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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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zwischen der Hel-lerhütte und der Kleinstadt Lamprecht ab und fand dabei 60 Patronenhülsen und Projektile sowie zahlreiche Kugeleinschläge in Wegweisern und Bäumen. Noch während der Tatortarbeit an der Hellerhütte wurde die Verwüstung der Totenkopfhütte be-
Die von der Kimmel-Bande verwüstete Totenkopfhütte
    kannt. Vom Einbruch in die Jacobshütte erfuhr die Polizei allerdings erst zwei Tage später.
    Die Kripo, die von Anfang an davon ausging, daß in allen drei Fällen dieselbe Tätergruppe am Werke war, analysierte die Wegverhältnisse und die umliegenden Ortschaften und konzentrierte ihre Ermittlungen auf Lamprecht. Das beunruhigte
    Kimmel und seine Bande, da die meisten von ihnen in Lamprecht wohnten. Sie beschlossen daher, die Kripo abzulenken.
    In der Nacht vom 6. zum 7. Januar 1961. gegen ein Uhr, saßen im Nebenzimmer der Gaststätte Deidersheimer in Haardt bei Neustadt vier Stammgäste in fröhlicher Runde. Der Wirt spielte auf dem Klavier, die anderen sangen. Plötzlich flog die Tür auf, drei vermummte Gestalten drangen ins Zimmer und drohten mit Pistolen. „Hände hoch, hier AI Capone!" schrie einer und richtete seine Pistole auf die Stammgäste, die zu schimpfen begannen. Da fielen auch schon die ersten Schüsse. Gastwirt Bach konnte sich gerade noch zur Seite werfen, als auch schon das Holz an der Frontseite des Klaviers zersplitterte. Vier Kugeln schlugen dort ein, wo er eben noch gesessen hatte. Die drei Rowdys, es waren Kimmel, Cetto und Hartmann, schössen ihre Pistolen leer und verschwanden dann ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht waren. Einer der Gäste nahm zwar die Verfolgung auf, mußte jedoch unverrichteterdinge wieder umkehren. Die Banditen waren im Wald untergetaucht.
    Als die Kriminalpolizei eintraf, konnte sie nur noch diverse Projektile und Hülsen sichern. Die Aussagen der Gäste brachten sie nicht weiter. Es war alles zu schnell gegangen. Der Schußwaffenerkennungsdienst im Bundeskriminalamt stellte anhand der sichergestellten Hülsen und Projektile fest, daß bei dem Überfall die gleichen 9-mm-Pistolen verwendet worden waren wie bei den Schießereien an der Hellerhütte und auf die Wegweiser und Bäume in der Umgebung von Lamprecht. Damit aber tauchte sofort der Verdacht auf, dieser Feuerüberfall wäre nur inszeniert worden, um die Ermittlungen von Lamprecht abzulenken.
    In der Öffentlichkeit wuchs die Empörung. Aufgebrachte Bürger, darunter Lehrer und Erzieher, wiesen auf die hohe Jugendkriminalität in der BRD hin und gaben die Schuld der Flut von Schundschmökern und -filmen, in denen Menschenverach-tung und Gewalt verherrlicht wurden. Bei den Behörden gingen Protestschreiben ein, und in Neustadt demonstrierten sogar über 2000 Einwohner vor dem Rathaus gegen die Verbreitung von Schund- und Schmutzliteratur. Ein aufgeschreckter Kinobesitzer zog daher schleunigst den soeben angekündigten Kriminalfilm „Guten Tag. ich bin Ihr Mörder!" aus dem Programm zurück.
    Beim Begräbnis des ermordeten Wertz wurden Transparente getragen, auf denen zu lesen stand: „Keine Milde den Mördern unseres Freundes Wertz." Die Polizei, gleichfalls im Schußfeld der Kritik, verdoppelte schleunigst die für die Aufklärung des Mordes an der Hellerhütte ausgesetzten 2500 DM und verstärkte ihre Ermittlungs- und Fahndungstätigkeit. Razzien und Fahrzeugkontrollen wurden durchgeführt und alle „Vigilanten", also Polizeispitzel, mobilisiert. Über tausend Hinweise auf -verdächtige Personen gingen ein, darunter auch einer auf Bernhard Kimmel und seine Freunde.
    Kimmel wurde beobachtet, seine Umgebung überprüft.
    Das war der Stand, als die kriminaltechnische Untersuchungsstelle mitteilte, an der Totenkopfhütte wäre ein Schuhsohlenabdruck gesichert und routinemäßig mit den aversierten Spuren noch unaufgeklärter Delikte verglichen worden. Er stimmte mit einer Spur vom Tatort eines Geldschrankeinbruchs überein. Diese Mitteilung schlug wie eine Bombe ein. Kimmel wurde noch sorgfältiger beobachtet, und als dann auch noch der vertrauliche Hinweis kam, daß er im Besitz mehrerer Schußwaffen wäre, griff die Kriminalpolizei am 21. Januar 1961 zu.
    Kimmel wurde sofort ausgiebig verhört. Nach vier Tagen, in denen er hartnäckig leugnete, gestand er einige Einbrüche und erbot sich, die Kripo zu jenem Ort im Pfälzer Wald zu führen, an dem er Waffen und Diebesgut versteckt hatte. Er stellte allerdings die Bedingung, daß seine Braut Tilly zugegen sein sollte. Die Beamten gingen

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