Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
ihre Struktur und ihre Methoden. Gegenwärtig, da das organisierte Verbrechen und Gangstertum in der
BRD Ausmaße erreicht hat, gegen die das Berufsverbrechertum und die Ringvereine der zwanziger Jahre harmlos waren, verfügt die Kriminalpolizei der BRD über zahlreiche konspirative und halbkonspirative Formationen und „Mobile Einsatzkommandos" (MEK), die nach dem Vorbild amerikanischer FBI-Praktiken eingesetzt werden. Natürlich nicht nur gegen Rauschgifthändler und Bankräuber und schon gar nicht gegen die befrackten Gauner in den Oberschichten. Und dennoch wächst in der BRD die Zahl der Verbrechen schneller als die der Bevölkerung. Und das kann auch gar nicht anders sein, entstammen doch beide - modernes Gangstertum und moderne Polizei - dem gleichen imperialistischen Schoß.
Die Ausschreitungen britischer Soldaten in Lüneburg im Jahre 1957 freilich hielten sich noch im Rahmen herkömmlicher Krawalle, wenn auch verärgerte Bürger schon damals meinten, das wäre „das reinste Chicago in Germany". Sie ahnten noch nicht, wie sehr ihnen schon bald ein Sohn aus ihrer Mitte im wahrsten Sinne des Wortes „einheizen" würde.
Der Feuerteufel von Lüneburg
In den Abendstunden des 22. Dezember 1959 begannen die Lüneburger Feuersirenen zu heulen. Mit schrillem Bimmeln rasten die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr - eine Berufsfeuerwehr gab es nicht in der Stadt - durch die Innenstadt zum Alten Kaufhaus. Der alte, noch aus der Hansezeit stammende Ziegelbau, den ein kulturhistorisch wertvoller Barockgiebel zierte, stand in Flammen. Eine große Schar Neugieriger hatte sich eingefunden, so daß die Polizei alle Hände voll zu tun hatte, um den Brandort abzuriegeln und der Feuerwehr Zugang zu verschaffen. Mitten in der Menge stand ein junger Bursche, dunkelblond, mit unscheinbarem Milchgesicht, auf dem sich gerade erster Bartflaum zu kräuseln begann. Niemand schenkte ihm Beachtung, keinem fiel sein selbstgefälliges zynisches Grinsen auf. Alle hatten nur Augen für die gespenstische Szenerie am Alten Kaufhaus.
Im Alten Kaufhaus befanden sich das Ostpreußische Jagdmuseum. eine Goldschmiedewerkstatt und das Atelier eines
Kunstmalers. Außerdem hatten mehrere Firmen dort ihre Lagerräume. In ihnen wütete das Feuer am stärksten. Den unter Denkmalschutz stehenden Barockgiebel konnte die Feuerwehr gerade noch vor dem Einsturz bewahren, das Lagerhaus jedoch brannte völlig aus. Den Gesamtschaden bezifferten Experten später mit 2 Millionen DM. Der Brand wurde, wie die Sachverständigen feststellten, vorsätzlich gelegt.
Die Zuschauer diskutieren erregt die Frage, wie der Täter bestraft werden müßte. Das Milchgesicht steht dabei und hört eine Weile zu, dann geht es schnurstracks in die „Johannes-Klause" in der Altstadt. Seine ausgetrocknete Kehle verlangt nach einem größeren Schnapsquantum. Auch in der „Johannes-Klause" wird diskutiert, doch das Milchgesicht hört nicht hin. Seine Augen sehen noch immer die hoch auflodernden Flammen, seine Ohren hören das zischende Brodeln des Wassers, seine Zunge schmeckt den Rauch und die Asche.
Die Öffentlichkeit hat den Schock noch nicht überwunden, da heult die Feuersirene erneut. Genau eine Woche später, in der Nacht zum 29. Dezember, bricht ein zweiter Großbrand aus. Die Lüneburger Ratsbücherei brennt nieder. Rund 30000 wertvolle, zum Teil unersetzliche Bücher aus dem 16. und 18. Jahrhundert werden vernichtet, ein Schaden von 180000 DM entsteht. Wieder stellen die Sachverständigen fest, daß Brandstiftung vorliegt. Der Brand wurde im Obergeschoß gelegt, schwelte unter dem Fußboden weiter und erfaßte die Balken zu den unteren Räumen.
Für dieselbe Nacht registrierte der Lüneburger Polizeibericht noch eine Brandstiftung, die jedoch angesichts des Großbrandes in der Ratsbücherei kaum beachtet wurde. Im Bahnhof Lüneburg-Süd. dem sogenannten Soltauer Kleinbahnhof, waren unbekannte Täter in die Fahrkartenausgabe eingedrungen und hatten dort unter einem Schreibtisch mit Papier und Pappe ein Feuer entfacht. Der Schaden betrug etwa 5000 DM. Von den Tätern fehlte jede Spur.
Die Großbrände reaktivierten in der Öffentlichkeit den uralten Streit, ob Lüneburg eine Berufsfeuerwehr brauchte oder mit einer freiwilligen Feuerwehr auskäme. Die Presse veröffentlichte zahlreiche Artikel und Leserstimmen über die Brände und spekulierte eifrig über die mutmaßlichen Motive des unbekannten Täters, dem sie den Namen „Feuerteufel von Lüneburg"
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