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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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forschten nach politischen Kräften, denen der Lebacher Überfall zugetraut werden konnte, und der MAD koordinierte die Untersuchung innerhalb der Bundeswehr.
    Die Sonderkommission Lebach, als kriminalpolizeiliches Hilfsorgan der Generalbundesanwaltschaft und mit beiden Geheimdiensten im engsten Kontakt, leitete und koordinierte die Untersuchung. Spuren und Hinweise gab es genug. Am Tatort freilich waren die meisten davon durch Neugierige, Reporter und Soldaten bereits vor dem Eintreffen der Kriminalpolizei zertrampelt worden. Die Tatorterhebung ergab, daß die Täter ein Loch in die Drahtumzäunung geschnitten hatten und so auf das Gelände des Munitionsdepots gelangt waren. In der Nähe dieses Durchschlupfes lag der Vorsatzfilter einer Polaroid-Kamera. Da er keinem der anwesenden Reporter gehörte, konnte angenommen werden, daß die Täter ihn verloren hatten. Diese Vermutung stellte sich später als richtig heraus.
    Die Mörder hatten aus zwei verschiedenen Pistolen geschossen. Mit einer Neunmillimeterwaffe waren der Wachhabende und die drei Soldaten im Schlafraum erschossen worden. Einen Schuß daraus hatte man auch auf den Gefreiten Schulz abgegeben. Mit der anderen Pistole, Kaliber 6,35, war mehrmals auf ihn geschossen worden. Sichergestellte Projektile und Hülsen wiesen darauf hin, daß die größere Pistole eine P38 war, wie sie beispielsweise zur Ausrüstung der Bundeswehr gehört. Die kleinere Waffe konnte als „Schmeisser" identifiziert werden, ein Waffentyp, der vor dem Kriege in Suhl in relativ geringer Stückzahl produziert wurde.
    Keine der beiden Waffen war beim Schußwaffenerkennungsdienst des BKA registriert, also scheinbar nie zuvor bei einer bekannt gewordenen Straftat benutzt worden. Diese Annahme, die sich später als irrig erwies, brachte die Sonderkommission um die Chance der sofortigen Tataufklärung.
    Am 21. Januar, einen Tag nach seiner Verletzung, war der Gefreite Schulz vorübergehend vernehmungsfähig und konnte den Tatablauf und das Aussehen der Täter schildern. Seine Erinnerung, durch Schock und Verwundung getrübt, täuschte ihn in einem wichtigen Punkt. Er sagte, daß die Täter unterschiedlich groß waren. Der Größere hätte die Kapuze seiner Militärjacke über den Kopf gezogen gehabt, so daß nur wenig zu erkennen war. Der Kleinere, der zuerst auf ihn geschossen hatte, wäre blond gewesen, hätte einen Cäsarenhaarschnitt gehabt und einen Bart getragen. Die Kripo ließ nach dieser Beschreibung eine Porträtskizze anfertigen und der Fahndung zugrunde legen. Doch wie sich erst viel später erwies, trug nicht der kleinere, sondern der größere und dunkelhaarige Täter einen Bart. Die Kripo jagte also den falschen Mann. Dennoch sah es zunächst so aus, als wäre der Fall schon aufgeklärt, noch ehe seine Untersuchung richtig begonnen hatte.
    Am 21. Januar bekam die Sonderkommission einen Hinweis auf den 22jährigen Steinmetzgehilfen Helmut Skupin aus Heiligenwald im Amtsbezirk von Zweibrücken. Skupin sollte zwei Tage vor dem Überfall auf das Munitionsdepot in Lebach seinen Bekannten Fredy Schmidt gefragt haben, ob er nicht Lust hätte, ihm bei einer „Waffenbeschaffungsaktion" im Munitionsdepot Stambach bei Zweibrücken zu helfen. Fredy hatte keine Lust. Zwei andere junge Burschen, die Skupin nacheinander fragte, hatten auch keine. Das Munitionsdepot Stambach blieb unversehrt. Als der Überfall auf das Lebacher Depot bekannt wurde, ging Fredy zur Polizei. Skupin wurde verhaftet, sein Alibi überprüft. Es war anfechtbar. Skupin hatte die Tatnacht bis gegen ein Uhr in der Ponderosa-Bar in Merchweiler, also nur knapp 15 Kilometer von Lebach entfernt, verbracht. Danach wollte er zu Hause gewesen sein und geschlafen haben. Seine Familie bestätigte das zwar, aber was ist schon das Zeugnis von Familienangehörigen wert? Erst ab fünf Uhr fünfzig gab es wieder einen unbefangenen Zeugen. Ein Bekannter hatte ihn zu dieser Zeit in Heiligenwald getroffen und im Auto mit nach Neukirchen genommen. Für die Zeit von ein Uhr bis fünf Uhr fünfzig konnte Skupin kein zweifelsfreies Alibi erbringen. Theoretisch hätte er also die Tat begehen können.
    Der Steinmetzgehilfe Skupin hatte im Mai 1967 bei der Bundeswehr gedient. Damals waren aus der Waffenkammer seines Standortes 12 Pistolen gestohlen worden. Bisher hatte man weder den Täter noch eine Spur der entwendeten Waffen entdeckt. Skupin wurde dazu vernommen. Regierungskriminaldirektor Schütz von der Sicherungsgruppe und Leiter der

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