Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Kreispolizeibehörden Minden und Bielefeld. Da die Ermittlergruppe nicht helfen konnte, fuhr sie nach Gohfeld, inspizierte den Tatort und vernahm die Kassiererin.
Die Gohfelder Sparkasse gehörte zu jenen Geldinstituten auf dem Lande, die zwar stets über recht ansehnliche Bargeldbeträge, aber nur über unzureichende Sicherheitsvorkehrungen verfügten. Es gab weder eine Schutzverglasung des Schalters noch spezielle Tresorsicherungen, keinen Wächter, ja nicht einmal eine Sicherung des Kassenraums. Eine einzige Angestellte versah hier den Dienst.
Solche Geldinstitute waren leicht auszurauben und daher bevorzugte Objekte von Bankräubern, insbesondere von Anfängern. Das änderte sich erst, als Ende der sechziger Jahre Versicherungen und Polizei gemeinsam die Schutzverglasung der Kassenschalter durchsetzten.
In Gohfeld war das bisher unterblieben, denn hier hatte es noch nie Scherereien gegeben. Als am Nachmittag gegen 16 Uhr zwei junge Männer den leeren Kassenraum betraten, argwöhnte die Angestellte nichts Böses. Plötzlich jedoch zogen die Fremden Pistolen hervor und forderten Geld. Einer von ihnen, er trug ein rotes Hemd und Turnschuhe, sprang sogleich über den Tresen, raffte das Papiergeld zusammen und befahl der Frau, den Tresor zu öffnen. Die Angestellte mußte sich mit erhobenen Händen an die Wand stellen, während die Räuber den Tresor leerten. Das ging sehr schnell. Ehe die Angestellte einen klaren Gedanken fassen konnte, rannten die Täter mit dem Geld auf die Straße zu einem hellen Opel Rekord. Am Steuer des Opel saß ein dritter Mann, der sofort anfuhr, als die Räuber eingestiegen waren. Die Angestellte sah nur noch, daß der Opel ein „komisches Nummernschild" hatte, aber wie das Kennzeichen lautete, wußte sie nicht. Damit konnte jedoch ein anderer Zeuge aushelfen. Er glaubte ein ausländisches Kennzeichen mit der Nummer 44 BKK gesehen zu haben.
Die Einsatzleitung gab das Kennzeichen an alle Fahndungskräfte durch.
Die Kriminaltechniker hatten inzwischen denKassenraum auf
Spuren durchsucht und einen Schuhsohlenabdruck mit deutlicher Musterausprägung sichern können. Der Abdruck befand sich auf dem Schaltertisch und stammte von dem Räuber im roten Hemd.
Mittlerweile kreiste auch die Hummel unaufhörlich über dem Kornfeld. Der Pilot, einer großen Zuschauermenge sicher und sich seiner Wichtigkeit bewußt, setzte mehrmals zum Sturzflug an, „weil das großen moralischen Eindruck" mache.
Noch während dieses Schaufluges meldete ein Bauer, in der Wiese hinter seinem Haus stände ein heller Opel Rekord. Die Hummel, dorthin dirigiert, bestätigte es. Damit war das Tatfahrzeug gefunden. Sein Kennzeichen lautete 44BXK und nicht BKK. Der Zeuge hatte sich also geringfügig geirrt. Dieses Kennzeichen, lose aufmontiert, war falsch. Die Originalnummernschilder mit dem Kennzeichen WD-RU 51 lagen im Kofferraum. Der Opel war frühmorgens in Gütersloh, also etwa 40 Kilometer von Gohfeld entfernt, gestohlen worden. Der Eigentümer hatte bereits Diebstahlanzeige erstattet. Im Handschuhfach des Wagens fanden die Kriminalbeamten täuschend echt aussehende Spielzeugpistolen aus Plastik, wie man sie in den meisten Spielwarengeschäften erwerben konnte. Sie waren offenbar erst vor kurzem gekauft worden, denn die Originalverpackung lag noch dabei. Hinweise auf die Täter gab es im Opel nicht.
Mit Einbruch der Dunkelheit mußte der Hubschraubereinsatz abgebrochen werden. Das Kornfeld blieb jedoch umstellt. Ein Posten sah nachts einen Mann aus dem Feld kommen und auf Gohfeld zulaufen. Er wurde gefaßt und, da er nicht nur ein rotes Hemd und Turnschuhe trug, sondern überdies ein dickes Bündel Geldscheine lose in der Tasche hatte, sofort der Sparkassenangestellten gegenübergestellt. Sie identifizierte ihn ohne Zögern.
Bei dem Bankräuber handelte es sich um den 22jährigen Bundeswehrdeserteur Friedrich Ridderbusch, der dreimal vorbestraft war und obendrein in Kassel als Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren wegen Raubüberfalls gesucht wurde. Das Bielefelder Kripokommando, das sich im Wohnzimmer des Gohfelder Gastwirtes einquartiert hatte, begann noch in der gleichen Nacht mit der Vernehmung. Ridderbusch machte keine Schwierigkeiten. Zwar nur mäßig intelligent, war er doch klug genug, die Ausweglosigkeit seiner Situation zu erkennen. Der Schuhsohlenabdruck seiner Turnschuhe und die Aussagen der Angestellten, die ihn identifizierte, sowie die 7003 DM, die er bei sich trug, waren handfeste Beweise
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