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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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regnen.
    Vor ihm lag der Obduktionsbericht Gablers. Mühlbauer hatte sich beeilt. Trevisan schlug die erste Seite auf und begann zu lesen. Rudolf Gabler war durch Gewalteinwirkung gegen die rechte Halshälfte mit einem scharfkantigen Gegenstand gestorben, der mit äußerster Gewalt geführt worden war. Der Tod war am Freitag auf Samstag, zwischen 23.30 Uhr und 00.30 Uhr eingetreten. Als Tatwaffe kam ein Wurfmesser oder ein Pfeil mit scharfkantiger Spitze in Betracht. Die Halsschlagader war glatt durchtrennt worden. Spuren eines Kampfes gab es nicht, jedoch hatte sich auf dem rechten Handrücken Gablers eine Einblutung gebildet. Das sprach für eine Abwehrreaktion, beschrieb Mühlbauer nüchtern.
    Trevisan las weiter und zog die Stirn kraus. In der Wunde waren feinste, rot gefärbte Kunststoffpartikel gefunden worden. Was konnte es damit nur auf sich haben? Er überlegte, doch ihm fiel keine vernünftige Erklärung ein.
    Zumindest stand jetzt aber zweifelsfrei fest, dass Gabler auf der Düne, hinter der man ihn gefunden hatte, auch ermordet worden war. Mühlbauers und Kleinschmidts Erkenntnisse deckten sich.
    Trevisan lehnte sich zurück und blickte an die weiß getünchte Decke. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Noch bevor er nach ihm greifen konnte, verflüchtigte er sich.
    Das Geld und die Papiere hatten den Mörder genauso wenig interessiert wie das teure Fernglas und die wertvolle Fotoausrüstung. Das letzte Foto auf Gablers Film blieb selbst nach digitaler Aufbereitung ein rätselhaftes Gemenge aus Schwarz und Lila. Fingerabdrücke gab es nicht. Zumindest waren am Tatort sowie in Gablers Wagen außer denen des Opfers keine festgestellt worden. Der einzige, wenn auch vage Ansatzpunkt in dieser Geschichte war ein kleiner Metallring, dessen Zweck und Herkunft bislang nicht zugeordnet werden konnten.
    Mittlerweile gab es auch von Kleinschmidt ernüchternde Neuigkeiten. Die Spezialisten des Landeskriminalamtes hatten die Videokassette aus Gablers Wohnung unter die Lupe genommen. Der Film war mindestens sechs Jahre alt. Die dargestellten Personen, der Hintergrund, die Wohnungseinrichtung, all das ließ darauf schließen, dass das Video aus Ostasien stammte. Vermutlich war es in Thailand aufgenommen worden.
    Auch die Bilder aus Gablers Album, auf denen sich Frauen und Mädchen in verschiedenen Badezimmern entkleideten, waren über fünf Jahre alt. In der Fotobeschichtung befanden sich noch Spuren von gesundheitsschädlichem Entwickler und Fixiermittel, die bereits seit Jahren nicht mehr vertrieben wurden. Fest stand jedenfalls, dass Gabler zu Hause über kein Farblabor verfügte. Die Bilder mussten aber in einem Labor entwickelt worden sein. Dietmar Petermann hatte inzwischen herausgefunden, dass Gabler in den Jahren 1995 bis 1996 in Wilhelmshaven an der Volkshochschule unterrichtet und dort Zugang zu einem gut sortierten Fotolabor gehabt hatte.
    Die Vorstellung, die Personen auf den Bildern identifizieren zu können, war reine Utopie. Es konnte nicht einmal gesagt werden, wo die Aufnahmen gemacht worden waren.
    Der Gedanke, der ihm vorhin kurz durch den Kopf geschossen war, kehrte zurück. Diesmal war Trevisan darauf vorbereitet. Er griff ihn auf. Der Polizeiarzt auf der Helge und nun Mühlbauer: Zum zweiten Mal hatte ein Arzt davon gesprochen, dass ein Pfeil als Tatwaffe in Betracht kam. Vielleicht war das ein Ansatzpunkt.
    Aber zu einem Pfeil gehörte immer ein Bogen. Trevisan schüttelte den Kopf. Die Theorie schien ihm doch weit hergeholt. Ein Mann mit Pfeil und Bogen hätte auffallen müssen. Außerdem gab es zum Töten bessere Möglichkeiten. Und sich Straßberg mit einem Bogen vorzustellen, war genauso absurd wie ein Eisberg im Ems-Jade-Kanal. Straßberg war ein Gewaltmensch. Ein kleiner Verbrecher, der mit Fäusten und Messer seine Kämpfe austrug. Überdies hätte er vielleicht den Fotoapparat, aber niemals das Geld liegen lassen. Genau das störte Trevisan, wenn der Name Straßberg als Verdächtiger genannt wurde. Trevisan richtete sich auf. Straßberg? Alex und Dietmar waren überzeugt, dass Straßberg der Mörder von Wangerooge war. Sollte er zu ihnen gehen und sagen, lasst ihn laufen, wir suchen einen Mann mit Pfeil und Bogen? Sie hätten geglaubt, er sei übergeschnappt.
    Pfeil und Bogen, immer wieder kreisten seine Gedanken um diese beiden Dinge. Sie ließen ihn nicht los. Dann kam ihm der rettende Einfall. Eine Armbrust oder eine Harpune hatten ebenfalls pfeilartige Geschosse. Er ordnete die

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