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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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Routinepraxis: Ehe die Polizei die üblichen Kontrollpunkte erreichte, hatten die Täter den Sperrkreis längst passiert. Der Kripo standen zudem oft nur ältere, leistungsschwache Fahrzeuge zur Verfügung, die keine Aussicht hatten, eine Verfolgungsjagd zu bestehen. Die Polizei veränderte daher ihr Absperrsystem, gestaltete es beweglicher, doch das Ergebnis war das gleiche. Der für jedermann leicht abzuhörende Polizeifunk wurde zum Verräter.
    Die Kriminalpolizei vermutete, daß mindestens zwei, wahrscheinlich aber drei, wenn nicht sogar vier Personen zu dieser Bande gehörten. Eine davon war höchstwahrscheinlich eine Frau. Von einem der Bandenmitglieder lag eine brauchbare Personenbeschreibung vor. Die Kripo ließ danach zwei Porträtskizzen anfertigen und in der Presse veröffentlichen. Aus der Bevölkerung gingen daraufhin 86 Personenhinweise ein, die aber zu nichts führten. Die Pressefahndung mit der Porträtskizze blieb erfolglos.
    Die Kripo schaltete natürlich auch ihre V-Männer, also die Zuträger aus der Unterwelt, ein. Die konnten zwar manchen interessanten Tip, aber keinen Hinweis auf die Bankräuber geben. Trotz professioneller Tatausführung war man sich in der Kieler und Hamburger Unterwelt einig, die Bankräuber mußten „Außenseiter" sein. Und das war für die Polizei sehr ungünstig, denn Profis konnten die Spitzel in der Unterwelt auftreiben, zu Außenseitern hatten sie keine Verbindung. Über die Beute waren die Räuber auch nicht zu fassen. Sie bestand ja aus Bargeld.
    Um jede Möglichkeit auszuschöpfen, wurde angewiesen, in allen Vernehmungen verdächtiger Personen wegen der Banküberfälle „auf den Busch zu klopfen". Da es aber dem jeweiligen Vernehmungsbeamten überlassen blieb, wie und was er fragte, war das Ergebnis ein kunterbuntes, nutzloses Durcheinander, ohne System und Vergleichsbasis. Hinzu kam, daß zur gleichen
    Zeit zwei weitere Räuberbanden in Schleswig-Holstein ihr Unwesen trieben, es für außenstehende Vernehmer folglich schwierig war, fallbezogene Fragen zu stellen.
    Alles in allem waren es schwache Leistungen, die die Schleswig-Holsteiner Kriminalpolizei bis Mitte Dezember 1967 in der Untersuchung der Raubserie aufweisen konnte. Nach vierjähriger Tätigkeit lag nichts als eine dicke Mappe unaufgeklärter Banküberfälle und eine untaugliche Phantomskizze vor. Dabei hatte die Polizei einmal die Chance gehabt, die Bankräuber zu fassen. Zwei von ihnen waren samt Beute und Waffen im Sommer 1964 in eine Polizeikontrolle geraten.
    Nach dem Überfall auf eine Bank im Hamburger Vorort Billstedt stoppten Polizisten auf der Autobahn nach Bremen einen Volvo, in dem ein Mann und eine Frau saßen. Die Streife nahm die übliche Routinekontrolle vor, ohne die Personalien der Insassen oder das polizeiliche Kennzeichen des Wagens zu notieren. Die Beamten sahen in das Wageninnere, forschten nach Raubgut und Waffen und wollten die Rücklehne des Fahrersitzes nach vorn ziehen. Das ging aus unerklärlichen Gründen nicht. Als nun der durchsuchende Polizist kräftiger ziehen wollte, protestierte der Volvofahrer und die Streife gab auf. Später stellte sich heraus, die Volvoinsassen waren der Boß der Räuberbande und die Banklady und in der Rücklehne des Autos befand sich ein eingebautes Versteck, in dem nicht nur die gesamte Geldbeute des Billstedter Bankraubes, sondern auch die Schußwaffen und Verkleidungsutensilien der Bankräuber lagen. Dieses Versteck aber konnte nur durch einen kräftigen Ruck an der Rücklehne des Fahrersitzes freigelegt werden.
    Im Dezember 1967 hatten sich die Ermittlungen so festgelaufen, daß der Polizei nur die Hoffnung blieb, die Bankräuber auf frischer Tat zu stellen. Am Freitag, dem 15. Dezember 1967, sollte sich diese Hoffnung endlich erfüllen.
    Am frühen Abend gegen 18 Uhr betraten zwei Männer den Schalterraum der Kreissparkasse in Bad Segeberg, in dem sich zu dieser Zeit zehn Kunden und dreißig Angestellte aufhielten. Einer der Männer ging sofort zum Kassenschalter 2 und erklärte dem Schalterangestellten, er wolle einen Scheck einlösen. Dabei schob er seine Collegmappe über den Tresen und öffnete seinen Mantel. Der Angestellte erschrak, denn über der Brust des Mannes hing eine Maschinenpistole. Ohne langes Zögern reichte er dem Räuber 5000 DM, weigerte sich aber, mehr herauszugeben. Statt dessen warf er sich plötzlich hinter die Schutzwand. Der zweite Gangster war an den Schalter 3 getreten, um mit gezückter Pistole zu kassieren. Als

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