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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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Einbrecherin betätigte.
    PS: Die Namen der Personen sind frei erfunden, die Ortsnamen hingegen stimmen.
    Hannchen Klemm kam vom Lande. Rustikal und ein wenig angestaubt war auch die Methode, mit der sie Daherkommenden den Geldbeutel abnehmen wollte, geradeso wie Strauchdiebe im Mittelalter oder die coltschwingenden Desperados in Wildwestfilmen. Das Mittelalter ist vorbei, die Desperados im „Wilden Westen" sind längst moderner geworden.

Die Banklady
    Von Januar 1964 bis Dezember 1967 verübte eine Bande im Norden der BRD 27 Banküberfälle mit einer Gesamtbeute von 450000DM. Das ist selbst für die Verhältnisse in der BRD eine sehr große Zahl, die .— sieht man von den gut geplanten und organisierten Bankräubereien extremistischer Terrorgruppen ab - bisher nur wenige Gangster erreicht oder gar überboten haben. Die Täter gingen stets in der gleichen Art und Weise vor. In einer gutgeführten Straftatenvergleichskartei durfte es daher nicht schwierig sein zu erkennen, daß diese Verbrechen zusammengehörten. Mehr noch: War einer der Täter bereits mit gleichem Modus operandi aufgetreten, mußte ein präziser Vergleich der noch unaufgeklärten Straftaten mit den registrierten Tatbegehungsweisen bekannter Täter zum gesuchten Verbrecher führen. Darin besteht der Sinn kriminalpolizeilicher Karteien und Sammlungen. Auch der Kriminalpolizei in Kiel und dem Landeskriminalamt von Schleswig-Holstein hätte dies möglich sein müssen. Da sich die Bande nicht an die kommunalen Territorialgrenzen hielt, also zu den sogenannten reisenden Tätern gehörte, hätte auch der Erkennungsdienst im Bundeskriminalamt überentsprechende Unterlagen verfügen und Vergleiche vornehmen müssen. Bei der norddeutschen Bankraubserie indessen klappte das nicht. Die Meldungen „über die Straftaten unbekannter Täter" wurden teilweise so oberflächlich ausgefüllt, daß sie jedem beliebigen Raubüberfall auf ein Geschäft, eine Sparkasse oder eine Bank zugeordnet werden konnten.
    Und das war das erste Handikap der untersuchenden Kripokommission: Sie hatte keine Vorstellung, wie aktiv die Bankräuber tatsächlich waren. Später stellte sich heraus, daß etliche von der Kommission in die Untersuchung einbezogene Verbrechen nichts mit diesem Komplex zu tun hatten, andere wiederum, obwohl dazugehörig, nicht berücksichtigt wurden. Nur soviel war klar: Beim eigentlichen Überfall traten stets nur zwei Personen auf, die mit einem Auto dicht an das Objekt, das sie gerade ausrauben wollten, heranfuhren. Manchmal waren es zwei Männer, manchmal auch ein Mann und eine Frau. Bei den ersten Überfällen trugen die Räuber Karnevalsmasken, bei den späteren nur Hüte und Brillen. Die Frau, von der Presse „Banklady" getauft, trug manchmal eine perückenartige Badekappe, manchmal ein Kopftuch, stets aber auffallend helle Strümpfe. Handschuhe hatten beide Räuber immer an.
    Die Überfälle fanden in der Regel am Freitagnachmittag statt. Anfangs waren die Banditen nur mit Pistolen, später auch mit einer Maschinenpistole bewaffnet. Bis zum 15. Dezember 1967 hatten sie aber nie geschossen. In den Bankfilialen, in denen sie auftauchten, kannten sie sich offenbar gut aus, was darauf schließen ließ, daß sie die Tatorte vorher ausgekundschaftet hatten. Sie bevorzugten kleinere Geldinstitute mit geringem Publikumsverkehr, ohne Schutzverglasung an den Schaltern. Jedesmal waren sie bemüht, mit geringstem Aufwand in kürzester Zeit den Überfall abzuwickeln. Dabei paßten sie sich jeweils den örtlichen Verhältnissen an. In jedem Falle setzten sie das Telefon außer Betrieb, manchmal sperrten sie die anwesenden Kunden und Bankangestellten in Keller-oder Waschräume. Einmal wurde eine Frau, die schrie, brutal zusammengeschlagen, ein anderes Mal ein altes Muttchen, das während des Überfalls den Kassenraum betrat, fürsorglich beruhigt und zum Stillsein ermahnt. Dieser Überfall wich auch insofern von den übrigen ab, als er vormittags gegen elf Uhr stattfand. Das westdeutsche Fernsehen übertrug zu dieser Zeit gerade die Hochzeitszeremonie der niederländischen Kronprinzessin Beatrixe. Einmal lag die Überfallene Bankfiliale in unmittelbarer Nähe einer Polizeistation. Genau zur Zeit des Überfalls blockierte ein anonymer Anrufer die Telefonleitung der Polizei und verhinderte deren Alarmierung.
    Die von der Polizei vorgenommenen Straßenabsperrungen im gesamten Tatortumkreis führten nie zum Erfolg. Und das war die zweite Misere kriminalpolizeilicher

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