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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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hatte, zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Peter Kreuser bekam für die ergaunerten 327000 DM drei Jahre und sieben Monate, Susanne
    Fredericq und Manfred Equit jeder drei Jahre und drei Monate Gefängnis. Fünf Angeklagte wurden freigesprochen, die restlichen erhielten Gefängnisstrafen zwischen vier und zwanzig Monaten.
    Ungeklärt blieb, wer der eigentliche Initiator dieser Betrügereien gewesen war. Im Gegensatz zu anderen Strafprozessen, in denen der Angeklagte bemüht ist, die Hauptschuld möglichst seinen Komplizen anzulasten, stritten sich hier die vier Hauptangeklagten geradezu um die Urheberschaft. Das Gericht hielt Jakob Rühle, den Maharadscha von Ochtendung, für den Spiritus rector des Unternehmens. Er hatte auch am meisten daran verdient.

„In Lüneburg ist der Tommy los!"
    Mit dieser Überschrift alarmierte eine westdeutsche Illustrierte im August 1957 ihre Leser. Lüneburg, die tausendjährige Salz-und Hansestadt, war seit einigen Wochen zum Eldorado uniformierter britischer Rowdys geworden. In der altehrwürdigen Heidemetropole hatte sich nach Kriegsende ein größeres Kontingent britischer Besatzungstruppen etabliert. Nahe Soltau in der Lüneburger Heide hatten sie mit Billigung der Adenauer-Regierung 48 000 Hektar Heidelandschaft in Manövergebiet verwandelt. Britische Panzer zermalmten das Heidekraut, Geschütze schössen unzählige Krater in die verträumte Landschaft und vertrieben daraus die ,,Heidschnucken". Bislang hatten sich die Soldaten damit begnügt, ihre kriegerischen Ambitionen in der Heide abzureagieren. Nun aber, da nach Inkrafttreten der Pariser Verträge und Aufnahme der BRD in die NATO aus Besatzern militärische Verbündete geworden waren und der Bundestag in Bonn eiligst die allgemeine Wehrpflicht beschlossen hatte, schien es, als wollten die britischen Landser ihren deutschen Bündnispartnern demonstrieren, wie lustig das Soldatenleben auf fremdem Boden sein kann.
    Die smarten Boys aus „Merry Old England" wollten sich nicht mehr mit den „Damen" gewisser Etablissements des Lüneburger Altstadtviertels begnügen, sondern hatten sich nun die Frauen und Töchter friedlicher Bürger in den Kopf gesetzt. So zogen denn nach dem uralten Söldnermotto „Bist du nicht willig, so mach' ich dich kalt!" ganze Gruppen uniformiert oder in Zivil durch Lüneburgs Straßen, rempelten Passanten, zumeist Frauen, an, schlugen Jünglinge zusammen, beschimpften die ,;bloody bastards", stahlen Schnaps und Zigaretten, schmissen Fensterscheiben und Straßenlaternen ein und vergewaltigten Schulmädchen. Eine Vierzehnjährige wurde gleich von dreien dieser Rowdys mißbraucht. Den 19jährigen Lehrling Hans-Jürgen Kreikebohm pöbelten vier Soldaten an, verhöhnten ihn als „bloody Germanbastard" und schlugen ihn schließlich brutal zusammen. Mit sieben Verletzungen am Kopf und einer Gehirnerschütterung mußte er ins Krankenhaus eingeliefert werden.
    Insgesamt wurden innerhalb weniger Wochen elf meist schwere Körperverletzungen, sechs Diebstähle und 36 Sachbeschädigungen durch britische Soldaten registriert.
    Wenn die deutsche Polizei oder die britische Militärpolizei am Tatort eintraf, waren die Täter schon über alle Berge. Die Lüneburger Stadtväter wandten sich unter dem Druck der Bevölkerung an die Militärbehörde. Von dort wurde zwar Abhilfe zugesagt, doch es änderte sich nichts. Als dem für die Sicherheit zuständigen britischen Verbindungsoffizier, Oberst Caroe, die Klagen lästig wurden, erklärte er: „Es gibt gar keine britischen Übergriffe, das steht nur in deutschen Zeitungen."
    Was in westlichen Zeitungen über solche Übergriffe zu lesen war, ist vergleichsweise wenig: doch es zeigt einmal mehr, daß die westdeutschen Besatzungsmächte „Trizonesien" nicht nur ihre politischen, ökonomischen und militärischen Interessen aufdrängten, sondern auch ihren „way of life"; sogar ihre Kriminalitätsformen haben sie dorthin exportiert. Je stärker die Bindungen der BRD zu ihren imperialistischen Partnern, insbesondere zu den USA, wurden, um so mehr und rascher stieg auch die Kriminalität in den Bundesländern. Das ist eine Tatsache, die sich aus der BRD-Kriminalstatistik leicht ersehen läßt.
    Und noch etwas ist Tatsache: Die Kriminalität in der BRD nahm immer stärker die Wesenszüge des Gangstertums an, die für die Kriminalität in den USA seit vielen Jahrzehnten typisch sind. Mit der Kriminalität aber wandeln sich auch zwangsläufig das Gesicht der Polizei,

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