Autonummer registriert …«
    Morse nickte ermutigend, und Lewis fuhr fort:
    »Wenn also jemand anders seine Karte benutzt hätte und er im Bloxham Drive geblieben wäre …«
    »Er hat einen Schlüssel zu Nummer 1«, ergänzte Morse, »wartet, bis sie weggefahren ist, geht an der Rückseite der Häuser entlang, erschießt Rachel James, ruft von Nummer 1 aus seinen Anschluß im Büro an, wartet auf das Piepsen des Anrufbeantworters, läßt ein, zwei Minuten verstreichen, ohne etwas zu sagen – und die Sache ist geritzt.«
    Lewis seufzte. »Das gibt noch ein tüchtiges Stück Arbeit, Sir. Die Sache mit dem Parken, der Anruf, Befragung von Kollegen, die ihn möglicherweise gesehen haben …«
    »… oder sie …«
    »Jedenfalls lohnt es sich, der Geschichte mal nachzugehen.«
    »Morgen, Lewis. Für heute ist Schluß.«
    »Und diese Frau in Nummer 1?«
    »Nett anzusehen?«
    »Sehr nett sogar.«
    »Gut, ich kümmere mich darum.«
    Morse stand auf und ging zur Tür, aber dann machte er kehrt und setzte sich wieder.
    »Dieser Kühlschrankfaktor, Lewis, von dem Sie gesprochen haben, die Todeszeit und so weiter … Interessante Sache, nicht? Wir sind bisher davon ausgegangen, daß die Kugel durchs Fenster hindurch das Opfer erwischt hat, nicht? Aber wenn Rachel James ein bißchen früher irgendwo im Haus Nummer 17 ermordet worden wäre und jemand zu einem späteren Zeitpunkt durch das Fenster geschossen hätte … Begreifen Sie, worauf ich hinaus will? Dann sind sämtliche Alibis im Eimer.«
    »Aber dann müßte irgendwo eine zweite Kugel sein. Die aus Rachels Halswunde haben wir, aber irgendwo in der Küche wäre eine zweite, wenn jemand noch einen Schuß …«
    »Nicht unbedingt der Mörder.«
    »Aber wenn jemand durchs Fenster geschossen hätte, ohne auf etwas Bestimmtes zu zielen …«
    »Hat die Spurensicherung sich die Decke, die Wände, die Dielenbretter genau angesehen?«
    »Ich denke schon.«
    »Möglich, daß jemand das Projektil eingesteckt hat.«
    »Wer um Himmels willen könnte …«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Apropos Kugeln, Sir, da ist noch ein Bericht von der Ballistik. Möchten Sie ihn lesen?«
    »Nicht mehr heute abend.«
    »Er ist ganz kurz.«
    Er reichte Morse das Blatt mit dem knappen, sauber getippten Text:
     
    Vorläufig. Ballistikbericht
    17 Bloxham Drive, Kidlington, Oxon.
     
    Schußwaffe Kaliber ’ 577. Wahrscheinlich eine Ho w dah-Pistole, vielleicht die vierläufige Lancaster Patent, eine alte Handfeuerwaffe, die aber gut gepflegt auch 1996 noch funktionsfähig sein könnte.
     
    Laut neueren Katalogen in den USA frei verkäuflich. $370-$700. Tests eingeleitet.
     
    ASH
    22. 11 I. 96
     
    Morse gab Lewis den Bericht zurück. »Was bedeutet eigentlich Kaliber? Der Durchmesser der Kugel oder der Durchmesser des Laufs?«
    »Wären die nicht beide gleich, Sir?«
    Morse stand auf und ging erneut mit schweren Schritten zur Tür.
    »Kann schon sein, Lewis. Kann schon sein.«
     

21
     
    Ein Konservativer ist jemand, dem bestehende Übel konvenieren, im Gegensatz zum Liberalen, der sie durch andere zu ersetzen wünscht.
    (Ambrose Bierce, The Devil ’ s Dictionary )
     
    Morse fuhr an diesem Abend nicht sofort zu seiner Wohnung in North Oxford, begab sich aber wundersamerweise auch nicht auf dem schnellsten Weg in die nächste Kneipe. Statt dessen fuhr er zum Bloxham Drive und parkte hinter dem Streifenwagen, der vor Nummer 17 stand. Der Fahrer saß am Steuer und las die Oxford Mail .
    »Constable Brogan, Sir«, antwortete er auf die Frage des Chief Inspector.
    »Wissen Sie zufällig, ob Nummer 1 zu Hause ist?«
    »Die mit dem neuen Rover?«
    Morse nickte.
    »Nein. Aber sie ist ständig am Kommen und Gehen. Vielbeschäftigte Frau.«
    »Sonst was Neues?«
    »Eigentlich nicht, Sir. Ab und zu kommen mal Gaffer vorbei, aber die schicke ich einfach weiter.«
    »Höflich, hoffe ich.«
    »Sehr höflich, Sir.«
    »Wie

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