Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
Vom Netzwerk:
unweit davon gelegene Jacobshütte zu beehren. Kimmel steckte seine „Astra", Kaliber 6,35, und eine Handvoll Munition in die Tasche, Veit war mit einer „Star", Kaliber 9 mm, und Cetto mit einer P38 vom gleichen Kaliber ausgerüstet. Gegen 21 Uhr marschierten sie los. Bereits am Waldrand fingen sie an. fröhlich darauf loszuballern.
    An der Jacobshütte angekommen, hängte Cetto die Gartentür aus, Veit schlug das Fenster ein, und schon war man drinnen. Doch sie hatten sich verkalkuliert: Schnaps gab es hier nicht. Also vergnügten sie sich etwa eine halbe Stunde lang damit, die Wände mit Hakenkreuzen und dem Wort „Tresor" zu beschmieren, und Cetto schoß in den Fensterrahmen. Dann war man der „trockenen" Feierei überdrüssig und brach zur Totenkopfhütte auf, die etwa eine knappe Stunde von der Hellerhütte entfernt lag und die die Bande von früheren Raubzügen her bestens kannte. Hartmann hatte sich hier ein Jahr zuvor an der Selbstschußanlage verletzt.
    Zunächst wurde geprüft, „ob die Luft rein war", dann kurzerhand ein Loch in die Hüttenwand gebrochen und eingestiegen.
    Im Keller der Hütte fand sich alles, was Kimmeis Leute brauchten. Und während die Männer einen Kasten Bier, zehn Flaschen Wein und eine Flasche Brandy herbeischleppten, kochte Tilly eine Ochsenschwanzsuppe. Die Bande feierte bis gegen zwei Uhr morgens, dann zerschlug sie das Mobiliar und die Scheiben, malte Hakenkreuze auf die Trümmer und steckte schließlich die Hütte in Brand. Dannmeinte Kimmel,es wäre Zeit für den Heimweg.
    Ihr Weg führte sie an der Hellerhütte vorbei, wo die Mitglieder des Pfälzer Waldvereins Silvester gefeiert hatten. Jetzt, gegen vier Uhr, waren nur noch fünf Personen anwesend: der Hüttenwart Jahraus, der Chemiearbeiter Karl Wertz. der an diesem Tag den Hüttendienst versah, und die Mitglieder Ritter, Ekrat und Koechel. Als Kimmel und seine Leute leicht schwankend an der Hütte ankamen und das Licht sahen, suchten sie Steine, um die Fenster einzuwerfen. Doch sie trafen nur das Dach. Just in diesem Moment traten Wertz, Ritter und Ekrat aus der hinteren Hüttentür. Die Bande ging sofort in Deckung. Nur Kimmel blieb hoch aufgerichtet stehen. In der Hütte hatte man von den Steinwürfen nichts bemerkt. Jetzt aber sah Wertz Kimmel und ging mit der Taschenlampe auf ihn zu. „Was ist hier los? Was schafft ihr hier?" wollte er wissen. Kimmel zog die Pistole, trat ihm entgegen und forderte: „Licht aus!" Wertz schaltete die Taschenlampe aus, und Kimmel kam näher. Dabei stieß er mit Ritter zusammen, der auf den Wortwechsel hin näher gekommen war. Kimmel schrie ihn an: „Hier AI Capone - sieben Meter Distanz!"
    Ritter, an einen Silvesterscherz glaubend, ging darauf ein und schritt laut zählend genau sieben Schritte zurück.
    Inzwischen hatte sich Cetto herangeschlichen, um Kimmel gegebenenfalls zu helfen. Der versuchte gerade, sich zurückzuziehen, da leuchtete Wertz ihn erneut an. Kimmel schoß daraufhin mehrmals dicht neben ihm in den Boden. Wertz löschte zwar das Licht, doch nur, um mit dem Knüppel diesem Möchtegern-Al-Ca-pone eine Lektion zu erteilen.
    Ritter kam ihm zu Hilfe, packte Kimmel im Genick und riß ihn zu Boden. Cetto, der seinem Chef aus alter Rivalität zwar eine Abreibung ohne weiteres gegönnt hätte, überlegte blitzschnell, daß sie alle auffliegen könnten, falls Kimmel zur Polizei gebracht würde. Er hob daher kaltblütig die Pistole, zielte kurz und drückte dreimal ab.
    Wertz brach sofort zusammen, konnte aber noch rufen: „Die Feiglinge schießen scharf, ich bin getroffen", dann verlor er das Bewußtsein.
    Ritter hatte Kimmel nach dem ersten Schuß losgelassen und rannte mit Ekrat in die Hütte. Boß Kimmel suchte erst noch seelenruhig seine Baskenmütze und seine Pistole, die er beim Handgemenge verloren hatte, ehe er befahl: „Los, jetzt ab!"
    Wertz starb auf dem Transport ins Krankenhaus. Alle drei Kugeln hatten ihn getroffen, eine die Wade, eine zweite das Gesäß, die dritte die siebente Rippe, den Herzbeutel, die rechte Lunge, die Leber und das Zwerchfell.
    Gegen sechs Uhr morgens traf die Mordkommission der Ludwigshafener Kriminalpolizei am Tatort ein. Sie stellte fest, aus mindestens zwei verschiedenen Pistolen wurden insgesamt elf Schüsse abgegeben. Die gesicherten Projektile verwiesen auf eine Pistole Kaliber 9 mm Parabellum und auf eine vom Kaliber 6.35.
    Später suchte die Polizei mit hochempfindlichen amerikanischen Minensuchgeräten das Waldgebiet

Weitere Kostenlose Bücher