Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Fürstin nach Remagen zu bitten, wurde der 4. April 1969, Karfreitag, als Konsultationstermin vereinbart. Anstelle der Fürstin kam dann aber eine telegrafische Absage. Danach hörte Madame Buchela nichts mehr von Dr. Sardo.
Am Freitag, dem 11. April, brachte das zweite Fernsehprogramm der BRD im Rahmen der Sendung „Aktenzeichen XY -ungelöst" ein ausführliches Fahndungsersuchen zum Soldatenmord in Lebach und zum Erpressungsversuch an Finanzmakler Münemann. Neben einer nach Zeugenangaben angefertigten Phantomzeichnung wurden Tonbänder mit den Erpresseranrufen bei Münemann abgespielt.
Auch Madame Buchela sah diese Sendung. Am nächsten Tag meldete sie sich bei dem ihr bekannten Kriminaloberkommissar Wissmann, der die von ihr notierten Autonummern an die Sonderkommission Lebach weitergab. Die Nummer KA-A 29 war als gestohlen gemeldet, die andere - LD-X733 - für einen gewissen Wolfgang Ditz aus Landau registriert. Und dann kam das Beste: Ditz war bis zum 19. Januar 1969 als Justizsekretär beim Amtsgericht Landau tätig! Bei jenem Gericht also, dem eine Schmeis-ser-Pistole abhanden gekommen war.
Jetzt endlich geschah, was schon fünf Wochen früher hätte geschehen müssen: Ein Beamter der Sonderkommission fuhr nach Frankenweiler zum Winzer Lidy, dem im Februar 1968 die Schmeisser-Pistole abgenommen worden war. Dort erwartete ihn eine peinliche Überraschung.
Winzer Lidy hatte schon Ende Januar, als im Fernsehen die Bevölkerung zur Mitfahndung nach einer solchen Pistole aufgefordert wurde, den Polizeimeister Schranz aus Frankenweiler auf seine beschlagnahmte Waffe aufmerksam gemacht. Schranz aber, der seinerzeit selbst die Beschlagnahme von Lidys Schmeisser veranlaßte, gab den Hinweis nicht weiter. Er beruhigte den Winzer damit, daß die Waffe zur Untersuchung im BKA gewesen wäre, was aber nicht stimmte. Und dann hatte der Beamte der Sonderkommission ein geradezu unwahrscheinliches Glück. Der Winzer bewahrte zur Erinnerung ein aus seiner Schmeisser verfeuertes Projektil auf. Das Geschoß wurde zum Schußwaffenerkennungsdienst in das BKA geschickt, und von dort kam der Bescheid: „Die Verfeuerungsspuren der in der Wachbaracke in Lebach sichergestellten 6,35er-Projektile sind identisch mit denen aus dem Geschoß aus Frankenweiler." Aus der Pistole, die beim Amtsgericht Lindau abhanden kam, war am 20. Januar im Munitionsdepot Lebach auf den Gefreiten Reinhard Schulz geschossen worden. Wer die Pistole in Landau gestohlen hatte, war auch klar, nämlich Wolfgang Ditz alias Dr. Sardo, der ehemalige Ju-stizsekretär an diesem Amtsgericht. Einmal soweit gekommen, lösten sich die meisten übrigen Fragen von selbst.
Ditz hatte einen gleichaltrigen Freund, an den ihn intime Beziehungen banden, den Bankkaufmann Hans-Jürgen Fuchs. Die beiden waren so unzertrennlich, daß man sie in Landau nur ,,das Pärchen" nannte. Wo Ditz war, mußte auch Fuchs in der Nähe sein, folglich auch in Lebach. Und dann gab es noch eine peinliche Überraschung: Hans-Jürgen Fuchs gehörte von 1967 bis 1968 dem 261. Fallschirmjägerbataillon in Lebach an. Er kannte das Munitionsdepot, weil er selbst dort Wache gestanden hatte. In der Zeit, als Fuchs bei der Fallschirmjägereinheit diente, kam dort eine Pistole 38 abhanden. Eine der Tatwaffen, wie sich jetzt herausstellte. Fuchs stand damals schon in Verdacht, doch der Diebstahl konnte ihm nicht nachgewiesen werden. In den Listen aber, die das Bataillon zur Überprüfung der Soldaten zur Ver-l ugung gestellt hatte, fehlte sein Name. Die Unterlagen über den mysteriösen Waffenverlust wiesen ihn ebenfalls nicht aus.
Es ist unbeschreiblich, wie leicht bei der Bundeswehr und anderen amtlichen Stellen der BRD Waffen verschwinden können und wie leichtfertig darüber hinweggegangen wird. Aber nicht genug damit. Es gab eine weitere sensationelle Überraschung: Die Olympia-Schreibmaschine, auf der die Briefe an Münemann und an die Redaktionen geschrieben wurden, gehörte zum Inventar des Amtsgerichts Landau. Ditz mußte also die Schreiben bereits vor dem Überfall auf das Munitionsdepot fabriziert oder nach der Tat noch Zugang zur Schreibmaschine gehabt haben. Das Fehlen von Fuchs' Namen in wichtigen Unterlagen des 261. Bataillons und die Erpresserbriefe ließen vermuten, daß Ditz und Fuchs das Verbrechen von langer Hand vorbereitet hatten.
Einmal auf der Spur des „Pärchens", stieß die Sonderkommission Lebach nun auch auf einen Dritten im intimen Bunde, auf den Zahntechniker Gernot
Weitere Kostenlose Bücher