Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Figur. Niemand konnte später sagen, wie dieser Mann aussah. John alias Collins alias Cormak alias Cornings alias Cummingham alias Sievers und so weiter soll in geheimen Diensten der USA gestanden haben und Regierungsbeamter gewesen sein. Erzählungen der Witwe zufolge war er Exilungar und durfte den Boden mehrerer europäischer Staaten nicht betreten. John hätte öfter in der BRD zu tun und wäre stets mit irgendwelchen streng geheimen Dingen beschäftigt.
Dieser John mit dem halben Dutzend Alias-Namen war offenbar peinlich bemüht, den Bekannten der Witwe aus dem Wege zu gehen. Keiner von ihnen hatte ihn jemals gesehen.
Einmal wollte Frau Eckensberger ihn einer Düsseldorfer Jugendfreundin vorführen und nahm sie daher zu einem verabredeten Rendezvous ins Hilton-Hotel mit. Doch der überaus konspirative John hielt die Verabredung nicht ein. Manche von Frau Eckenbergers Bekannten hielten ihn daher für das Hirngespinst einer alternden Frau. Doch sie konnten für Johns Nicht-existenz ebensowenig Beweisbares anführen wie die anderen für seine Existenz. Ob es diesen John wirklich gab und welche Rolle er im Leben der Witwe spielte, ist, wie so vieles an diesem mysteriösen Kriminalfall, nie geklärt worden. Die Verteidigung bemühte sich später um den Beweis, er sei ein real existierendes Wesen und irgendwie in den Tod der Witwe verstrickt, fand aber damit bei Staatsanwalt und Gericht keinen Anklang.
Ungeklärt blieb auch die Rolle einer anderen Geheimdienstfigur, nämlich die des damaligen Abteilungsleiters im Bundesnachrichtendienst (BND), Richard Meier alias Manthey. Frau Eckensberger, die. wie ihre Bekannten wußten, stets an allem Geheimdienstlichen interessiert war, verwahrte auch Zeitungs-bilder von diesem Meier. Meier hat inzwischen Karriere gemacht und den gefeuerten Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Dr. Nollau, abgelöst. Das hat zwar nichts mit Frau Ek-kensberger zu tun, zeigt aber, wie clever dieser Mann war. der später vor Gericht aussagte, er kenne weder den Dunkelmann John noch die Witwe Eckensberger. Und diese Aussage war die einzige Grundlage der richterlichen Überzeugung von der Nicht-existenz des mysteriösen Johns. Wo auch immer des Rätsels Lösung liegen mag, fest steht, Staatsanwalt und Gericht stimmten den Aussagen von Meier eifrig zu und waren bemüht, alles zu unterbinden, was dem Ansehen solcher Dienste schaden könnte. Geheimdienste haben ihr eigenes Selbstverständnis. Außenstehenden gelingt nur höchst selten ein Blick hinter ihre Kulisse. Doch spätestens seit den Plaudereien ehemals führender CIA-Leute weiß man aus authentischer Quelle, welcher Verbrechen derartige Dienste fähig sind und wie skrupellos und unverfroren
Geheimdienstleute notfalls lügen und heucheln können. Es ist schwer zu sagen, ob der Fall Eckensberger zu einem solchen „Notfalls" gehört.
Doch kehren wir zum 26. Oktober 1973 zurück. Frau Eckensberger fuhr also nicht nach München. Ob sie aber - wie dem Baron de Juniac gegenüber angekündigt - mit John oder einer anderen Person zusammengetroffen ist, blieb ebenso ungeklärt wie das, was an diesem Abend nach den Anrufen von de Juniac und Verlagsleiter Voelkel in der Bismarckstraße 14 geschah.
Am nächsten Tag, Samstag, dem 27. Oktober, rief Henning Voigt aus Falkenstein im Taunus bei Verlagsleiter Voelkel in Braunschweig an. Er bat ihn, Frau Eckensberger, die er telefonisch nicht erreichen konnte, zu bestellen, er, Voigt, könne am Montag nicht zu ihr kommen. Einige Stunden später meldete sich Henning Voigt erneut bei Voelkel, um zu hören, ob seine Terminabsage schon übermittelt wurde. Voelkel hatte aber die Witwe ebenfalls noch nicht erreichen können. Am Sonntag rief Voigt ein drittes Mal an. Er war froh, daß Voelkel die Absage noch nicht übermittelt hatte, weil er nun doch zur Verabredung mit Frau Eckensberger kommen konnte.
Am Montag, dem 29. Oktober, nahm Frau Eckensberger noch immer nicht den Telefonhörer ab. Auch auf das Läuten an der Wohnungstür reagierte sie nicht. Die Wohnungsfenster standen offen. Zwei besorgte Verlagsangestellte verschafften sich daher Zugang zur Wohnung, um nach dem Rechten zu sehen. Sie fanden Frau Eckensberger tot auf dem Boden liegend. Ihr Körper war gegen das Sofa gelehnt. Die Angestellten benachrichtigten die Verlagsleitung, und die rief die Kriminalpolizei an.
Als Kriminalobermeister Schütte von der Braunschweiger Kripo in der Wohnung eintraf, waren dort mehrere Personen, darunter der
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