Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
darauf ein.
Am 9. Februar brachten ihn die Beamten der Frankenthaler Mordkommission unter Leitung von Kriminalrat Dr. Fleischmann nach Lamprecht. Kimmel schritt, mit Handschellen an einen Kriminalbeamten gekettet und von zwei weiteren flankiert, den „Zickzackweg" entlang auf den Steinbruch am Brechloch zu. Tilly ging hinterher, obwohl sie eigentlich bei den Wagen bleiben sollte. Kimmel hatte ihr heimlich zugeblinzelt, und sie gehorchte. Gerade als sie zurückgeschickt werden sollte, begann es zu regnen. Tilly, nur in Rock und Pulli, fror. Sie tat den Kriminalisten leid, und Kimmel, eine Chance witternd, erbot sich, ihr seinen Mantel zu geben. Dazu aber mußten ihm die Handfesseln abgenommen werden. Die Beamten zogen die Pistolen und entfesselten ihn. Kimmel ging langsam vor ihnen her auf einen etwa
zehn bis fünfzehn Meter steilen Abhang zu. Hier in der Nähe wäre das Versteck, sagte er und tat, als orientiere er sich. Plötzlich sprang er mit einem Satz den Steilhang hinab, überschlug sich dabei einige Male, kam schnell wieder auf die Füße und rannte auf ein Dickicht zu. Die Kriminalbeamten gaben acht Schüsse auf ihn ab. die aber ihr Ziel verfehlten. Als sie endlich einen bequemen Abstieg gefunden hatten, um ihn zu verfolgen, war der Flüchtling verschwunden. Kimmel fand genügend Zeit, um sein tatsächlich ganz in der Nähe gelegenes Waffenversteck aufzusuchen, daraus eine Pistole 38 und jene Maschinenpistole sowie drei Magazine mit je 40 Schuß zu entnehmen, die die Bande in der französischen Garnisonwache erbeutet hatte.
Weit davon entfernt, einfach das Weite zu suchen, schlich Kimmel behutsam auf die Polizeiautos zu, während die Polizisten ihn noch im Unterholz am Steinbruch suchten. Tilly, die dort unter Aufsicht von Kriminalrat Dr. Fleischmann stand, spähte nach ihm aus. Sie bemerkte ihn und das Zeichen, das er ihr gab, sah aber keine Chance wegzulaufen und schüttelte den Kopf. Das bemerkte einer der Beamten und entdeckte Kimmel. Er lief schießend auf ihn zu und forderte: „Kimmel, bleiben Sie stehen!" Der sprang hinter einen Baum, schickte mit drei Feuerstößen in die Baumkronen die Polizisten in Deckung und zog sich dann mit Tilly, die unter seinem Feuerschutz zu ihm gelaufen war, zurück. Die Kriminalbeamten aber hatten zum Nachsehen auch noch den Spott der Öffentlichkeit und die Rügen ihrer Vorgesetzten einzustecken.
Polizeilicher Steckbrief, mit dem die Mörder von Karl Wertz gesucht wurden
Es wurde zwar sofort die aufwendigste Großfahndung ausgelöst, die Rheinland-Pfalz bis dahin erlebt hatte, aber Kimmel und seine Freundin wurden nicht gefaßt. Staatssekretär Karthausen vom Innenministerium mußte später eingestehen, daß diese Fahndung „kein Heldenstück" gewesen war. Wie sich herausstellte, konnte der Gesuchte mühelos sogar mehrmals den Zehn-Kilometer-Sperring, den die Polizei nach seiner Flucht um das „Brechloch" gelegt hatte, passieren. Er übernachtete mit Tilly innerhalb des Polizeigürtels in der Kabine eines Freibades, brachte ein Auto samt Fahrer in seine Gewalt und ließ sich kreuz und quer durch die von Polizeistreifen wimmelnde Gegend fahren. In einem Taxi sitzend, wurde er einmal gar in eine Formation von Funkstreifenwagen der rheinland-pfälzischen Polizei eingereiht, die gerade zur Fahndung ausrückte.
Nur in Iggelbach, einer kleinen Gemeinde zwölf Kilometer von Lamprecht entfernt, wäre er fast um seine Freiheit gekommen. Er hatte sich dort bei einem ehemaligen Arbeitskollegen zum Mittagessen eingeladen. Während er mit Tilly und ihm im Wohnzimmer aß, schlich die Hausfrau zur nächsten Gaststätte, um die Polizei zu alarmieren. Als die endlich drei Stunden später mit Blaulicht und Martinshorn vor dem Haus vorfuhr, waren Kimmel und Tilly natürlich längst weitergefahren.
Die Polizei hätte vermutlich noch lange weiterfahnden können, wenn Kimmel sich zu guter Letzt nicht selbst gestellt hätte. Kimmel, gerade wieder einmal durch den Polizeikordon geschlüpft, suchte eine entfernte Tante in Lamprecht auf, um seinen Hunger zu stillen. Die Tante setzte ihm seine Lieblingsspeise vor und überredete ihn, sich zu stellen.
Nun konnte sich die Kripo endlich auch der anderen Bandenmitglieder annehmen. Bruno Veit freilich war mittlerweile über Libyen und Genua nach Singapur geflohen, wo er eine alte Schaluppe ergattert hatte und mit drei Kumpanen in See gestochen war. Interpol fahndete zwar nach ihm, dennoch hätte Veit vermutlich sein Ziel, Australien,
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