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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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finde das eh nicht richtig durchdacht. Schnellschüsse helfen nichts! Wir sollten uns der bewährten Methodik zuwenden.« Er scheint erleichtert.
    Falscher Spruch zur falschen Zeit. Der Ehrgeiz vom Sandner ist geweckt. Ein Veto vom Wenzel fordert ihn heraus, wie eine Ohrfeige mit dem Handschuh. Vielleicht hätte der eine oder andere am Leben bleiben können, wenn es dieses Zusammentreffen der beiden Kontrahenten nicht gegeben hätte.
    Bei Dramen läuft so etwas unter dem Motto: schicksalhafte Begegnungen. Sie schaffen Reibung und Bewegung. In etwa wie Hundehäufchen in den Isarauen oder die Steuererklärung. Nichts, was man vermissen würde, aber wehe, du beachtest sie nicht adäquat. Dann klebt dir Scheiße am Schuh.
    Der Sandner würde nie zugeben, dass seine Motive von der Aversion gegen den Staatsanwalt geleitet werden. Den folgenden Satz und die dazugehörige Entscheidung sollte er allerdings noch bereuen.
    »Vielleicht hätte ich was in petto.«
    Der Brauner schickt ihm einen herzzerreißenden Hundeblick.
    »Leut, ich vertrau euch. Ich bitt euch, bringts mir mei Mutter wieder heil zruck!«
    D er Satz schwingt noch in Sandners Schädel nach, wie er seine Wohnungstür in der Lohstraße aufsperrt. Der Hartinger hat ihn brav nach Untergiesing gefahren und ihn seinem Schicksal überlassen. Er wird sich später mit der U-Bahn auf den Weg machen. Mit dem Dienstwagen kann er nicht im Harthof auftauchen, und ein eigenes Auto ist für ihn etwas, das man hätscheln und pflegen müsste, als hätte man sich ein Haustier oder ein Baby zugelegt – je nach Pannenstatistik. In München wäre das für ihn so sinnlos wie Trüffeln suchen im Westpark. Schließlich wohnt er in der Zivilisation, und die ist von U-Bahn und Straßenbahngleisen durchzogen, als würde die Stadt unter Krampfadern leiden.
    Er schaut sich um, als würde er den Flur und die Stube zum ersten Mal wahrnehmen. Seufzend leert er seine Sporttasche aus, um sie mit dem Nötigsten für seinen Ortswechsel vollzustopfen. Viel wird er nicht mitnehmen. Das, was er wirklich braucht, findet sich nicht in seinem Kleiderschrank. Zufall, Glück und Erfahrung müssen eine Verbindung eingehen. Zur richtigen Zeit am richtigen Platz stehen und Augen und Ohren auf Empfang – falls es den richtigen Platz überhaupt gäbe.
    Der Brauner vertraut ihm. Worauf hat er sich da eingelassen? Er wird also den verdeckten Ermittler geben. Allen ist klar gewesen, dass nur er infrage käme, im Harthof herumzugeistern. Hält ihn jeder für ein deppertes Chamäleon? Ein dünner Strohhalm, an den sie sich klammern – vor fünf Jahren abgesenst worden, verwelkt und verrottet. Unwahrscheinlich, dass der Sandner ihn zum Austreiben und Wachsen bringt.
    Einsätze dieser Art werden für gewöhnlich akribisch vorausgeplant, jedes unvorhergesehene Ereignis wird bedacht und ausgeschlossen. Tagelange Einsatzbesprechungen. Und er? Schiebt sich die Zahnbürste ein und ab damit. Zeit ist Mangelware. Sie brauchten schnelle Ergebnisse – ums Verrecken. Es wird kein Wellnessurlaub sein, was Brauners Mutter widerfährt.
    Lieber hätte er jetzt die Beine ausgestreckt, sich ein Glas Rotwein eingeschenkt und mit ein paar gezupften Klängen auf seiner Jazzgitarre das Abenddösen eingeläutet. Das Wochenende hätte er gern mit seiner Maria verbracht in Bad Kohlgrub. Immer wenn sich der Polizist zu ihr begibt, ist es für ihn ein Kurzurlaub. Hätte er sich nicht vorstellen können, dass er sich einmal ins Oberbayrische verbandelt. Vielleicht die einzige Beziehungsvariante, mit der ein Josef Sandner hantieren kann. Kein »muss«, viel Raum fürs individuelle Treiben, auch wenn ihm die Fahrerei nicht behagt und Spontaneität zum Fremdwort wird.
    So bald wird es nichts werden mit der Vergnügungsreise nebst Sättigung fürs durstige Herz und dem ausgehungerten Leib. Er wird über den Harthof herfallen, und der Fall Brauner ist sein Bettgefährte. Keine echte Alternative.
    Er legt eine CD ein, fläzt sich für einen Moment aufs Sofa. Das muss sein.
    Buddy Guy grollt seinen Blues voller Inbrunst und Einsamkeit heraus. Auf den wird er die nächsten Tage verzichten müssen. Den Blues kann er dafür live erleben.
    »I’m so lonely«, jammert Buddy.
    Flenn nicht rum, mit dem Gefühl bist du nicht allein. Mann oder Memme?
    »Oh Lord, I’m so tired.«
    Vielleicht sollte der Polizist seine Tochter, die Sanne, anrufen, damit sie sich keine Sorgen machte. Schmarrn – klassischer Irrtum. Er allein macht sich Sorgen, ob sie sich

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