Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
die Zeit mit einem Probeschießen. Dabei erwiesen sich 25 von 26 Patronen als Versager. Das Unternehmen wurde deshalb zwecks
Killer Felix Kamphausen nahm auch Wechsel in Zahlung
Beschaffung neuer Munition abgeblasen, der Mord auf den 12. Januar vertagt.
Am Abend dieses Tages gegen 19 Uhr 30 rief Ellenbeck bei Minouche an und wollte wissen, wann ihr Mann nach Hause käme. Schubert hatte sich nämlich verspätet. Gegen 20 Uhr 40 fuhr er endlich vor. Als er ausstieg, um das Gartentor zu öffnen, fielen die Schüsse. Die beiden ersten prallten am Gartentor ab, der dritte traf Schubert in den Leib, so daß er vor der Front seines Wagens zusammenbrach. Nur sein Kopf war noch zu sehen. Kamphausen feuerte weitere zehn Schüsse ab, die ihr Ziel jedoch verfehlten.
Der Millionär schrie um Hilfe. Der Killer und sein Komplize suchten das Weite. Gesehen hatte sie niemand, sie waren in der Deckung des Waldes geblieben. Als sie ihren in einer Nebenstraße abgestellten Wagen erreichten und stadteinwärts fuhren, kam ihnen bereits das erste Polizeifahrzeug entgegen.
Schubert wurde ins Krankenhaus gebracht und sofort operiert. Die Kriminalpolizei untersuchte denTatort und vernahm die Hausangestellten. Die Privatsekretärin des Millionärs wies auf Ellenbeck und sein intimes Verhältnis zu Micheline Schubert hin. Minouche wurde daraufhin vernommen. Sie gab das Verhältnis zu Ellenbeck unumwunden zu.
Sie sagte auch, Ellenbeck hätte ihr wiederholt mit Säureattentaten und Mord gedroht, falls sie sich nicht scheiden ließe. Dennoch hätte er nichts mit dem Mord zu tun, sie wäre noch wenige Stunden zuvor mit ihm zusammen gewesen und hätte nichts Verdächtiges bemerkt.
Die Kripo holte Ellenbeck trotzdem ins Polizeipräsidium zur Vernehmung. Der hatte offenbar damit gerechnet und präsentierte sofort ein Alibi. Es war so hieb- und stichfest, und er konnte auf Anhieb so viele Zeugen dafür benennen, daß die Kriminalbeamten mißtrauisch wurden. Man ließ daher seine Kleidung untersuchen und entdeckte an den Handschuhen und an den Ärmeln der Lederjacke Spuren von Pulverschmauch. Ellenbeck hatte aber behauptet, das letzte Mal vor etlichen Jahren, als Soldat der Bundeswehr, eine Waffe abgefeuert zu haben. Das alles war Grund genug, ihn in Haft zu behalten. Nun geriet Micheline Schubert in Panik. Besorgt, daß ihr Geliebter sie belasten könnte, ging sie selbst zur Polizei und meldete den Waffenkauf in Lüttich.
Davon, daß mit diesem Gewehr ihr Mann ermordet werden sollte, wollte sie aber nichts gewußt haben. Erst als die Schüsse vor der Villa fielen, wäre ihr der Gedanke gekommen, Ellenbeck könnte etwas damit zu tun haben. Der Verdächtige wurde unverzüglich mit dieser Aussage konfrontiert. Er wollte nicht glauben, daß Minouche ihn in so gemeiner Weise verraten haben sollte, und die Kripo mußte ihm erst die Aussage und Minouches Unterschrift zeigen, ehe er darauf einging. Als Ellenbeck endlich begriffen hatte, daß das kein Bluff war, wurde er wütend und schilderte eingehend Micheline Schuberts Rolle im Komplott und wie sehr sich auch das Töchterchen dabei engagiert hatte. Ellenbeck ließ nichts aus: weder die ersten stümperhaften Mordversuche noch den Waffeneinkauf noch die Anwerbung der Killer. Nun fielen die Kriminalbeamten aus allen Wolken. Sie hatten bisher nicht die geringste Ahnung von der Existenz dieser Killer gehabt, sondern glaubten, Ellenbeck selbst hätte geschossen. Seine Aussage erschien ihnen so phantastisch, daß sie sie nicht glauben wollten. Lohn-Killer in der BRD? Das war zuviel, man lebte ja schließlich nicht in Chicago!
Immerhin kannte die BRD-Kripo bis dahin schon mehr als ein Dutzend Fälle, in denen irgendwer in irgendwessen Auftrag von irgendwem umgebracht worden war. Nicht nur im trüben Fahrwasser imperialistischer Geheimdienste, auch bei den gewöhnlichen Verbrechen war Auftragsmord durchaus kein Novum. Iiisher lagen die Dinge freilich anders. Hier, bei dem Anschlag Hilf Schubert, hatten sie es mit dem ersten Fall zu tun, in dem Auftraggeber und Auftragnehmer bis zum Vertragsabschluß einander nicht kannten und in dem zum Zwecke eines Mordes rein kommerzielle Beziehungen, und zwar ganz und gar nach üblichem Handelsbrauch mit Zahlungsbedingungen und Zahlungsaufschub, eingegangen wurden.
Der stellvertretende Düsseldorfer Kripochef Schulz-Isenbeck fand es denn auch beängstigend, daß man in der BRD „in der Öffentlichkeit schon über so etwas reden kann, ohne sofort
angezeigt oder
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