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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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er einmal in Panik, bewahrte sie kühles Blut. Verließ ihn der Mut. trieb sie ihn an. Auch beim Überfall in Bad Segeberg: Wittorff

    Polizeimeister Alfke, der ein Dutzend bewaffnete Banküberfälle beging, wurde zum Vorbild der Wittorf-Bande
    wollte umkehren, als er die große Anzahl Angestellter und Kunden im Kassenraum sah; die Banklady aber entschied: ..Kommt gar nicht in Frage!"
    Sie war auch die einzige in der Bande, die vor den Überfällen weder schlaflose Nächte hatte noch an Appetitlosigkeit litt, während Wittorff tagelang vordem Überfall von nervösen Durchfällen, Appetit- und Schlaflosigkeit geplagt wurde. In älteren Kriminologie- und Strafrechtslehrbüchern wird oft behauptet. Raubüberfälle seien ein ausgesprochenes Männerdelikt, weil es Frauen an Mut, Nerven und Standhaftigkeit dafür fehle. Inge Marchlowitz, Hannchen Klemm und Gisela Werler sind bei weitem nicht die einzigen Vertreterinnen des schönen Geschlechts, die sich im rauhen Räuberhandwerk versuchten. Sie gehören jedoch zu den ersten, die es in der BRD in dieser Branche zu traurigem Ruhm gebracht haben.
    Wittorff, Werler. Jordan und Warncke waren längst über das abenteuerliche Jugendalter hinaus und gehörten auch nicht zur Kategorie der Berufsverbrecher. Sie haben in professioneller Manier Banken überfallen und konnten so lange unentdeckt bleiben, weil sie eifrige Zeitungsleser waren. In der Presse konnten sie sich über den Stand der kriminalpolizeilichen Ermittlungen, im Polizeifunk über die polizeilichen Fahnungs-maßnahmen orientieren. Durch Kriminalberichte in der Presse waren sie überhaupt erst auf ihre verbrecherischen Pläne gebracht worden. Anfang der sechziger Jahre berichtete beispielsweise die BRD-Presse in großer Aufmachung über drei Bankräuber, vor allem aber über den Hamburger Polizeimeister Hugo Alfke, der zehn Raubüberfälle auf Geldinstitute begangen hatte. Die Zeitungen schilderten detailliert die Tatausführung und die Fehler, die diese Verbrecher gemacht hatten.
    Das reizte Wittorff und seine Freunde, es ebenfalls zu versuchen. Polizeimeister Alfke, der jahrelang seine Kollegen erfolgreich getäuscht hatte, wurde ihr spezielles Vorbild.
    Der Prozeß gegen die Wittorff-Bande fand im Februar 1968 vor dem Kieler Schwurgericht statt. Hermann Wittorff wurde zu dreizehneinhalb Jahren, Gisela Werler zu neuneinhalb, Jordan und Warncke je zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt. Mit Ausnahme von Warncke, der das Urteil sofort annahm, legten alle anderen Revision ein.
    Am 4. November 1969 verwarf der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofes (BGH) die Revisionsanträge. Damit wurde das Urteil rechtskräftig.

Der Box-Champion
    Am Mittwoch, dem 5. Juli 1967, kurz nach 16 Uhr, klingelte in der Kripohauptstelle Bielefeld das Telefon. Hier wurden seit fünf Jahren alle Raubüberfälle auf Geldinstitute zentral bearbeitet. Die Polizeieinsatzstelle Armin aus Detmold teilte einen Raubüberfall auf die Sparkasse in Gohfeld-Wittel mit. Drei unbekannte Männer hatten die Zweigstelle dieses kleinen, an der Fernverkehrsstraße 61 liegenden Ortes im Kreis Herford gegen 16 Uhr überfallen, etwa 19500DM geraubt und in einem hellen Opel Rekord die Flucht ergriffen. Die Kriminalhauptstelle alarmierte alle in Tatortnähe stationierten Funkstreifen und benachrichtigte die benachbarten Polizeidienststellen sowie das Ermittlerteam, das zu dieser Zeit im Einsatz war.
    Auf dem Wege zum Tatort stieß die Ermittlergruppe am Rande eines ausgedehnten Kornfeldes kurz vor Gohfeld auf mehrere Polizeifahrzeuge und eine Menge Schaulustiger. Hätte das Funkgerät ihres Einsatzwagens funktioniert, wäre ihnen die Ursache dieses Auflaufes bekannt gewesen, so aber erfuhren sie erst jetzt von Zeugen, einer der Täter wäre in dieses Kornfeld gerannt. Der Unbekannte trug ein rotes Hemd und Turnschuhe. Das riesige Feld sollte nun mit allen verfügbaren Schupo- und Kripokräften der Umgebung umstellt und von einem Polizeihubschrauber, einer sogenannten Hummel, systematisch abgesucht werden. Die Hummel konnte aber nicht vor einer dreiviertel Stunde eintreffen, und die erforderlichen Absperrkräfte mußten noch herangeschafft werden. Da Anforderung und Einsatz der der Landesregierung unterstellten Alarmhundertschaft zuviel Zeit in Anspruch genommen hätte, den Räubern folglich ein großer Vorsprung eingeräumt worden wäre, sollten die örtlichen Reserven erschlossen werden: die dienstfreien Polizisten des Wechsel- und Postendienstes sowie Beamte der

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