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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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erforderlich. Stets waren sie nach den konkreten örtlichen und sonstigen Bedingungen ausgewählt. Mußte geschweißt werden, durfte Cetto nicht fehlen, genügte hingegen einfache Körperkraft, trat Hartmann in Aktion. Galt es, durch ein kleines Schlupfloch ins Objektinnere einzudringen, übernahm Kraatz diese Aufgabe und öffnete von innen Tür oder Fenster. Ein Bandenmitglied hatte Spuren zu tilgen, ein anderes, oft Kimmeis Braut Tilly, das Objekt von außen abzusichern. Sollten in einer Nacht mehrere Einbrüche begangen werden, wurden weit auseinanderliegende Tatorte gewählt, manchmal bis zu 100 Kilometer voneinander entfernt. Kimmel wollte der Kripo den Eindruck vermitteln, mehrere Banden wären am Werke. Und das ist ihm gelungen. Bis zum 21. Januar 1961, als sie Kimmel festnahm, hatte die Kriminalpolizei nicht die geringste Ahnung, daß die zahlreichen Geldschrankeinbrüche im Gebiet um Ludwigshafen und Frankenthal, die noch häufigeren Einbrüche in Wochenendhäuser. Jagdhütten und Herbergen im Pfälzer Wald, die Serie von Autodiebstählen sowie mehrere Brandstiftungen und Schießereien auf das Konto einer Bande kamen.
    Keiner von ihnen war bisher dem argwöhnischen Auge des Gesetzes aufgefallen. Alle, einschließlich Kimmel und seine Braut Tilly, gingen regelmäßig zur Arbeit, vor allem nach erfolgreichen Fischzügen. Keiner fiel durch übermäßiges Geldausgeben auf. Kimmeis Gesetz Nummer eins, „nur nicht auffallen", wurde strikt befolgt. Denn der Boß hatte seine Burschen fest im Griff. Spurten sie nicht, setzte es im Stile militärischer Gepflogenheiten einen Anschiß, den selbst der bullige Hartmann widerspruchslos hinnahm. Nur Cetto, wegen eines kleinen Versehens mit dem Sauerstoff als „Stümper" abqualifiziert, schmollte einmal und zog sich für ein Weilchen zurück.
    Angeregt von den Presseberichten über den Liebespaarmörder und Waffenfan Werner Boost, der im Düsseldorfer Wald Waffenverstecke mit Milchkannen angelegt hatte, ließ Kimmel von seiner Bande gleichartige Depots im Pfälzer Wald einrichten. Und weil die Presse schrieb, einige der Boostschen Pistolen wiesen Rostflecken auf, befahl er, in die gut ausgetrockneten Milchkannen zusätzlich geöffnete Schachteln mit Streichhölzern zu legen, die dank ihrer hygroskopischen Wirkung etwaige Feuchtigkeitsreste aufsaugen sollten.
    Noch etwas lernte Kimmel aus dem Fall Boost: Gegen Kripolist und Freundesverrat ist kein Kraut gewachsen. Daher ordnete er an, daß jedes Bandenmitglied zusätzlich zu den gemeinnützigen eine bestimmte Anzahl individueller Waffen-, Geld-und Kleidungsverstecke anzulegen und streng geheimzuhalten hatte. Diese Vorsichtsmaßnahme sollte ihm später zugute kommen.
    Kimmel wollte beim Tresorknacken t nicht unbedingt morden. Er meinte, etwaige Eigentümer oder Zeugen könnten allein schon durch drohend präsentierte Waffen so geschockt und demoralisiert werden, daß sie „freiwillig" auf Eigentum und Hausrecht verzichten. Folglich beschloß er, seine Bande mit demoralisierenden Waffen auszurüsten (die Verwandschaft seiner Gedanken mit denen gewisser Generalstäbler ist geradezu frappierend). Kimmel brauchte zwar nicht gleich atomare Sprengsätze oder die Neutronenbombe, doch eine Maschinenpistole sollte es schon sein.
    Er holte sie sich in der Nacht zum 13. März 1959 von der Wache einer französischen Garnison. Auch diesmal war alles bestens geplant. Die Bande brach eine Garage auf, „lieh" sich den dort abgestellten Wagen und hinterließ für die Dauer ihres Kommandounternehmens das eigene Fahrzeug. Dann fuhr sie zur französischen Garnison. Während der Wagen mit laufendem Motor und Fahrer vor dem Wachlokal hielt, drangen Kimmel und Hartmann kapuzenvermummt und revolverschwingend in die Wachstube ein. Die Wache war so erschrocken, daß sie auch ohne Aufforderung sofort die Hände hob. Kimmel ergriff eine MPi und lief mit Hartmann zurück zum Auto. Ehe die Wachsoldaten reagieren konnten, war die Bande auf und davon.
    Das Jahr 1960 ging zu Ende. Im Pfälzischen wurde wie überall Silvester gefeiert. In Kimmeis Wohnung traf sich die Bande zu gemeinsamer Fete. Tilly wollte tanzen, doch Kimmel entschied, das neue Jahr „banden-like" in einer aufgebrochenen Waldgaststätte mit den dort zu erwartenden Spirituosen zu feiern. Ein rascher Blick in die Zeitung belehrte sie, daß die Hellerhütte, eine reichliche Wegstunde südlich von Lamprecht, durch eine „geschlossene Gesellschaft" besetzt war. Also beschloß man. die

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