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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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lange haben Sie heute noch Dienst?«
    »Bis Mitternacht.«
    Morse deutete auf das Wohnzimmerfenster. »Wenn Sie Lust haben, können Sie sich vor den Fernseher setzen.«
    »Bißchen kalt.«
    »Sie können ja den Gasofen anmachen.«
    »Das Haus hat Elektroheizung.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Ist das offiziell, Sir?«
    »Wenn ich es sage, ist es offiziell, mein Junge.«
    »Glück muß der Mensch haben.«
    Dieser Ansicht war auch Morse, als er die aschblonde Frau sah, die vor Nummer 1 aus ihrem Auto stieg.
    Er ging ihr eilig, aber nicht zu eilig nach.
    »Guten Abend .«
    Sie steckte den Schlüssel ins Schloß und wandte sich zu ihm um.
    »Ja?«
    »Wenn ich mal kurz …«
    Morse kramte nach seinem Dienstausweis, aber sie kam ihm zuvor.
    »Noch jemand von der Polizei?«
    »Ja.«
    »Ich habe heute abend nicht viel Zeit …«
    »Lange halte ich Sie bestimmt nicht auf.«
    Sie ging voran in ein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer, zog den knöchellangen weißen Regenmantel aus, hängte ihn über die Lehne der roten Ledercouch und bedeutete Morse, ihr gegenüber Platz zu nehmen, während sie das hellblaue Kleid über den Hüften glattstrich und die eleganten nylonbestrumpften Beine übereinanderschlug.
    »Es stört Sie doch nicht?« Sie deutete auf ihre Zigarette.
    »Nein, nein«, murmelte Morse, den es allenfalls störte, daß sie ihm keine angeboten hatte.
    »Was kann ich für Sie tun?« Ihre Stimme war ein wenig belegt und klang nach Privatschule und Oberschicht.
    »Ich habe nur ein, zwei Fragen.«
    Sie lächelte charmant. »Schießen Sie los.«
    »Wie ich höre, hat mein Kollege, Sergeant Lewis, schon mit Ihnen gesprochen.«
    »Netter Mann. Auf seine sanfte, schüchterne Art.«
    »So? Ich hätte ihn nicht …«
    »Na ja, Sie sind auch ein Stück älter, nicht?«
    »Was machen Sie beruflich?« Sie holte ihre Karte aus der Handtasche. »Ich bin die Bezirksbeauftragte der Konservativen.«
    »Du lieber Himmel! – Entschuldigen Sie bitte …« Morse senkte den Blick auf die Visitenkarte:
     
    Adele Beatrice Cecil
     
    Beauftragte der Conservative Party
     
    1 Bloxham Drive
    Kidlington, Oxon, OX5 2NY
    Weitere Auskünfte: 01865 794768
     
    »Soll das ein fauler Witz sein?« Die Stimme war scharf geworden.
    »Nein, so war das nicht gemeint. Es ist eben einfach so, daß ich keinen einzigen Tory in meinem Bekanntenkreis habe.«
    »Sie haben also heute nicht für uns gestimmt?«
    »Ich wohne nicht in Ihrem Wahlbezirk.«
    »Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, Sergeant, sorge ich dafür, daß Ihnen Informationsmaterial zugeschickt wird.«
    »Könnten wir uns auf Chief Inspector einigen?« sagte Morse höflich.
    Sie zog ihr Kleid einen Zentimeter weiter auf die Schenkel herunter. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Kennen Sie Mr. Owens gut?«
    »Wie man’s nimmt.«
    »Gut genug, um ihm Tips für eine gute Story zu geben?«
    »Ja.«
    »Haben Sie schon mal mit ihm geschlafen?«
    »Von Takt halten Sie wohl nicht viel?«
    »Daß wir uns recht verstehen«, sagte Morse sehr ruhig. »Was ich in dieser Straße zu tun habe, ist kein reines Vergnügen. Und zu diesem durchaus nicht leichten Job gehört eben auch, daß ich, so lästig das sein mag, wissen will, was im Bloxham Close läuft …«
    »Drive. «
    »… wer wen kennt, über was so geredet wird – oder worüber, wenn Ihnen das lieber ist …«
    »Englische Grammatik gehörte auch in der Roedean School zum Lehrplan …«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    Adele holte tief Luft, die grauen Augen funkelten.
    »Ja, einmal.«
    »Ohne den Wunsch nach Wiederholung?«
    »Ich sagte ›einmal‹. Hören Sie schwer?«
    »Kommen Sie noch mit ihm zusammen?«
    »Hin und wieder. Er ist ein intelligenter, belesener, manchmal recht unterhaltsamer Mann – und er hat versprochen, heute für die Konservativen zu stimmen.«
    »Das paßt ja …«
    »Sind Sie verheiratet, Inspector?«
    » Chief Inspector.«
    »Ja oder nein?«
    »Nein.«
    »Bedauern Sie das?«
    Vielleicht hatte Morse die Frage nicht gehört.
    »Waren Sie mit Rachel James gut bekannt?«
    »Ab und zu hat sie sich bei mir ausgeweint.«
    »Ob sie einen festen Freund hatte, wissen Sie aber nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Würden Sie sagen, daß sie anziehend auf Männer wirkte?«
    »Würden Sie das nicht sagen?«
    »Ich habe sie nur ein einziges Mal gesehen …«
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie leise. »Das war dumm von mir.«
    »Kennen Sie einen gewissen Julian Storrs?«
    »Julian –? Aber ja! Er ist einer unserer

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