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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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die wichtigsten Akten zum Fall Benedikt Fuhrer«, doziert der Staatsanwalt. »Eindeutige Sachlage. Täter-Opfer-Vorbezug, Motiv, lückenlose Indizienkette. Da brauchen Sie nicht anzusetzen. Ich weiß beim besten Willen nicht, warum der Herr Brauner ausgerechnet Sie ...«
    Der Erwähnte erscheint wieder. Schweißtropfen rinnen an seinen Schläfen herab. Mit langsamer Bewegung lässt er sich in den Sessel fallen.
    »Wenn sie ohne Medikamente bleibt, wird’s kritisch. Besonders Blutzucker und Blutdruck. Lebensbedrohlich, hat der Doktor gesagt. Die Haderlumpen werden sie verrecken lassen! Die werden sie verrecken lassen!«
    Der Sandner hat den Aktenordner aufgeschlagen und blättert darin, um seine Hände zu beschäftigen. Bei Fuhrers Foto bleibt er hängen. An dem Mann ist nichts außergewöhnlich. Mittelblond, hohe Stirn, fleischiger Hals, die Augen zusammengekniffen. Durchschnittsmensch, Dutzendware, Allerweltsmörder, keinerlei Hang zu satanischer Überhöhung.
    »Wenn ich aus Überzeugung einen Unschuldigen befreien will, mag ich dafür keine gebrechliche Frau auf dem Gewissen haben – oder? Vielleicht wird sie gut versorgt«, meint Sandner.
    »Aha, Gutmenschen, sagst du«, schnarrt der Brauner zurück. »Vielleicht schicken die mir morgen ihre Ohren in einem Packerl! Was sagst du dann? Das war nicht bös gemeint? Sie hat eh schlecht gehört. Drecksäu sind das, dreckerte, sonst nix!«
    Darauf weiß der Hauptkommisar nichts zu erwidern.
    Der Pensionär will keine verbalen Beruhigungsmittel schlucken. Der kennt sich aus. Aber die Fassade bröckelt. Ganz alte Schule versucht er, seine Gefühle im Griff zu behalten. Das kennt der Sandner auch anders, inklusive Heulen und Zähneklappern. Der Mann ist eisern. Nur keine Schwäche zulassen. Immer Haltung bewahren. Ob du den Hausschlüssel verlegst oder sie dir die Mutter kidnappen, ist einerlei. Drinnen sieht es anders aus. Da fegt der Sturm die Möbel um.
    »Also«, wirft der Hartinger mutig dazwischen, »wir müssten uns mit dem Fuhrer befassen. Ihn befragen, seine Besucherliste, seine Freunde und Verwandtschaft, Frau, Kinder, Knastbekanntschaften durcharbeiten. Und zwar so, dass alle denken müssen, wir arbeiten an seinem Mordfall. Vielleicht hat er Verbindungen zu den Entführern.«
    »Da muss es ja irgendeine Verbindung geben«, bekräftigt der Brauner und wirft ihm einen kurzen Blick zu. Immerhin.
    »Sandner, ich möcht, dass du den Fall Fuhrer wieder aufnimmst.«
    Der Hauptkommissar klappt den Aktenordner zu und zieht die Hände weg, als könnte man sich an ihm verbrennen. Er schüttelt vehement den Kopf.
    »Es gibt keinen Fall! Das ist doch Schmarrn. Du glaubst doch nicht, ich find morgen einen anderen Mörder. Da ist ermittelt worden, und ihr habt ihn eingnaht. Aus die Maus! Mehr als die alten Akten durchackern kann ich auch nicht. Meinst wohl, die Zeugen erzählen mir fünf Jahre später brisante Neuigkeiten? Oder soll ich’s unter Hypnose befragen?«
    »Dann ackern wir die Akten halt durch! Weißt du was? Das eine ist, dass die verreckten Dreckhammel meine Mutter haben – und morgen liegt sie vielleicht schon im Sterben. Und das andere ist, dass die das Risiko eingehen, jemanden zu entführen, nur damit wer den Fall anschaut. Weißt du, was das heißt? Ich will es genau wissen. Wenn’s da Zweifel gibt, Sandner, musst du da nachbohren. Verstehst du? Du musst!«
    »Sterben muss ich, sonst nix.«
    »Ja, früher oder später. Und meine Mutter? Soll die heut dran sein?«
    Jetzt weiß der Sandner, warum der Brauner diese Versammlung einberufen hat. Warum er nach ihm verlangt hat. Er wird dem Brauner nichts abschlagen, und der alte Fuchs weiß das genau.
    Der Wenzel verzieht das Gesicht. »Ein Justizirrtum? Lächerlich.«
    »Wäre bestimmt nicht der Erste«, murmelt der Sandner.
    »Und wenn wir einen falschen Täter präsentieren?«, will der Hartinger wissen.
    Der Hauptkommissar winkt ab. »Die Lösung heben wir uns auf. Letzte Option. Des kannst du nicht in den ersten Tagen machen. Hoppla, da haben wir ja den echten Mörder – sorry. Die Entführer werden nicht so deppert sein und darauf reinfallen. Heut ist Donnerstag – vielleicht am Montag.«
    »Das kommt eh nicht infrage!«, entrüstet sich der Wenzel. »Was glauben Sie, was da los wäre, mit der Presse und so weiter. Wir leben nicht in einer Bananenrepublik. Das geht alles nach Vorschrift, auch wenn Ihnen das, wie immer, egal zu sein scheint. Vorschriften kommen nicht aus dem Nichts! Die gibt es, weil

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