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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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seiner Schuld. Brav und eifrig beantwortete er daher alle Fragen, die ihm gestellt wurden.
    Er hatte am Überfall teilgenommen, weil er Geld brauchte, um mit seinem Freund Horst Möller, der ebenfalls beteiligt war, nach Schweden auszuwandern. Die Angst vor der Strafe, die ihn in Kassel erwarten würde, und besonders seine Abneigung gegen das „Soldatsein" hatten den Plan auszuwandern entstehen lassen.
    Das Soldatenleben war ihm seit seiner Einberufung zuwider, weshalb er auch eigenmächtig seinen Weihnachtsurlaub verlängerte. Daß seine eigenen Eltern ihn schließlich mit sanfter Gewalt in die Kaserne zurückbrachten und zu seiner Bestrafung wegen eigenmächtiger Entfernung von der Truppe beitrugen, konnte er nie mehr verwinden.
    Über seine Mittäter wußte er nicht viel zu berichten. Sein Freund, der Hilfsarbeiter Horst Möller, hätte Geldsorgen, und der Dritte im Bunde, der Boß des Unternehmens, hieße Karl-Heinz und wäre ein Boxer aus Amerika.
    Ridderbusch und Möller hatten Angst vor ihm. Ohne Karl-Heinz und seine Drohungen hätten sie wohl nie die Sparkasse überfallen. Er wäre es auch gewesen, der die Spielzeugpistolen gekauft hätte, weil sie sich geweigert hatten, die Frau im Schalterraum niederzuschlagen.
    Bei der Aussage über den Boxer Karl-Heinz wurden die Beamten hellhörig. Sie ließen sich von Ridderbusch eine Personenbeschreibung geben und waren überzeugt, nur der Profiboxer Karl-Heinz Guder konnte gemeint sein.
    Nach Guder fahndete die Kripo schon seit einiger Zeit. Einem Spitzelbericht zufolge sollte er einen Raubüberfall auf Lohngelder in Ost-Westfalen planen. Ihrer Sache sicher, blies die Kripo die Großfahndung ab und suchte gezielt nach Guder und Möller.
    Möller wurde schon wenige Stunden später gefaßt, als er an der Straße stand, bemüht, ein Auto zu finden, das ihn mitnahm. Seinen Beuteanteil von 4245 DM hatte er in den Schuhen versteckt.
    Von Ridderbusch und Möller erfuhr die Kripo, Guder würde in einem gestohlenen Wohnwagen auf einem Campingplatz bei Gütersloh hausen. Ein Fahndungsteam, durch Beamte aus Gütersloh verstärkt, fuhr sofort dorthin. Der Wohnwagen wurde umstellt und durchsucht. Vier Freunde von Guder traf man an. Er selbst hatte sich schon tagelang nicht mehr blickenlassen. Einer der vier nannte sich Siegbert. Die Kripo stellte indessen anhand seiner Fingerabdrücke sehr schnell fest, daß er in Wirklichkeit der knapp 26jährige, mehrfach vorbestrafte Friedhelm Göhner war, der von einer Sonderkommission des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen wegen mehrfachen Autodiebstahls gesucht wurde. Göhner war insofern an dem Sparkassenüberfall beteiligt, als er den Tip dafür gegeben, mit Guder den Plan ausgeheckt und Ridderbusch sowie Möller zum Mitmachen überredet hatte. Göhner wurde verhaftet; die drei übrigen wurden nach Feststellung ihrer Personalien entlassen, der Wohnwagen und seine Umgebung überwacht.
    Die Kriminalpolizei von Gütersloh, in die Fahndung nach Guder einbezogen, verstärkte ihre Streifen. Ein Polizeiwagen, als Zivilfahrzeug getarnt, fuhr durch das Landgebiet. Gegen Morgen wurde er von einem Mann angehalten, der mitgenommen werden wollte. Die Kriminalisten taten es nur allzu gern. Der Anhalter war nämlich niemand anderes als Guder. Einer der Beamten, ehemals selbst aktiver Boxer, hatte ihn sofort erkannt.
    Der damals 33 Jahre alte Karl-Heinz Guder war in der Tat kein Unbekannter. Während der letzten Jahre hatte er zwar keine großen Schlagzeilen mehr gemacht, doch den Anhängern des Boxsportes war sein Name noch immer ein Begriff. Guder, seit seinem fünfzehnten Lebensjahr aktiver Boxer, von seinen Trainern als Naturtalent angesehen, absolvierte zahlreiche Kämpfe im Bantam- und Halbmittelgewicht. Bei der Olympiade 1952 in Helsinki vertrat der damals 18jährige die BRD und errang den vierten Platz als Einzelkämpfer. Danach blieb er noch zwei
    Jahre Amateur und wurde dann Profisportler. Guder erwarb 1954 die Lizenz als Berufsboxer, kam später zu dem geschäftstüchtigen Boxmanager Riethmüller nach Essen und boxte sich, nunmehr Lohnboxer, durch die Welter- und Mittelgewichtsklasse.
    Damit begann sein persönliches Drama. Solange er jung und zugkräftig genug für das rauhe Metier des Profiboxers war, hatte er Geld und Ruhm. Guder war in seinem Fach besser als die meisten anderen. Er bestand etwa 150 Kämpfe als Amateur und 80 als Profi, und keinen einzigen verlor er durch k. o. Von 230 Kämpfen hat er überhaupt nur 26 verloren, davon

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