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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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des Gerichts jene Schmeisser-Pistole abhanden gekommen wäre, die am 21. Februar 1968 bei dem Winzer Gustav Lidy aus Frankenweiler beschlagnahmt worden war. Aber nicht nur die Waffe, auch die dazugehörige Akte wäre verschwunden. Landgerichtspräsident Thomas war entsetzt. Ausgerechnet eine „Schmeisser" mußte bei ihm wegkommen, wo alle Welt nach einer solchen Waffe fahndete. Und noch fataler war, daß zwischen Landau und Lebach nur knapp 80 Kilometer Luftlinie lagen. Thomas telefonierte unverzüglich mit Oberstaatsanwalt Träger in Karlsruhe, den er persönlich kannte. Träger veranlaßte über seinen Kollegen Buback, daß ein Beamter der Sonderkommission nach Landau fuhr. Dort war man von diesem Besuch nicht sehr erbaut. Der aufsichtsführende Staatsanwalt bestritt mögliche Zusammenhänge zwischen Waffenverlust und Soldatenmord und komplimentierte den Soko-Mann einfach hinaus.
    Und das war die größte Panne, die der Sonderkommission unterlief. Ihr Beamter zog aus Landau ab, ohne dem Hinweis von Thomas nachzugehen. Damit aber verschenkte man die aussichtsreichste Chance, die die Kripo in der bisherigen Untersuchung hatte.
    Zum Beschuß in das Bundeskriminalamt, wie das laut Vorschrift bei allen sichergestellten Feuerwaffen zu geschehen hat, war die Schmeisser seinerzeit auch nicht geschickt worden. Wozu denn, meinten die biederen Polizisten im pfälzischen Landau und sparten Mühe und Porto. Ohne diese Schlamperei hätte der Überfall auf das Lebacher Munitionsdepot wenige Stunden nach der Tat aufgeklärt werden können. Nun kam die Mitteilung des Landgerichtspräsidenten Thomas als „28. Schmeisser-Spur" in die Akten der Sonderkommission.
    Am Nachmittag des 8. März, die Sonderkommission hatte noch immer keine Spur von den Tätern, fuhr vor einem Hause des Victoriabergwegs in Remagen ein blauer Fiat Sport vor. Ihm entstieg ein junger Mann im eleganten dunkelblauen Anzug mit einem großen Strauß roter Tulpen, Das Auto und der Mann fielen hier nicht auf, höchstens die Tulpen, denn Wahrsager legen bei ihren Kunden weniger Wert auf Blumensträuße als auf Geld. Hier, im Hause Nummer fünf, wohnte der BRD bekannteste Wahrsagerin Margarete Goussanthier. genannt Madame Buchela.
    Madame Buchela zählte die Spitzen der Bonner Prominenz zu ihren Kunden und war deshalb keineswegs erstaunt, als sich der höfliche junge Mann als Dr. Sardo, Rechtsanwalt der Fürstin Eva Esfandiary, Mutter der skandalumwitterten ehemaligen Kaiserin Soraya, vorstellte. Fürstin Esfandiary hätte Sorgen, sagte Dr. Sardo bekümmert. Ihre leichtfertige Tochter befände sich wieder einmal auf Amors gefährlichen Pfaden, was den Schah womöglich dazu bewegen könnte, Soraya die Unterhaltsbeiträge zu entziehen. Das aber wäre entsetzlich, auch für die Fürstin!
    Madame Buchela nickte verständnisvoll. Das Begehren der Fürstin, einen Blick in die Zukunft ihrer Tochter zu werfen, leuchtete der Wahrsagerin ein. Sie lebte ja schließlich von solchen Wünschen. Dann aber sagte Dr. Sardo etwas, das dem Remagener Prominentenorakel nicht gefiel. Sie, Madame Buchela, sollte sich irgendwo an einem neutralen, aber streng verschwiegenen Ort mit der Fürstin treffen? So etwas kam natürlich nicht in Frage. Ihre Klientin mußte sich schon zu ihr bemühen. Auch das in Aussicht gestellte Honorar machte die hellsichtige Madame mißtrauisch. Die Fürstin wollte mit kostbaren Pelzen aus dem Familienbesitz zahlen. Soviel hatte bisher niemand für einen einfachen Blick ins Morgen geboten. Sie wollte der Fürstin gern helfen, aber das könnte nur in ihrem Hause in Remagen geschehen. Dr. Sardo versprach, die Fürstin zu informieren und Bescheid zu geben.
    Einige Tage später kam er wieder. Diesmal begleitete ihn ein blonder junger Mann, den Dr. Sardo als Privatsekretär der Fürstin vorstellte. Die Besucher brachten rote Rosen und schlugen der Wahrsagerin vor, mit ihnen nach Bad Godesberg in die iranische Botschaft zu fahren. Das aber machte Madame Buchela noch mißtrauischer. Nach ihrer Ansicht befand sich diese Botschaft nämlich in Köln. Insgeheim bat sie daher einen zufällig anwesenden Kunden, die Autonummer ihrer Besucher festzustellen. Der Kunde notierte: KA — A 29.
    Sardo und sein Begleiter zogen unverrichteterdinge ab. Doch schon am 2. April tauchte Sardo erneut auf. Auch diesmal ließ Madame die Autonummer feststellen. Es war der gleiche Fiat, doch die Zulassungsnummer lautete LD-X 733. Da Dr. Sardo nach einigem Handeln schließlich zustimmte, die

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