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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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der Kassierer von Schalter 2 sich in Deckung flüchtete und losschrie: „Überfall! Überfall!", raffte er schnell die Scheine am Schalter 3 zusammen und deckte dann seinem Kumpan, dem MPi-Mann, den Rücken. Der schnauzte den brüllenden Angestellten an, der daraufhin ein gefährliches Spiel begann. Er legte zwar ein paar Scheine auf das Zahlbrett, zog dieses aber sofort zurück, wenn der Bankräuber danach griff. Und das machte er mehrmals, bis dem MPi-Mann die Geduld riß und er dem widerspenstigen Bankmann die Mündung seiner MPi direkt auf den Bauch drückte. „Du bist wohl lebensmüde?" raunzte er. „Geld her, oder ich drücke ab!"
    Da setzte der Angestellte das Zahlbrett so hart auf, daß ein Teil der Scheine herabfiel. Die Räuber rafften das Geld zusammen und gingen ohne Eile rückwärts zum Ausgang. Dort aber stand, noch immer wie erstarrt, eine Angestellte mit einem Adventsgesteck in der Hand. Jetzt, da die Täter im Rückzug begriffen waren, faßte sie sich ein Herz und schleuderte ihnen mangels einer anderen Waffe das Gesteck samt brennender Kerze hinterher. Damit aber brach im Schalterraum die Hölle lös. Alle schrien und rannten durcheinander, die Beherzteren stürzten zum Ausgang und nahmen die Verfolgung auf. Die Bankräuber liefen über den Vorplatz auf ein Auto zu, ein halbes Dutzend Kassenangestellte hinterher. Plötzlich drehte sich einer der Gangster um und gab einen Feuerstoß aus der MPi ab. Eine Angestellte wurde am Handgelenk, eine andere an der Wade getroffen, ein Bankkunde am Oberschenkel verletzt. Die anderen setzten die Verfolgung fort und hatten die Distanz bereits auf drei Meter verkürzt, als die Verfolgten von ihrem Fahrzeug aus eine zweite MPi-Garbe abgaben, durch die wieder eine Frau verletzt wurde. Die Räuber rasten mit ihrer Beute, rund 12000 DM, davon.
    Bei der Polizei standen, wie jeden Freitag, auch an diesem 15. Dezember in Erwartung eines neuen Raubüberfalls Sondereinsatzkräfte der Schutz- und Kriminalpolizei in Bereitschaft. Es dauerte daher nur wenige Minuten, bis die Fahndungsmaßnahmen anliefen. Ein Einsatzwagen der Kripo fuhr, von den Bankange-

    Bankräuber Wittorf und die Phantomzeichnung, die der Fahndung zugrunde lag. rechts „Banklady" Gisela Werler
    stellten eingewiesen, den Tätern hinterher. Doch ihr VW-Kombi war alt und, wie das ein Kieler Regierungskriminalrat formulierte, „infolge seines Verschleißgrades nicht in der Lage, das schnelle Fahrzeug der Flüchtigen einzuholen". Um ein Haar hätte daher die Kripo wieder das Nachsehen gehabt, wenn die Bankräuber nicht den Fehler begangen hätten, nach wenigen Kilometern umzukehren. Sie beabsichtigten nämlich, vom gestohlenen Tatfahrzeug in ihr eigenes umzusteigen. Das aber stand in der Nähe des Tatortes. Die verfolgenden Kriminalbeamten, die die Hoffnung auf Erfolg schon aufgegeben hatten, wollten ihren Augen nicht trauen, als das gesuchte Auto direkt auf sie zukam. Sie brauchten nur noch zuzugreifen. Aber sie waren offenbar so verwirrt, daß sie vergaßen, den MPi-Mann, den bisher unbescholtenen Taxifahrer Hermann Wittorff, auf Waffen zu durchsuchen. Auch seine Begleiterin, die 33jährige Gisela Werler alias Banklady, wurde lediglich gefesselt und abgeführt.
    Im Dienstgebäude der Polizei, als man ihm die Handschellen abnahm, holte Wittorff plötzlich eine Pistole aus dem Schulterhalfter. Die Kriminalbeamten durchlebten bange Sekunden, bis es gelang, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Auch die „Lady" hatte noch einen Revolver in der Tasche.
    Danach jedoch verlief alles programmgemäß und ohne besondere Schwierigkeiten. Wittorff legte nach kurzer Verständigung mit seiner Komplizin und Geliebten Gisela ein ausführliches Geständnis ab. Er verriet auch die beiden anderen Bandenmitglieder, den 46jährigen Taxichauffeur Gerhard Jordan und den 40jährigen Taxibesitzer Hugo Warncke. Und Wittorff gestand nicht nur das, was er mit seiner Bande bereits verbrochen, sondern sogar das, was er noch zu verbrechen vorgehabt hatte, nämlich besser ausgeklügelte Überfälle, die er allein mit seiner Banklady Gisela begehen wollte. Seine Kumpane Hugo und Gerhard, die zwar nicht immer beim Rauben doch stets beim Verteilen der Beute dabei gewesen waren, wollte er abhängen.
    Das Pärchen war so gut aufeinander eingespielt, daß es zwischen ihm kaum noch der Worte bedurfte. Beim Stehlen der Tatfahrzeuge reichte sie ihm aus der mitgeführten Werkzeugkollektion wortlos zum richtigen Zeitpunkt das Richtige. Geriet

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