Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
Vom Netzwerk:
Sonderkommission Lebach sowie Oberstaatsanwalt Buback erledigten das höchstpersönlich. Der Steinmetzgehilfe leugnete länger als drei Stunden, ehe er den Pistolendiebstahl zugab. An einem freundlichen, hellen Maivormittag des Jahres 1967 war er gemächlich in die Waffenkammer gegangen und hatte die 12 Pistolen an sich genommen, während der wachhabende Unteroffizier nebenan laut schnarchend auf dem Sofa lag.
    Eine besondere Leistung war das also nicht, und Skupin hatte auch nichts Besonderes mit den Waffen vorgehabt. Er versteckte sie hinter seinem Wohnhaus, und dort wurden sie auch noch gefunden. Damit war für die Sonderkommission klar: Skupin mußte in Lebach dabeigewesen sein! Bloß mit wem, war die Frage, denn daß dort mindestens zwei Täter am Werke gewesen waren, stand unumstößlich fest.
    Skupin, in strenger Isolierhaft, wollte damit jedoch nichts zu tun haben. Die „Bullen von Bonn" ließen nicht locker. Skupin, dieser dickliche und offenbar nicht sehr intelligente Bursche, der sich in den Wäldern seines saarländischen Heimatdorfes ein Blockhaus gebaut hatte, wo er stundenlang am Lagerfeuer saß und sich als Trapper, manchmal auch als Robin Hood fühlte, der einen wilden Fuchs zähmte, Eichhörnchen bei ihren Liebesspielen beobachtete und mit den geklauten Pistolen auf Blechbüchsen und Baumstämme schoß, schien ihnen geradezu prädestiniert für ein hartes „Kommandounternehmen" mit politischem Hintergrund zu sein. Doch schließlich mußte man einsehen, daß Skupin mit dem Überfall in Lebach nicht das geringste zu tun hatte. Wegen des Waffendiebstahls und erfolgloser Anstiftung zu einem Überfall kam er im Dezember 1969 vor Gericht.
    Mittlerweile waren zur Aufklärung des Soldatenmordes hohe Belohnungen ausgelobt worden. Das Bundesverteidigungsministerium hatte 50000 DM ausgesetzt, der saarländische Innenminister weitere 10000DM, und zwei Privatpersonen, die „nicht genannt werden" wollten, stifteten insgesamt noch einmal 8000DM. Die Sonderkommission, die mit Skupin kein Glück gehabt hatte, klammerte sich nun an die Feststellung, daß die Mörder über gute Ortskenntnisse verfügt haben mußten. Vielleicht gehörten sie sogar selbst einmal dem 261. Fallschirmjägerbataillon an? Alle ausgeschiedenen Soldaten dieser Einheit wurden daher überprüft. Und dabei passierte die nächste Panne.
    Wie sich später herausstellte, waren die Unterlagen unvollständig und enthielten gerade dort eine Lücke, wo die Kripo hätte erfolgreich ansetzen und auf die Täter stoßen können.

Die heiße Spur
    Am 28. Januar 1969 erhielt die Hamburger „Bild-Zeitung" einen anonymen Brief, dem ein Blatt aus dem Wachbuch von Lebach beilag. Zehn Tage später bekam „Der Spiegel" ein ähnliches Schreiben. Ihm waren die Seiten 31 und 32 aus der „Kladde für Besucher" der Lebacher Wachstube beigefügt. Die Kontrollbücher waren von den Soldatenmördern zusammen mit drei Gewehren, zwei Pistolen und einer Kiste Munition gestohlen worden. Beide Briefe hatte man auf derselben Schreibmaschine, Marke „Olympia", geschrieben und beim Postamt I in Frankfurt-Zeil aufgegeben. In ihnen bekannten sich die Schreiber zu den Morden und kündigten einen dritten Brief, an Oberstaatsanwalt Buback gerichtet, an. In den Briefen hieß es: „Sie haben es mit der Mafia zu tun. und wir werden innerhalb der nächsten elf Wochen an geeignetem Objekt Feuerüberfall wiederholen."
    Die beiden Briefe erhielten im „Spurenband" der Sonderkommission Lebach die Registriernummer 1081-13/10.
    Man entschloß sich, den Briefkasten am Postamt 1 in Frankfurt-Zeil zu überwachen. Mit Hilfe einer transportablen Fern-sehansage wurden beide Briefschlitze Tag und Nacht beobachtet und jeder Posteinwurf registriert, die Sendung vom Inneren des Postamtes aus entnommen und überprüft. Ein abrufbereites Observationsteam konnte verdächtige Briefeinwerfer sofort verfolgen.
    Auch dieser beträchtliche technische und personelle Aufwand war vergeblich. Der dritte Brief wurde nicht in Frankfurt-Zeil eingeworfen, und er war auch nicht an Oberstaatsanwalt Buback adressiert.
    Er kam am Montag, dem 17. Februar, aus dem kleinen italienischen Ort Noli und war an den Münchner Finanzmakler Rudolf Münemann gerichtet. Er war vier Seiten lang, wiederum auf derselben Schreibmaschine „Olympia" geschrieben, und enthielt eine Fotografie von den in Lebach geraubten Waffen. Das Foto hatte man mit einer Polaroid-Kamera aufgenommen. Dem Brief lagen außerdem zwei Zeitungsausschnitte

Weitere Kostenlose Bücher