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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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der Tasche und forderte: „Nun schnall mal schön dein Koppel mit dem Revolver ab, Kumpel!" Grabowski tat es, dennoch bekam er aus nur zwei Meter Entfernung eine Gasladung mitten ins Gesicht.
    Ganz ähnlich war es am 22. Januar, also nur fünf Tage vor dem Brand im Viskulenhof, einem Wachposten der Bundeswehr ergangen, als er in der Scharnhorst-Kaserne einen jungen Mann daran hindern wollte, das Gebäude zu verlassen. Der Unbekannte schoß eine Gasladung ab, entriß dem Soldaten das Schnellfeuergewehr und flüchtete.
    Keiner dieser beiden Fälle wurde mit den Bränden in Verbindung gebracht.
    Der Kripo war zwar bekannt, daß an einigen Brandorten vor der Feuerlegung vom Täter Behältnisse aufgebrochen und Bargeld oder andere Dinge gestohlen worden waren, beispielsweise im Soltauer Kleinbahnhof, doch hatten sich auch daraus keine brauchbaren Spuren auf den Täter ergeben.
    Als die Untersuchung der Großbrände nicht vorankam, wurden schließlich alle kleineren, bisher unaufgeklärten Brandstiftungen in Lüneburgs Umgebung in die Ermittlungen einbezogen.
    Am 8. Juni 1958 war das Pastorat Rautenberg in Brand gesteckt worden. Der Täter hatte Bargeld und diverse Kleinigkeiten gestohlen und eine Sekretspur hinterlassen.
    Am 14. November 1959 wurde in die Büroräume der Altwarenhandlung Storck eingebrochen. Nach dem vergeblichen Versuch, den Panzerschrank aufzubrechen, zündete der Täter einen Stapel Altpapier an. Als Visitenkarte hatte er jenes Stoffwechselprodukt hinterlassen, das auf lateinisch grumus merdae heißt.
    Neun Tage nach dem Brand im Viskulenhof, am 5. Februar 1960, suchte ein Einbrecher eine Kfz-Bedarfshandlung in Lüneburg heim, legte jedoch keinen Brand. Dennoch wies gerade dieser simple Einbruch auf den Zusammenhang mit den Großbränden hin. Der Täter hinterließ nämlich ein Dankschreiben, einen schreibmaschinengetippten Zettel mit den Worten:
    „Fielen dank
    der Feuerteufel."
    Die primitiven Schreibfehler erweckten bei den Kriminalisten zunächst den Verdacht, es handele sich entweder um einen Nachahmungstäter oder um einen kriminellen Witzbold, der die
    Polizei auf die falsche Spur locken wollte. Beide Möglichkeiten waren nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen. Viele spektakuläre Verbrechen fanden schon, wie der Kriminalist weiß, in dieser oder jener Form Nachahmer, jeder Gangster, den die Sensationspresse als schaurigen Helden populär gemacht hatte, bekam seine Nachäffer.
    Ob erfolgversprechend oder nicht, auch dieser Spur mußte daher nachgegangen werden.
    Bis zum 8. Februar 1960 war die Sonderkommission B mit ihren Ermittlungen noch keinen Schritt weitergekommen. Die Stadtväter und andere Stellen, denen die Untersuchungen zu lange dauerten, diskutierten bereits ernsthaft die Frage, ob und in welcher Höhe finanzielle Mittel aus dem Stadtsäckel für die Heranziehung eines Hellsehers bereitgestellt werden könnten. Da gab ein kleiner Junge unbewußt den Anstoß zur Aufklärung dieser Verbrechen. Er hatte beim Herumstöbern in der Gartenlaube seiner Eltern ein „Maschinengewehr" entdeckt und seinem Vater gezeigt. Der Vater, soldatisch gebildet, stellte sofort die Ähnlichkeit mit dem in der Scharnhorst-Kaserne geraubten und in der Presse mehrfach abgebildeten Schnellfeuergewehr fest. Was tun? Gleich zur Polizei laufen? Das brachte nur Scherereien; es unterlassen würde aber noch mehr Ärger eintragen. Ratlos debattierte er das Für und Wider mit einem Arbeitskollegen. Der erbot sich schließlich, die Angelegenheit auf diplomatische Weise zu regeln. Damit die Diplomatie aber auch richtig funktionieren konnte, nahm er noch einen ordentlichen Hieb aus der Pulle, bevor er zum nächsten Polizeirevier schwankte.
    Ein ganz und gar rat- sowie schuldloser Kollege hätte das Pech gehabt, in seiner Gartenlaube eine bundeseigene Schießmaschine zu finden, sagte er und schilderte die Details. Auf der Wache schnupperte man zunächst mißtrauisch in seine Atemluft, aber weil es schließlich um eine hochwichtige Sache ging, gab man -vorsichtshalber im Konjunktiv - die Meldung weiter.
    Ein Einsatzkommando, das die Gartenlaube in der Lüner Straße durchsuchte, stellte fest, daß es sich tatsächlich um das geraubte Schnellfeuergewehr handelte. Es wurde eine Menge Diebesgut gefunden, auch von solchen Tatorten, an denen der Einbrecher Feuer gelegt hatte. Nun schaltete sich sofort die Sonderkommission ein.  Die Gartenlaube wurde von dem 19jährigen Hilfsarbeiter Herbert Rademacher, dem Stiefbruder

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