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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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schaust du so belämmert?«
    »Weil Straßberg nicht der Täter ist«, erwiderte Trevisan.

 
     
10
    Es war kurz nach zehn, als Horst Grevenstedt nach Hause kam. Seine Frau und die Kinder waren zur Großmutter nach Jever gefahren. Er kam von einer Sitzung des Musikvereins und freute sich auf das anstehende Wochenende. Als er in das Badezimmer im ersten Stock ging, spürte er einen Luftzug. Er schaute sich um. Das Fenster an der Westseite stand weit offen. Er selbst hatte es nur gekippt, als er das Haus verlassen hatte.
    Seine Nackenhaare stellten sich auf und ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. Ein anderer, ein fremder Geruch lag in der Luft. Vorsichtig schlich er den Flur entlang. Eva hatte das Haus vor ihm verlassen, sie konnte das Fenster nicht geöffnet haben. Die Schlafzimmertür war nur angelehnt. Als sie der Windzug erfasste und laut gegen den Rahmen stieß, fuhr er zusammen. Seine Augen suchten nach einem Stock, einer Waffe. Er wollte nicht wehrlos sein. Hier musste jemand eingebrochen sein. Was sollte er tun? Sollte er die Polizei rufen?
    Das Fenster lag direkt über der Garage. Ein beweglicher Kerl konnte von außen über das Garagendach an das Fenster gelangen. Eva hatte ihn immer gewarnt. Er hatte die Warnungen in den Wind geschlagen und zu ihr gesagt, sie solle nicht so ängstlich sein. Wer sollte schon bei ihnen einbrechen. Sie waren nicht reich.
    Er nahm den schweren Kerzenständer vom Sideboard. Nun fühlte er sich ein wenig sicherer. Vorsichtig ging er auf das Schlafzimmer zu. Ein erneuter Windstoß versetzte die Tür in Bewegung. Erschrocken verharrte er und lauschte. Es blieb still. Nur der Wind fauchte draußen um das Haus. Es war Mai, bald kam der Juni, und noch immer herrschte im Wangerland ein Wetter wie im April.
    Komisch, dass ihm ausgerechnet dieser Gedanke in den Sinn kam. Er nahm all seinen Mut zusammen. Kräftig trat er gegen die Tür. Sie schwang auf und der Türgriff schlug geräuschvoll gegen die Wand. Eilends knipste er das Licht an und stürzte kampfbereit in das Zimmer. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er rechnete damit, dass sich augenblicklich eine Gestalt auf ihn stürzen würde, doch das Schlafzimmer war leer. Hatte er sich geirrt? Hatte er das Fenster vielleicht nicht richtig geschlossen, als er das Haus verlassen hatte? War der Wind so kräftig, dass er das Fenster aus der Verriegelung wuchten konnte?
    Er durchsuchte das Schlafzimmer, schaute im Schrank nach, unter dem Bett und in allen Ecken. Hier war niemand. Sein Körper entspannte sich. Er ging auf die Tür zu, doch plötzlich blieb er stehen. Sein Blick fiel auf eine Schublade der Kommode. Sie war geöffnet.
    Jetzt war er sich sicher. Irgendjemand war bei ihm eingebrochen.
    Er rannte zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei.
    *
    Sie saßen im Wohnzimmer. Eva zitterte am ganzen Leibe. Am liebsten hätte sie die heutige Nacht außerhalb ihres Hauses verbracht, doch er konnte sie beruhigen. Die beiden Polizisten hatten alles abgesucht. Sie hatten an der Garagenwand den Sohlenabdruck eines Schuhs gefunden. Die Sohle hatte ein klar erkennbares Muster hinterlassen. Es gab keine Zweifel, der Abdruck stammte von einem Turnschuh.
    Mittlerweile hatten er und Eva nachgesehen, ob etwas fehlte. Aber es war noch alles vorhanden. Sogar die Sparbücher lagen immer noch unter der Wäsche im Schrank.
    »Eines ist mir unverständlich«, sagte der ältere Beamte. »Meist werden Wertsachen im Kleiderschrank versteckt. Aber der Einbrecher schien überhaupt kein Interesse daran gehabt zu haben. Sogar der Schmuck in der Kassette auf der Schlafzimmerkommode ist noch vollzählig. Entweder war der Kerl ein Anfänger oder er wurde gestört. Wann sind Sie nach Hause gekommen, haben Sie gesagt?«
    »Es war gegen zehn Uhr«, antwortete Grevenstedt.
    »Dann kann es nicht anders gewesen sein: Der Täter wurde gestört und ist durch das Fenster verschwunden, als Sie unten durch die Tür kamen«, folgerte der Polizist.
    »Ich war nicht besonders leise. – Damit war ja auch nicht zu rechnen«, fügte Grevenstedt nach einer Weile nachdenklich hinzu.
    Der Polizist nickte. »Die Diebe nutzen jede Gelegenheit. Wahrscheinlich hat er das zurückgestellte Fenster gesehen. Sie sollten die Fenster schließen, wenn Sie das Haus verlassen.« Seine Stimme hatte einen belehrenden Tonfall.
    »Glauben Sie, er kommt zurück?«, fragte Eva ängstlich.
    Der Beamte schüttelte den Kopf.
    »Sie sollten einmal

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