Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
entstand der Zeitungsverlag Eckensberger & Co.
Eckensberger besaß 60 Prozent, seine siebzigjährige Schwester und die Voigts je 20 Prozent. In einem im Juni 1961 abgeschlossenen Gesellschaftsvertrag wurde ein Vorkaufsrecht für die Voigts an Eckensbergers Anteilen fixiert. Eine Klausel besagte sinngemäß, daß nach Eckensbergers Tod dessen Witwe im Falle ihrer Wiederverheiratung den ererbten Anteil, der einen Wert von etwa 60 Millionen DM repräsentierte, zum Vorzugspreis von zweieinhalb Millionen an die Voigts abzutreten hätte.
Auf diese Weise waren der Witwe Eckensberger juristische Fesseln angelegt worden, die sie an empfindlicher Stelle treffen mußten. Ob Eckensberger mit diesem Vertrag von den cleveren Voigts einfach übers Ohr gehauen wurde oder ob er sich, wie das eine Zeitung später schrieb, tatsächlich stets nur als „Statthalter der Voigts" bei der „Braunschweiger Zeitung" verstanden hat, sei dahingestellt. Fest steht, daß die Brüder Arndt und Hennig Voigt diesem Vertrag zufolge sowohl vom Tode als auch von der Wiederverheiratung der Eckensberger-Witwe profitieren mußten. Zu sterben gedachte die Witwe nicht, eher dachte sie schon ans Heiraten. Deshalb war ihr die Vertragsklausel auch stets ein Dorn im Auge, den zu beseitigen sie sich redlich bemühte. Behilflich dabei, zumindest moralisch, war ihr der in London lebende französische Baron Octave de Juniac, der nicht nur ihr intimer Freund und ein möglicher Heiratskandidat, sondern auch ihr Vermögensberater war. Frau Eckensberger konnte die Wiederverheiratungsklausel nicht zu Fall bringen. Die Voigts kannten in dieser Frage keinen Pardon, denn, so meinte Arndt Voigt, wenn die Witwe wieder geheiratet hätte, wäre womöglich ein ausländischer Name in das Impressum einer deutschen Zeitung gekommen. Das wollten die urdeutschen Voigts natürlich nicht dulden.
Das Verhältnis der heiratslustigen Witwe zu ihren heiratsfeindlichen Mitgesellschaftern war also keineswegs ein freundliches, auch wenn nach außen hin alles in bester Ordnung zu sein schien.
Im Jahre 1969 unterschrieb Frau Eckensberger ein Zertifikat, das ihrem Freund und Finanzberater de Juniac über ihren Tod hinaus weitgehende Vollmachten bezüglich ihres Vermögens einräumte.
In ihrer testamentarischen Verfügung setzte sie, abgesehen von rund zwanzig Einzellegaten, eine wohltätige Stiftung im Verbreitungsgebiet der „Braunschweiger Zeitung" als Haupterbin ein. Ihrem Freund de Juniac vermachte die Witwe darin eine einmalige steuerfreie Zuwendung von drei Millionen D-Mark und dem Chefredakteur der „Braunschweiger Zeitung" 200000 DM. Ein gutes Dutzend weiterer Personen sollte monatliche Zuwendungen bis zu 500 DM erhalten. Auch ihren Geschäftsfreund Schintzel hatte sie bedacht. Ihm sollte das Chäteau an der Loire zu einem „Freundschaftspreis" zum Kauf angeboten werden.
Den größten Teil ihres Vermögens hatte Frau Eckensberger bei ausländischen Banken deponiert. Juristisch war es strittig, wo ihr Hauptwohnsitz lag, in Frankreich oder in der BRD. Je nach Beantwortung dieser Frage aber hatte die Erbschaftsabwicklung und -besteuerung entweder nach französischem oder nach BRD-Recht zu erfolgen. In ihrem Testament hatte die Witwe diese Frage nicht bedacht. Auch in anderer Hinsicht schien ihr wohl, wie später vermutet wurde, ihr Testament erneuerungsbedürftig zu sein. Sie plante jedenfalls, das steht fest, eine Neufassung ihres Letzten Willens.
Die Testamentsänderung sollte am 15. Dezember 1973 in Paris vorgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt aber war Frau Eckensberger bereits tot.
Am Freitag, dem 26. Oktober 1973, lebte die Witwe noch. An diesem Tage war sie gesehen worden und hatte außerdem mit Baron de Juniac telefoniert. Auch der Verlagsleiter der „Braunschweiger Zeitung", Ulrich Voelkel, konnte das bezeugen. Er hatte nämlich gegen 18 Uhr 30 mit ihr eine Verabredung für den folgenden Montag getroffen. Das Wochenende wollte Frau Ek-kensberger ursprünglich in München verbringen. Sie disponierte dann aber kurzfristig um, weil ihr ihre Bandscheiben wieder einmal zu schaffen machten. Sie wollte deshalb zu Hause bleiben und sich kurieren. Das sagte sie zu Voelkel. Tatsächlich hatte sie den Fernseher im Schlafzimmer anschließen lassen. Dem Baron de Juniac, der aus London anrief, hatte sie anvertraut, am Freitagabend würde ihr guter Freund John zu Besuch kommen. Dieser John, von dem die Witwe oft und gern zu ihren Bekannten sprach, war eine überaus mysteriöse
Weitere Kostenlose Bücher