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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Kleinen?«
    »Es geht ihr gut, das Fieber ist gesunken. Peter ist bei ihr.« Monikas Mann war freier Architekt. Ein erfolgreicher sogar. Es war ein Glück, dass er sich seine Zeit offenbar frei einteilen konnte.
    »Wie weit seid ihr?«, fragte Trevisan und hängte das Bild zurück an die Wand.
    »Hier unten sind wir fertig.«
    »Und? Gab es etwas?«
    »Hansen hat jeden Monat tausend Mark an ein Privatkonto in Hamburg überwiesen. Er war ein ordentlicher Mensch und hat die Kontoauszüge aufgehoben. Die ganzen letzten zehn Jahre. Es ist auffällig, dass er erst nach dem Tod seiner Frau mit den Überweisungen begann.«
    »Wer ist der Empfänger?«
    »Auf den Überweisungsquittungen sind nur Kontonummer und Bankinstitut vermerkt, aber das dürfte kein Problem sein.«
    »Sonst noch etwas Besonderes?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Trevisan wandte sich um und besah sich die Buddelschiffe. Als Kind hatten sie ihn fasziniert. Ihm war immer unerklärlich gewesen, wie die großen Masten durch den kleinen Flaschenhals passten.
    »Dietmar hört sich in der Nachbarschaft um«, sagte Monika. »Hansen verkehrte in seiner Freizeit in der Kneipe am Ende der Straße. Auch Willemsen war fast immer dabei.«
    »Wo sind Tina und Alex?«, fragte Trevisan.
    »Sie nehmen sich Willemsens Zimmer vor«, antwortete Monika und schaute auf ihre Uhr.
    »Wenn du nach Hause willst …«
    »Nein, es geht schon. Peter hat um acht Uhr einen Termin. Bis dahin werden wir es wohl schaffen.«
    Trevisan nickte. »Gut, dann nehmen wir beide uns das Zimmer des Holländers vor.«
    Mijboers Zimmer lag im ersten Stock. Es war nur ein kleiner Raum. Ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Sessel und ein Tisch. Bilder eines kleinen Kindes an der Wand. Ein Sekretär mit zwei Schubladen stand neben dem fleckigen Fenster. Trevisan blickte sich forschend um. Er prägte sich jedes Detail ein.
    Monika Sander nahm sich den Sekretär vor. Die Schubladen waren unverschlossen.
    Trevisan durchsuchte den Schrank. Nur wenige Kleider hingen darin. Unterwäsche in den Regalen, zwei Anzüge, ein paar Hemden, eine Jeans, zwei paar Schuhe und Socken. Mehr gab es nicht. Fein säuberlich durchforschte Trevisan vergeblich Stück um Stück. Auch Hohlräume oder Verstecke zog er in Betracht. Das Einzige, das er noch fand, war ein verstaubter Regenschirm auf dem Schrank.
    Monika sondierte unterdessen den Inhalt des kleinen Schreibpultes. Ein paar Kontoauszüge. Wenig Geld auf dem Konto. Ein paar Briefe von einer gewissen Maike Mijboer, wohnhaft in Winschoten/Holland. Sie überflog die Zeilen. Es ging immer um das Gleiche. Um Geldforderungen und um die Fortschritte des kleinen Piet. Piet war offenbar der gemeinsame Sohn. Maike und Jan Ekke Mijboer lebten getrennt, hatten die holländischen Behörden berichtet. In der anderen Schublade lag etwas Schmuck. Ein Ohrring, eine Uhr. Nicht viel, nur billiger Plunder.
    Trevisan blickte Monika über die Schulter. Ein schwarzes Notizbuch kam zum Vorschein. Sie blätterte darin. Das Buch war voller Namen und Telefonnummern. Sie seufzte.
    »Am Ende reduziert sich das Leben auf pure Belanglosigkeiten«, sinnierte Trevisan, nachdem sie den Rest der Habseligkeiten Mijboers inspiziert hatten. »Wir nehmen das Notizbuch mit und weiten es in der Polizeiinspektion aus.«
    Monika nickte. Sie schaute auf die Uhr. Es war halb acht.
    »Nimm meinen Wagen, ich fahre mit Dietmar.«
    Monika nickte dankbar.
    »Schon gut. Wir sehen uns morgen.« Er reichte ihr den Wagenschlüssel.
    Als sie gegangen war, schaute er sich noch einmal um. Schon wollte er die Schubladen wieder zurückschieben, doch irgendetwas ließ ihn zögern. Nachdenklich musterte er die beiden. Sie waren unterschiedlich lang. Obwohl sie vollständig ausgezogen waren, fehlten der linken etwa zehn Zentimeter. Er beugte sich hinab. Zwei fest eingedrehte Schrauben hielten die längere Lade in den Gleitschienen. Die Kürzere wurde von einer einzigen, locker eingedrehten Schraube gehalten. Er holte sein Taschenmesser aus der Jackentasche und drehte die Schraube heraus. Dann zog er die Schublade aus dem Fach. Mit seiner linken Hand tastete er in die dunkle Öffnung. Plötzlich durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Er zog die Hand zurück. Sein kleiner Finger blutete. Ein vorstehender Nagel hatte eine klaffende Wunde gerissen. Trevisan fluchte. Abermals fasste er, diesmal eine Spur vorsichtiger, in den Hohlraum. Papier knisterte zwischen seinen Fingern. Er zog daran und ein braunes Kuvert kam zum Vorschein. Neugierig

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