Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
einberufen. Beim Wacheschieben an den Munitionsbunkern in Lebach entstand dann erstmals der Plan, den er mit Ditz am 20. Januar 1969 ausführte.
Das Trio diskutierte ihn wiederholt und veränderte auch immer wieder einzelne Details, bis es endlich soweit war. Während Fuchs und Ditz die Wache überfielen, drückte ihnen
Waffenarsenal neonazistischer Terroristen. Von zwölf verhafteten Angehörigen dieser Gruppe behielt die Polizei nur einen in Haft
Wenzel, rechtzeitig telefonisch informiert, im Bundeswehrlazarett in Koblenz die Daumen. Einige Stunden später half er dann, die erbeuteten Waffen im „Buchenloch" beim Dorf Silz zu verstecken.
Lebach sollte einer Reihe vom Trio beabsichtigter Erpressungen von vornherein Nachdruck verschaffen. Als erste Opfer waren der Finanzmakler Münemann aus München, der Gemäldehändler Friedrich Kohn aus Stuttgart, der Briefmarkenhändler H. C. Schwenn aus Frankfurt und die Wahrsagerin Buchela aus Remagen vorgesehen. Während von den drei Geschäftsleuten Bargeld erpreßt werden sollte, wollten sie die Prominenten-Wahrsagerin entführen, um von ihrem Wissen um pikante und erpressungsträchtige Details hochgestellter Persönlichkeiten zu profitieren.
Fuchs, Ditz und Wenzel waren geständig. Nach einiger Zeit widerriefen oder modifizierten sie ihre Geständnisse jedoch. Aber das half ihnen nichts. Am 7. August 1970 verurteilte das Schwurgericht von Saarbrücken Fuchs und Ditz zu lebenslänglichem Zuchthaus. Der Schauprozeß wurde nicht im Justizgebäude, sondern in der Kongreßhalle der Stadt vor mehr als 1000 Zuschauern durchgeführt. Die von den Angeklagten eingelegte Revision verwarf der Bundesgerichtshof am 28. Mai 1971.
Fuchs, der ehemals von einem Verbrecher-Imperium a la Mafia geträumt und sich schon als Imperator dieses Reiches gesehen hatte, meldete sich 1974 noch einmal zu Wort. In der Diskussion zu den Haftbedingungen der Baader-Meinhof-Häftlinge, die von Anwälten und international angesehenen Persönlichkeiten als grausam und persönlichkeitszerstörend kritisiert, ja sogar als „Isolationsfolter" charakterisiert wurden, erklärte Fuchs im Dezember 1974: „Als einer, der die Erfahrung länger dauernder totaler und abgestufter Isolation kennt, weise ich deshalb die Behauptung, daß Einzelhaft, wie sie praktiziert wird, Vernichtungshaft sei, aufs schärfste zurück."
Wie hatte schon Jürgen Bartsch in einem Abschiedsbrief an die Wärter im Zuchthaus Duisburg-Hamborn geschrieben ? „Wäre ich nicht so gewesen, wäre ich eines Tages bei Euch gelandet! Und glaubt mir, ein schlechter Beamter wäre ich bestimmt nicht gewesen!"
Vorbild FBI
Das Verbrechen von Lebach war nicht nur das bis dahin spektakulärste in der Nachkriegskriminalität der BRD, es wurde auch mit dem größten Aufwand an Personal und Material untersucht. Bis zu den Terroristenfahndungen der siebziger Jahre war es in dieser Hinsicht von keinem anderen Fall übertroffen worden. Es forcierte aber auch die bereits seit einigen Jahren immer deutlicher werdende Regierungskonzeption zum weiteren Ausbau des staatlichen Machtapparates, der Polizei. Der Hauptgrund waren die in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre stark angewachsenen Aktionen oppositioneller Gruppen, insbesondere der rebellierenden Studentenschaft, und breiter Teile der Bevölkerung gegen die Notstandsgesetzgebung und den damit einhergehenden Abbau demokratischer Bürgerrechte. Die Polizei ging mit zunehmender Härte und Brutalität gegen Protestierende, Demonstranten und streikende Studenten vor. Die Kriminalpolizei und
Im .März 1973 gingen Einheiten der hessischen Bereitschaftspolizei mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummiknüppeln gegen Bürger vor, die gegen Mietwucher und unsoziale Wohnungspolitik demonstrierten
die Gerichte, durch die weiterhin steigende Kriminalität ohnedies überfordert, mußten auf höhere Weisung immer mehr Kräfte für die Überwachung und Bekämpfung dieser Opposition abstellen. Die Ämter für Verfassungsschutz hatten Hochkonjunktur.
Aber auch die Gewaltkriminalität, die Diebstähle, die Wirtschafts- und die Sexualverbrechen stiegen in beängstigender Weise an. Der Soldatenmord von Lebach, an dem zeitweise bis zu 130 Kriminalbeamte gleichzeitig arbeiteten, war ja nur eins von den im Jahre 1969 registrierten 2217966 Verbrechen. In nur vier Jahren, von 1965 bis 1969, hatte sich die Kriminalität der BRD um nahezu ein Viertel erhöht, während im gleichen Zeitraum die Verbrechensaufklärung auf 51,2
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