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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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öffnete er es . Er fuhr zusammen, als jemand laut seinen Namen rief.
    *
    Horst Grevenstedt hatte die Kinder früh zu Bett gebracht. Seine Frau war ausgegangen. Es war Dienstag. Der Kirchenchor probte. Grevenstedt hatte die Woche über noch Urlaub. Vielleicht würde er mit Eva einen kurzen Abstecher nach Hamburg machen. Oma könnte auf die Kinder aufpassen. Sie würde sich darüber freuen. Das Boot konnte er auch noch am Wochenende richten.
    Die Fischerei war nur noch Hobby. Fabrikschiffe und Kutter fischten die Bänke leer. Einzig und allein der Krabbenfang warf noch ein kleines Zubrot ab.
    Mittlerweile war sein Leben wieder zur Ruhe gekommen. Eva hatte ihm geholfen. Trotzdem war es ihm nicht leicht gefallen, die Freiheit auf See aufzugeben und gegen eine düstere und muffige Fabrikhalle einzutauschen. Damals hatte er viel riskiert, um an Geld zu kommen, hatte seine Existenz aufs Spiel gesetzt und beinahe alles verloren, sogar Eva. Er hatte sie und die Kinder in dieser Zeit übel behandelt.
    »Was ist schon ein Mann wert, wenn er seine Familie nicht ernähren kann«, hatte er zu ihr gesagt, als er mit dem Koffer in der Hand hinaus in den Abend gegangen war. Eva hatte ihm den richtigen Weg gezeigt. Hatte ihn vor Dummheiten bewahrt und um ihn gekämpft. Er war wieder zu Hause.
    Er erhob sich und holte ein Bier aus dem Kühlschrank. Das Bier schmeckte herb.
    *
    Es war spät geworden. Trevisan fuhr mit Dietmar Petermann zurück nach Wilhelmshaven. Er staunte nicht schlecht, nachdem er das versteckte Kuvert vorsichtig geöffnet hatte. Es enthielt Geld. Alte, zerknitterte und abgegriffene Scheine. Zwölftausendsiebenhundertdreißig Mark insgesamt.
    »Das Ganze kommt mir spanisch vor. Er war ein armer Schlucker und hatte Schulden. Wie sollte er an so viel Geld kommen?«, fragte Trevisan.
    »Gespart?«
    »Es sieht mir eher wie Drogengeld aus, so zerknittert wie die Scheine sind. Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen und schon wieder stoßen wir auf ein neues Rätsel. – Hast du wenigstens etwas Wichtiges erfahren?«, lenkte Trevisan die Unterhaltung auf ein anderes Thema. Spekulationen waren ihm zu müßig. Er hatte Kopfschmerzen.
    »Ich hätte es mir schenken können. Hansen war ein Engel auf Erden. Er kümmerte sich rührend um seine kranke Frau und pflegte sie, bis sie starb. Ansonsten ging er treu und brav seiner Arbeit nach und gönnte sich als einziges Vergnügen jeden Samstag einen Skatabend im Klosterkrug bei Fietje.«
    »Und Willemsen?«, fragte Trevisan.
    »Willemsen hing an Hansen wie eine Klette. Er lebte seit über zehn Jahren in Hansens Haus«, berichtete Dietmar. »Er hat einen Bruder in Leer, zu dem aber so gut wie kein Kontakt bestand. Die Mutter soll in Olsdorf in einem Heim untergebracht sein. Sie liegt nach einem Schlaganfall im Koma.«
    »Gab es Freunde, eine Frau oder einen Bekannten, zu dem er Kontakt hielt?« Trevisan schaltete die Innenbeleuchtung des Wagens ein und griff auf dem Rücksitz nach der Plastiktüte mit Willemsens Habseligkeiten.
    »Keine Freunde, keine Bekannte und schon gar keine Frau. Fietje meinte, wenn er am Abend mehr als drei Worte herausbekam, dann grenzte das schon an ein Wunder. Meist saß er neben Hansen, schaute beim Kartenspielen zu und trank dabei zehn, zwölf Bier.«
    Willemsens Nachlass bestand aus einem Taschenmesser, einem Pfeifenstopfer, einer Taschenuhr mit aufwändigen Verzierungen und einem Stück Papier. Trevisan entfaltete das Papier. Es war ein Werbeplakat im Din-A5-Format. N.A.B stand in großen altdeutschen Buchstaben darauf. Darunter stand » Wir sind die Welt und wir werden um sie kämpfen«.
    Nur ein billiger Computerausdruck einer Umweltschutzorganisation, dachte Trevisan und legte die Tüte wieder auf den Rücksitz. »War Mijboer auch mit von der Partie?«
    »Zwei, drei Mal. Er ging seine eigenen Wege. Er fuhr gerne nach Wilhelmshaven oder nach Bremen. Einmal sprang er beim Kartenspielen ein. Er gewann fast jedes Spiel. Ansonsten weiß Fietje nichts über den Holländer.«
    »Schade«, entgegnete Trevisan. »Ich komme morgen eine Stunde später, kümmerst du dich um die Verständigung der Angehörigen?«
    »Du kannst dich darauf verlassen«, antwortete Petermann.

 
     
8
    Paula saß am Frühstückstisch und knabberte lustlos an einem Brötchen.
    »Guten Morgen«, grüßte Trevisan schuldbewusst. Er erhielt keine Antwort. Schon alleine Paulas missgelaunter Gesichtsausdruck sprach Bände. Er hatte seit Freitag nicht mehr mit ihr geredet. Das ganze

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