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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Laternen am Nordhafen erfüllten die Nacht mit ihrem kalten Glanz. Als er an einem Gebüsch vorüberging, hörte er ein Rascheln. Herakles blieb stehen und witterte in die Dunkelheit. Der Hund hatte einen fremden Geruch wahrgenommen. Beruhigend sprach er auf Herakles ein, doch der Hund verharrte und war wie zu Stein erstarrt. Herakles hatte Angst. Lüdke beugte sich zu ihm hinab und leinte ihn wieder an.
    Lüdke wollte weitergehen, da hörte er erneut ein Knacken aus dem Geäst. Jetzt wurde auch er unruhig. Lüdke hatte so oft der Gefahr direkt ins Auge geschaut, dass ihn nichts so leicht aus der Ruhe brachte. Dennoch, ein grausiges Gefühl beschlich ihn. Die Angst strich über seinen Nacken. Er zog an der Leine, doch der Hund stemmte sich gegen diese Bewegung. Wieder ein Rascheln. Ängstlich drehte sich Lüdke um, da brach ein Schatten aus dem Gebüsch hervor. Eine dunkle Gestalt mit gierig glänzenden Augen.
    Der Schatten sprang auf ihn zu. Noch bevor Lüdke einen klaren Gedanken fassen konnte, war der Schatten über ihm. Lüdke stürzte zu Boden. Der Schrei wurde im Schmerz erstickt. Das ängstliche Fiepen von Herakles war das Letzte, das er in dieser Welt hörte, dann versank Lüdke im lautlosen Nichts.
    *
    »Er hätte längst schon zu Hause sein müssen!« Die Frau war der Verzweiflung nahe. Aus geröteten Augen blickte sie den Beamten an. »Sie müssen mir glauben, es muss etwas passiert sein. Er hat sich noch nie verspätet.«
    »Ich habe eine Streife hinausgeschickt«, versuchte der Polizist sie zu beruhigen. »Sie suchen alles ab.«
    »Es ist etwas passiert. Ich spüre es.«
    »Mutter, bitte!«, sagte ihre junge Begleiterin.
    Der Beamte beugte sich über die Stadtkarte. »Sind Sie sicher, dass er diesen Weg genommen hat?«
    »Mein Vater geht schon seit Jahren den gleichen Weg«, antwortete Petra Lüdke. »Nur wenn es regnet, spaziert er durch den Kurpark. Aber da kann er den Hund nicht frei laufen lassen.«
    »Die Streife hat den Bereich zweimal abgesucht. Sie haben niemanden gefunden.« Der Beamte rief eine Kollegin hinzu. »Kümmere dich bitte um die Dame«, sagte er. Dann nahm er Petra Lüdke zur Seite. »Können Sie wirklich ausschließen, dass er vielleicht zu nahe ans Wasser gegangen ist?«
    »Mein Vater war über dreißig Jahre in der Seenotrettung tätig«, erwiderte die junge Frau energisch. »Er ist zwar schon pensioniert, aber er gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Er würde bei Dunkelheit niemals zu nahe an ein unbefestigtes Ufer treten. Und noch dazu, wenn es feucht draußen ist.«
    Der Beamte nickte. »Ich werde trotzdem die Wasserschutzpolizei informieren. Sie sollen den Nordhafen mal absuchen.«
    *
    Trevisan hatte schlecht geschlafen. Die verstrichene Chance ging ihm nicht aus dem Sinn. Noch dazu hatte sein Hausarzt angerufen und ihn zu einer Nachuntersuchung gebeten. Seine Blutwerte stimmten hinten und vorne nicht. Er war hundemüde, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte.
    Es klopfte und Till Schreier und Monika Sander kamen herein. Er sah in ihren Augen, dass sie etwas beschäftigte.
    »Kaffee?«
    Monika nickte.
    »Ich frage mich, ob wir unsere Strategie weiter durchhalten können«, sagte Till.
    »Was meinst du damit?«, fragte Trevisan.
    »Na ja, nach dem Vorfall am Wochenende sieht es doch wohl ein bisschen anders aus.«
    Trevisan lehnte sich nachdenklich zurück und schaute Till mit großen Augen an. »Was sollte sich geändert haben? Der Einbruch in den Lebensmittelmarkt und der Benzindiebstahl sind doch sogar eine Bestätigung meiner Theorie.«
    Monika blickte Trevisan fragend an.
    »Er hat noch nicht einmal Geld, um für sein Auskommen zu sorgen«, erklärte er. »Er kann sich weder Lebensmittel noch Benzin leisten. Dennoch ist er nach wie vor in unserer Gegend unterwegs. Das spricht dafür, dass er sich irgendwo verborgen hält.«
    »Das stellen wir auch gar nicht in Abrede«, sagte Monika, »aber wir sollten die Suchaktion ausweiten und auf das Dreieck Mederns, Horumersiel und Sankt Joost konzentrieren. Notfalls auch mit Hilfe einer gesamten Hundertschaft der Bereitschaftspolizei.«
    Trevisan runzelte die Stirn. Ein Großaufgebot an Polizisten war eigentlich nicht in seinem Sinn. Er hatte Bedenken, dass der ganze Rummel den Wangerland-Mörder dazu trieb, sich nur noch tiefer in sein Versteck zu ducken. Doch Monikas fordernder Blick lag noch immer auf ihm.
    »Also gut, ich werde mit der Chefin reden«, antwortete er endlich.
    »Wir werden in der Zwischenzeit bei den

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