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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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dürfte ihn kaum jemand beobachtet haben, die meisten Mitarbeiter kommen erst so gegen acht. Quod erat demonstrandum. Ich weiß, wonach Sie mich jetzt fragen werden: nach seinem Motiv. Ich kenne es nicht, Lewis. Aber diesmal haben wir den Mörder eben vor dem Motiv. Und dagegen ist eigentlich nichts zu sagen, oder?«
    »Doch. Ihre Theorie hat zu viele Löcher.«
    »Inwiefern?«
    »Da wäre zunächst diese Frau aus Nummer 1, Miss Cecil …«
    »Della Cecil. Owens hat sie Della genannt.«
    »Sie hat beobachtet, wie er weggefahren ist. Gegen sieben. Deshalb wußte sie, daß er an seinem Platz sein würde, als sie ihn anrief, sobald sie die Polizei hatte kommen sehen, und das war kurz nach acht.«
    »Also eine ganze Stunde später. In einer Stunde ist viel möglich.«
    »Alles ist möglich, aber es regnet kein Geld.«
    »Haben Sie schon mal daran gedacht, daß die beiden vielleicht unter einer Decke stecken? Owens steht auf diese Miss Cecil, glauben Sie mir. Als ich ganz nebenbei Julian Storrs erwähnte …«
    »Das haben Sie wirklich getan?«
    »… und als ich sagte, man habe ihn beobachtet, wie er an eine der anderen Türen klopfte …«
    »Aber keiner hat doch …«
    »… war er eifersüchtig, Lewis! Und es gibt nur zwei Häuser im Bloxham Close …« (Lewis schenkte sich jeden weiteren Versuch, seinen Chef zu korrigieren) »… in der attraktive junge Frauen wohnen, Nummer 17 und Nummer 1, Miss James und Miss Cecil. So weit alles klar?«
    »Haben Sie nicht eben behauptet, daß die beiden unter einer Decke stecken?«
    »Daß ich es für möglich halte, habe ich gesagt. Ich denke ja nur laut, Lewis. Einer von uns muß schließlich die Denkarbeit leisten. Und ich bin ziemlich kaputt und mit Bier beträchtlich unterversorgt. Da müssen Sie schon ein bißchen Nachsicht walten lassen …«
    Lewis wartete ein paar Sekunden. Dann fragte er: »Bin ich jetzt dran, Sir?«
    Morse nickte matt und besah sich Lewis’ abgetretenen Teppich.
    »Ich weiß nicht, ob Sie in letzter Zeit morgens über die Botley Road gefahren sind, Sir. Die ist nämlich sogar ganz früh am Morgen einer der schlimmsten Engpässe von Oxford. Sie waren am Nachmittag da, nicht? Aber Sie verlangen von Owens, daß er dreimal zwischen Kidlington und Osncy Mead hin und her pendelt. Erst fährt er zum Dienst. Schön, das schafft er, wenn er sich beeilt, vielleicht in zwanzig Minuten. Dann fährt er zurück, drückt womöglich noch ein bißchen mehr drauf und braucht nur eine Viertelstunde. Er stellt den Wagen irgendwo ab, aber nicht im Bloxham Drive, bringt seine Nachbarin um und fährt wieder nach Oxford hinein, das sind um die Zeit noch mal mindestens zwanzig, fünfundzwanzig Minuten, sucht sich einen Parkplatz, und zwar diesmal nicht auf dem Firmengelände, wie Sie ganz richtig sagen, geht oder vielmehr sprintet zu seinem Büro und sitzt am Schreibtisch, als seine Freundin anruft und ihm meldet, daß eine gute Story auf ihn wartet, wenn er wieder zum Bloxham Drive kommt. Es ist mit knapper Not zu machen, wenn er kein einziges Mal an einer Ampel aufgehalten wird und seine Mitbürger samt und sonders beschlossen haben, an dem Morgen zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Aber selbst dann ist es sehr unwahrscheinlich, zumal an einem Montag, dem Tag, an dem in Oxford am meisten Betrieb ist.«
    Morse zog ein gekränktes Gesicht.
    »Aber daß es mit knapper Not zu schaffen wäre, geben Sie zu?«
    Lewis überlegte.
    »Nein, Sir. Ich weiß, daß nach Ihrer Theorie die meisten Morde von Nachbarn, dem Ehemann oder der Ehefrau des Opfers begangen werden …«
    »Aber wenn die Frau in Nummer 1 nicht die Wahrheit sagt?« wandte Morse ein. »Wenn sie überhaupt nicht bei Owens angerufen hat? Wenn sie mit ihm gemeinsame Sache macht? Wenn sie ihm nur zu gern ein hübsches kleines Alibi verschafft? Das mit dem Zeitfaktor sehen Sie vermutlich richtig, Lewis, er hätte es wohl nicht geschafft, nach Kidlington zurückzufahren, den Mord zu begehen und dann ganz locker und lässig im Büro zu sitzen, als sie anrief.«
    »Und das bedeutet …?«
    »Das bedeutet, daß sie lügt. Genau wie er. Er ist einfach hierher zurückgekommen, hat Rachel James ermordet, ist hiergeblieben und dann als erster Reporter vor Ort aufgetaucht.«
    »Tut mir leid, Sir, aber in dieser Sache hat sie uns nicht belogen. Wir waren nämlich seit Montag vormittag auch nicht untätig! Das mit dem Anruf bei Owens stimmt. Einer unserer Leute hat es bei der Telecom überprüft. Der Anruf ist aufgezeichnet worden und

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