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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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dass sich das Gleichgewicht der Kräfte zu seinen Ungunsten verschoben hatte. Er wusste, dass sich der Teufel längst an diesem Spiel beteiligt hatte, und der würde seine stärksten Kämpfer in die letzte Schlacht schicken. Von einem hatte er bereits gelesen. Trevisan war sein Name. Er war Polizist. Doch auch der würde ihn nicht aufhalten können.
    Es war schon grotesk. Ein Polizist verfolgte ihn. Dabei war er doch auf der Seite des Rechts. Ihm hätte der Polizist doch helfen müssen.
    »… obschon er wandelte auf dem Pfade der Finsternis «, dachte er bei sich. Die Ärzte, die Pfaffen, warum nicht auch die Polizei.
    Ein Mann mit einem Hund schlenderte vom Hafenkanal zu ihm herüber. Er beobachtete den Mann mit sorgenvoller Miene. Der kleine schwarze Hund lief aufgeregt hin und her, beschnüffelte die Büsche und Sträucher und setzte überall seine Duftmarken. Er dachte an Lüdkes Dackel. Es hatte ihn damals Überwindung gekostet, das kleine Fellbündel zu all den Steinen in den braunen Sack zu stecken und in das faulige Wasser zu werfen. Doch was war ihm anderes übrig geblieben. Einen kurzen Augenblick hatte er daran gedacht, den Hund zu behalten. Doch diesen Gedanken hatte er schnell wieder verworfen. Er hatte seinen Auftrag, für einen Hund blieb keine Zeit. Zuerst hatte er mit dem Knüppel zugeschlagen, dann hatte er das Tier ins Wasser geworfen.
    Der alte Mann mit dem Hund änderte seine Richtung und ging auf die Schleuse zu. Nachdenklich schaute er dem Mann hinterher.
    Gestern hatte er den Silberfuchs zum ersten Mal nach drei Jahren wieder von nahem gesehen. Er war erschrocken. Alt war er geworden. Alt und abgezehrt. Er hatte nichts mehr mit dem Mann gemein, der er einmal gewesen war. Doch das änderte nichts an der Sache. Es machte ihm nur deutlich, dass die Zeit wie im Flug verging. Dennoch, Mitleid empfand er nicht. Dieser Mann hatte ihm zu viel angetan.
    Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor zehn und die Dämmerung zog über das Land. Er griff nach seinem Seesack und ging. Nahe der Doppelschleuse blieb er stehen und blickte sich um. Der Mann mit dem Hund war verschwunden. Niemand war mehr in der Nähe. Es wurde Zeit. Er schlenderte auf den kleinen Steg hinaus und ging auf das silberblaue Sportboot zu. Damals in Norddeich hatte er einige Runden mit dem gleichen Boot gedreht. Er warf seinen Seesack hinüber und ging an Bord.
    Der Außenbordmotor war mit einer Kette gesichert, doch das störte ihn nicht. Er hatte alles dabei, was er brauchte. Es dauerte nicht lange, bis das Boot klargemacht war. Ein Motorboot war sogar noch leichter zu stehlen als ein Wagen. Man musste es nicht einmal aufbrechen. Nachdem er die beiden Kanister im Heck verstaut hatte, startete er den Motor. Die kräftige Maschine lief ruhig und gleichmäßig. Er löste die Leine und ging ans Steuer. Vorsichtig manövrierte er das Boot durch den Yachthafen. Endlich hatte er es geschafft.
    Er blickte in den Himmel. Für die nächsten vier Tage war dieses Boot seine Heimat. Die Abdeckplane unter der Rückbank würde ihn gegen den Regen schützen. Doch nach Regen sah es heute nicht aus.
    *
    Trevisan hatte gut geschlafen. Nachdem er nach Hause gekommen war, hatte er sich lange mit Paula unterhalten. Um sieben war sie in den Chor gegangen und er hatte sich die Nachrichten angesehen. Während eines Spielfilms um Viertel nach acht war er eingeschlafen. Der Fernseher war sein bestes Schlafmittel. Er hatte Paula nicht gehört, als sie nach Hause gekommen war. Sie war leise auf ihr Zimmer gegangen und hatte ihn schlafen lassen. Als er kurz nach zehn aufwachte, schaute er in den Flur. Ihre Jacke hing an der Garderobe und die Schuhe standen neben der Tür. Zufrieden ging er ins Bett.
    Der Wecker klingelte zehn nach sechs. Er fühlte sich frisch und ausgeruht. Nach dem Frühstück fuhr er nach Wilhelmshaven. Heute würde er sich mit Richter Kollmann treffen. Der Richter arbeitete immer noch am Landgericht und wohnte in Schortens.
    Auf dem Weg zum Büro begegnete ihm Monika.
    »Guten Morgen«, begrüßte er sie. »Ich schätze, das gibt heute einen langen Tag. Wie geht es dir?«
    Sie sah müde und abgespannt aus. »Nicht besonders gut, ich hatte gestern Abend noch etwas Ärger mit meiner Ältesten. Sie weiß einfach nicht, wann sie die Grenze überschreitet. Sie war auf einer Geburtstagsparty und sollte um elf Uhr zu Hause sein. Um Mitternacht ist sie gekommen. Ich habe mir fürchterliche Sorgen gemacht.« Trevisan schaute sie mitleidig an.
    »Ich

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